Küss mich, Cowgirl!
schluckte hart. “Simon, ich wünschte, du würdest nicht darauf bestehen, Bessie zu reiten, nach dem, was sie mit dir gemacht hat.”
“Ach Toni.” Er klang amüsiert. “Ich bin jetzt vier- oder fünfmal ausgeritten, ich werde mit Bessie schon fertig.”
“Berühmte letzte Worte. Wenn sie das nächste Mal vor einer Schlange oder einem Ast scheut, könntest du ernsthaft verletzt werden.”
“Machst du dir etwa Sorgen um meine Sicherheit?” Er schob seinen Hut frech zur Seite.
“Es gehört zu meinem Job, mich um die Sicherheit unserer Gäste zu kümmern”, entgegnete sie steif. “In Zukunft …”
“Vergiss die Zukunft”, unterbrach er sie scharf. Doch dann wurde sein Ton sanfter. “Beruhige dich, ab morgen brauchst du dir um Simon Barnett keine Gedanken mehr zu machen.” Er tippte sich an den Hut und ritt davon.
Toni schaute ihm traurig nach. Offenbar hatte Simon sich von seiner Enttäuschung erholt, die ihre Reaktion auf seinen verrückten Heiratsantrag ausgelöst hatte.
Die Longhorn-Rinder, die es bereits gewohnt waren, von lärmenden Stadtmenschen ziellos von einer Weide zur anderen getrieben zu werden, gehorchten brav. Besonders eifrige Cowgirls ritten um die Herde und trieben Nachzügler und Bummler an.
Mittendrin ritt Simon, hoch aufgerichtet im Sattel, ein wundervoller Anblick, aber Gift für die die seelische Verfassung eines niedergeschlagenen Cowgirls.
Dobe wartete auf der gegenüberliegenden Weide mit einer Kühltasche voller Erfrischungsgetränke auf der Ladefläche eines Pick-ups. Als Toni als Letzte zu ihm ritt, deutete er auf Simon, der sich lässig im Sattel ausruhte.
“Hab mich wirklich geirrt in dem Jungen”, meinte Dobe. “Er könnte tatsächlich ein echter Cowboy werden, wenn er wollte.”
“Er hat auch so schon genug Feuer im Eisen”, meinte Toni schroff, hielt jedoch abrupt inne. “Entschuldige, Dobe. Ich wollte dich nicht so anschnauzen. Meine einzige Erklärung dafür ist, dass ich sehr müde bin. Es war eine anstrengende Woche. Ich kann es kaum erwarten, mich von den Gästen zu verabschieden.”
“Du meinst, du kannst es kaum erwarten, dich von Simon zu verabschieden”, meinte der alte Cowboy scharfsinnig. “Ich dachte, du hättest den Burschen ins Herz geschlossen.”
Es gelang ihr nicht, Dobe einfach anzulügen. Daher zuckte sie nur die Schultern und sagte: “Er hat seine guten Seiten, aber er ist auch ziemlich anspruchsvoll, wenn du verstehst, was ich meine.”
“Nein, das tue ich nicht”, entgegnete Dobe. “Es sei denn, du meinst, dass er es dir nicht leicht macht.” Er zwinkerte ihr freundschaftlich zu und öffnete die Tür des Pick-ups. “Wird Zeit, dass ich mich auf den Rückweg mache. Vergiss nicht, die Leute an das letzte Lagerfeuer heute Abend zu erinnern.”
“Nein, das werde ich nicht.”
“Und Kopf hoch, Mädchen. Morgen sieht alles schon wieder ganz anders aus.”
Das ist höchst unwahrscheinlich, dachte sie, während sie sich von der Gruppe rastender Reiter und Pferde entfernte. Im Gegenteil, morgen würde wahrscheinlich einer der schlimmsten Tage ihres Lebens werden, denn sie würde sich von dem Mann verabschieden müssen, den sie so nah an sich herangelassen hatte wie noch keinen anderen.
Sie hätte mit ihm reden sollen, als er sie darum gebeten hatte. Falls sie noch einmal eine Chance bekam, bestand vielleicht noch Hoffnung, dass sie zumindest in Freundschaft auseinandergehen konnten. Allerdings könnte sie es ihm nicht verübeln, wenn er davon nichts mehr wissen wollte.
“Kent”, rief Simon. “Ich glaube, ich habe jetzt die Erklärung.” Er hörte auf, rastlos auf der Veranda auf und ab zu gehen.
Kent schaute von den geordneten Stapeln Papier auf dem zerschrammten Schreibtisch auf. “Die Erklärung wofür, Sir?”
“Dass Toni die Ernsthaftigkeit meines Antrages nicht erkennt. Was denn sonst?”
Kent hob die Brauen. “Ich verstehe.”
“Das ist alles, was Sie dazu zu sagen haben – ‘Ich verstehe’?”
“Ich verstehe, dass Miss Keene sich fühlen muss, als wäre sie von einer Dampfwalze überrollt worden.”
“Kent, machen Sie sich etwa lustig über mich?”
“Absolut nicht, Sir.”
“Dampfwalze, ha!” Das gefiel Simon überhaupt nicht. Es erinnerte ihn an Marilees Vorwürfe, ihr dauernd etwas aufzuzwingen. In gewisser Hinsicht deckte sich das mit seiner Befürchtung, dass er Toni zu sehr unter Druck gesetzt hatte.
Dampfwalze. Ja, vielleicht stimmte das.
“Wie auch immer”, sagte er. “Was
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