Küss mich, Cowgirl!
“Was hast du mich gefragt?”
“Ob du mit mir tanzen willst!”
Herrje, sie hatte alles um sich herum vergessen bis auf die Gefühle, die er in ihr hervorrief. “Nein, danke. Ich führe gerade eine sehr interessante Unterhaltung mit …”
“He, das ist ein besseres Angebot.” Der Ingenieur grinste. “Geht ihr beiden ruhig und amüsiert euch. Es wird sowieso Zeit, dass ich mal nach meiner Frau schaue.”
Toni sah ihre Rettungsleine in der Menge verschwinden. Die Kennenlernparty für die Ranchurlauber war ein voller Erfolg. Paare tanzten stampfend zu den Rhythmen einer dreiköpfigen Countryband.
Toni wollte nicht mit Simon tanzen, weil sie ihn nicht über einen längeren Zeitraum berühren wollte. Denn jedes Mal, wenn sie es tat, wurde sie schwach. Sie konnte es kaum erwarten, bis er nach Hause fuhr und wieder Normalität in ihr Leben einkehrte.
“Wollen wir?” Er deutete auf die Tanzfläche.
Verzweifelt suchte sie nach einer Ausrede, die er akzeptieren würde. “Solltest du nicht lieber auf deine Schwester aufpassen?”
“Nicht nötig. Sie ist dort drüben mit Lora und Dylan.” Er lächelte. Offenbar hatte er sie durchschaut. “Außerdem habe ich entschieden, dass du recht hast und ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Falls also doch etwas geschehen sollte …”
“Wirst du mir nicht die Schuld geben!”
Er lachte. “Nein, Süße, ich werde dir nicht die Schuld geben. Jetzt hör auf mit deinen Verzögerungstaktiken und lass uns endlich tanzen. Du willst es doch.”
Verdammt, sie wollte es wirklich. Allein in seinen Armen zu liegen war aufregend. Er zog sie sanft an sich und begann sich zu bewegen. Seine Schenkel streiften ihre, seine Hand lag zwischen ihren Schulterblättern. Die Zeit schien stillzustehen, während sie im vollkommenen Einklang über die Tanzfläche glitten. Toni war so verzaubert, dass sie dort ebenso gut hätten allein sein können. Es kostete sie große Mühe, Distanz zu wahren.
Aber vielleicht sollte sie einfach mit Anmut nachgeben und genießen, was geschah, ohne sich Hoffnungen hinzugeben, die sich doch nicht erfüllen würden.
“Moment mal!” Simon blieb plötzlich stehen. Es war schon ihr vierter Tanz hintereinander, und Toni hatte ihn so abgelenkt, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie Marilee verschwunden war. Jetzt saß sie jedenfalls nicht mehr mit den anderen Gästen an der Bar.
“Was ist denn los?” Toni schaute ihn mit großen Augen an.
Je länger sie tanzten, desto enger hatte sie sich an ihn geschmiegt. Als Simon in ihr wunderschönes Gesicht blickte, erwachte sein Verlangen von Neuem. Wenn sie sich nicht in der Öffentlichkeit befunden hätten …
Er nahm sich zusammen und erklärte barsch: “Marilee ist verschwunden. Du hast sie nicht gehen sehen, oder?” Das war eine dumme Frage. Er bezweifelte, dass Toni mehr als er mitbekommen hatte, was um sie herum vorging.
Sie sog scharf den Atem ein und schüttelte den Kopf.
“Hast du gesehen, ob sie sich mit irgendwelchen Fremden unterhalten hat? Männern, meine ich natürlich.”
“Nein.” Sie presste die Lippen zusammen und wich ein wenig zurück. “Bitte, verfolge sie ruhig bis in die Damentoilette.”
“Sehr witzig.” Widerstrebend ließ er Toni los. “Meinst du, sie ist dorthin gegangen?”
“Simon, es ist mir völlig egal, wohin sie gegangen ist. Sie ist schließlich erwachsen.”
Er runzelte die Stirn. “Du bist überraschend ruhig. Langsam habe ich den Verdacht …”
“Welchen Verdacht?”
“Ich bin mir nicht sicher. Möglicherweise verschweigst du mir etwas.” Er schwächte diesen Vorwurf mit einem Lächeln ab.
Anscheinend nützte das jedoch nichts, da ihre Miene kühl und distanziert wurde. “Ich weiß nur, dass ich allmählich genug habe von deinem Beschützerwahn. Würdest du mich jetzt bitte loslassen?”
“Aber unser Tanz …”
“… war schon vor drei Songs zu Ende. Bitte, ich möchte mich setzen, und du willst deine Schwester in Verlegenheit bringen.”
“Toni Keene!” Er ließ sie los. Sie drehte sich um und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Seufzend wandte er den Blick von ihrem schlanken Rücken ab, um erneut nach seiner Schwester Ausschau zu halten, und fragte sich, wann sein Leben so kompliziert geworden war.
“Du scheinst dich ja gut zu amüsieren”, meinte Niki und warf sich ein Handtuch über die Schulter.
Toni stützte sich mit den Ellbogen auf das Ende des überfüllten Tresens. “Der Schein trügt.”
“Ach komm schon.” Niki tippte
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