Küss mich, Cowgirl!
seinem Chauffeur. Plötzlich kam sie sich in ihrem Denim-Overall, der roten Bluse und den Cowboystiefeln fehl am Platz vor. Simon hatte ihr gesagt, sie solle sich nicht allzu schick machen, und er selbst hatte es auch nicht getan. Er trug Jeans, ein kariertes Baumwollhemd und seinen weißen Stetson. Aber er war schließlich auch der Boss hier und brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass man ihn anstarren würde.
Er kam zu ihr, und die Limousine fuhr davon. Lächelnd deutete er auf die Drehtür. “Wollen wir?”
Toni holte tief Luft und nickte. Die Würfel waren gefallen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Simon führte sie in sein Büro und erzählte ihr, er müsse ganz schnell zu einer wichtigen Besprechung. In Wahrheit wollte er ihr nur Zeit geben, sich an die Umgebung zu gewöhnen. Er war so angespannt, dass er eine seiner ältesten Mitarbeiterinnen, die ein Gespräch mit ihm wollte, ungeduldig wegschickte.
Zum ersten Mal in seinem Leben gelang es ihm nicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Alles, woran er denken konnte, war Toni Keene, und wie nah und gleichzeitig fern er seinem Ziel war.
Er gab ihr fünfzehn Minuten. Als er das Büro wieder betrat, fand er sie vor der Glasfront, die eine Aussicht auf den River Walk bot. Unterhalb der belebten Straßen der Stadt schlängelte sich der Paseo del Rio zwischen riesigen Zypressen, Palmen, tropischen Pflanzen und blühenden Büschen hindurch. Es war ein Anblick, den er liebte, doch Toni schaute er sich noch lieber an.
Sie drehte sich langsam zu ihm um und wirkte noch reservierter als sonst. Eilig ging er zu ihr. “Gefällt dir die Aussicht?”
“Ja.” Sie entfernte sich ein paar Schritte von ihm. “Ich habe das schon einmal gesehen.”
Er runzelte die Stirn, da er eigentlich mehr Begeisterung erwartet hatte. “Du scheinst nicht sehr beeindruckt zu sein.”
“Oh, das ist es nicht”, versicherte sie ihm. “Ich finde es sehr hübsch. Nur ist es, fürchte ich, nicht mein Fall.”
Er näherte sich ihr wieder. “Und was bedeutet das?”
Sie zuckte leichthin die Schultern und schlenderte zu seinem Schreibtisch. Sie nahm einen silbernen Brieföffner und drehte ihn in den Händen, während sie über ihre Antwort nachdachte. Schließlich sagte sie: “Der Paseo del Rio oder River Walk ist zu perfekt.”
Simon lachte ungläubig. “Nichts kann zu perfekt sein.”
“Doch, vor allem von Menschen gemachte Dinge. Ich ziehe eine natürlichere Umgebung vor.” Sie sah ihm ins Gesicht. “Nichts gegen den River Walk”, versicherte sie. “So weit ich weiß, waren die Flussufer vor dem Bau der Promenade längst nicht so attraktiv, und den Touristen gefällt es sehr. Aber ich bin ein Mädchen vom Land, daher ist mir der Glanz der Städte ein wenig fremd.”
“Ich verstehe.” Er gab sich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Er hatte sich darauf verlassen, dass sie von seinem Erfolg beeindruckt sein würde. Zum Glück hatte er jedoch noch mehr zu bieten.
“Ja, gern. Ich hätte gern eine Diät-Limonade, wenn es möglich ist. Sonst nehme ich auch ein Wasser.”
Na klar, er hatte sie den ganzen Weg nach San Antonio für ein Glas Wasser gebracht. “Ich habe eine bessere Idee.”
Sie hob erstaunt und misstrauisch die Brauen, sagte aber nichts.
“Komm mit.” Er streckte die Hand aus.
Toni betrachtete sie, nahm sie jedoch nicht. “Wohin?”
Er warf ihr einen tadelnden Blick zu. “Vertrau mir.”
Einen Moment lang zögerte sie. Dann holte sie rasch Luft. “Das tue ich bereits, sonst wäre ich wohl kaum hier. Also mach nichts, was mich meinen Entschluss bereuen lässt.”
“Ich habe nicht die Absicht.” Er führte Toni zum Fahrstuhl, der hinter auseinander gleitenden Spiegeltüren verborgen lag, und nahm sich fest vor, sein Wort zu halten.
Toni trat aus dem Fahrstuhl in einen großen Raum mit weißen Teppichen und Akzenten aus Kristall. “Grundgütiger!”, rief sie. “Wo sind wir?”
“Hier lebe ich.” Simon durchquerte den Raum und ging zu einem glänzenden transparenten Regal, das an der Spiegelwand zu schwimmen schien.
“Du wohnst in einem Bürogebäude? Erst als sie es schon ausgesprochen hatte, merkte sie, wie missbilligend das klang. “Ich meine, so etwas habe ich noch nie gehört”, fügte sie rasch hinzu. “Aber was weiß ich denn schon?”
Er lachte. In seiner Cowboy-Kluft wirkte er in dieser hocheleganten Umgebung ebenso fehl am Platz wie sie. “Du weißt, was dir gefällt”, sagte er, nahm eine bereits geöffnete Flasche
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