Küss mich, Cowgirl!
nicht die Mühe”, unterbrach sie ihn. “Verschwende keinen Gedanken mehr an mich, denn es lohnt sich nicht. Du bist nur noch einen Tag hier, und danach werden wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen. Glaub mir, Simon, es ist besser, die ganze Geschichte zu vergessen.”
“Toni, du weißt ja nicht, was du da redest”, beschwor er sie. “Wenn du mir nur eine Chance geben würdest!”
“Gute Nacht, Simon.” Eilig schlüpfte sie ins Haus und lehnte sich erschöpft an die Haustür. Sie hatte recht. Natürlich. Simon hatte eine Eroberung gemacht, die er noch nicht wieder hergeben wollte, das war alles. Selbst seine eigene Schwester sagte, dass er sich rasch langweilte und immer sofort bekommen musste, was er wollte. Das durfte sie nicht vergessen, nur weil sie ihn liebte …
O nein!, dachte sie. Was sie empfand, konnte doch nicht Liebe sein! Sicher war es nur eine vorübergehende Verliebtheit, denn sie kannte ihn doch gar nicht gut genug, um ihn zu lieben. Und da er nur noch einen Tag blieb, würde sie ihn auch nie gut genug kennenlernen.
7. KAPITEL
Freitag
Tonis Wecker klingelte wie immer um sechs Uhr. Wie immer rollte sie sich auf die Seite und schlug mit der Faust auf den Knopf, um das höllisch laute Ding zum Schweigen zu bringen. Dann zog sie sich die Decke über das Gesicht und weigerte sich aufzustehen. Das war allerdings neu. Als Tilly den Gong schlug, war Toni noch immer nicht aufgetaucht. Zurück in der Küche, wandte Granny sich besorgt an Niki. “Wieso schaust du nicht mal nach, was deine Schwester aufhält?”, schlug sie vor.
Niki kaute auf ihrer Unterlippe. “Sie kam letzte Nacht erst sehr spät nach Hause.”
“Ich weiß.” Sie tauschten besorgte Blicke. “Das macht sie sonst nie.”
“Stimmt, das ist völlig untypisch für sie”, pflichtete Niki ihr bei. “Simon war heute Morgen vor dem Frühstück auch noch nicht unten. Was meinst du, was da vor sich geht?”
Granny dachte einen Moment nach. “Wenn ich das nur wüsste”, sagte sie schließlich. “Allerdings habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Deine Schwester ist viel zu sensibel für eine Sommerromanze. Wenn dieser Simon Barnett ihr wehtut …” Sie schluckte die Drohung herunter und biss die Zähne zusammen. “Geh und sprich mit ihr. Falls ihr mich braucht, ruf einfach.”
“Danke, Grandma.” Niki gab ihr einen Kuss. “Bestimmt machen wir uns ganz unnötig Sorgen.”
Kent betrat die Wild-Bill-Hütte und balancierte vorsichtig ein Tablett mit Essen. Er ging zu dem Bett, in dem sein Arbeitgeber lag und an die Decke starrte, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
“Ich habe Ihnen eine Kleinigkeit zum Frühstück gebracht, Sir.” Kent stellte das Tablett auf den Tisch zwischen den beiden Betten.
“Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie sich nicht die Mühe machen sollen”, sagte Simon ungehalten.
“Das haben Sie in der Tat.” Kents fröhliche Laune blieb ungetrübt. “Ich zog es jedoch vor, Ihre Anweisungen in dieser Sache zu ignorieren.” Er goss Kaffee in einen Becher. “Angesichts der Uhrzeit, zu der Sie heute Morgen zurückkehrten …”
“Ich bin schon ein großer Junge”, fuhr Simon ihn an. “Ich komme und gehe, wie es mir passt.”
“Allerdings. Ich wollte Sie auch nicht kritisieren, sondern lediglich auf die Notwendigkeit der richtigen Ernährung in Hinblick auf ein Schlafdefizit hinweisen.”
“Vielen Dank, Dr. Jefferson. Also gut, geben Sie mir einen Becher Kaffee.” Verärgert und unausgeschlafen setzte Simon sich auf. Der Kaffee verbrühte ihm die Zunge, aber das war ihm egal.
“Miss Keene hat das Frühstück ebenfalls verpasst”, informierte Kent ihn emotionslos, als redete er übers Wetter. Er hob die Abdeckhaube von einem Teller und bot seinem Chef Speck und Eier an. Doch Simon schüttelte nur den Kopf.
Erst jetzt wurde ihm klar, dass er seine schlechte Laune an seinem Angestellten ausließ, daher erklärte er: “Trotzdem danke, dass Sie an mich gedacht haben. Nur habe ich jetzt einfach keinen Hunger.” Und vielleicht nie wieder, fügte er in Gedanken hinzu.
“Ich verstehe, Sir.” Kent stellte das Tablett wieder auf den Tisch.
“Sie sagen, Toni hat das Frühstück auch verpasst?”
“Allerdings. Mir schien, ihre Schwester und Großmutter waren beide besorgt, da sie fast nie zu spät kommt, geschweige denn ein Frühstück versäumt.”
Simon empfand eine gewisse unwürdige Freude darüber, dass er nicht der Einzige war, der litt. Oder war Toni vielleicht krank?
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