Küss mich, Cowgirl!
passiert ist, ist passiert, und es hat jetzt keinen Sinn mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Ich will morgen früh gleich nach dem Frühstück abreisen. Sorgen Sie dafür, dass Mike um acht mit dem Wagen da ist.”
“Ja, Sir.”
“Sie sehen überrascht aus.”
“Das bin ich, ein wenig. Ich dachte, in Anbetracht Ihrer Bemerkung gleich nach unserer Ankunft …”
“Was für eine Bemerkung?”
“Dass Sie beabsichtigen, Miss Keene zu heiraten. Angesichts dieser Bemerkung hatte ich erwartet, dass Sie bis zum letzten Moment bleiben.”
“Das hätte keinen Sinn. Wenn ich innerhalb einer Woche nicht erreiche, was ich mir vorgenommen habe, werde ich es in ein oder zwei zusätzlichen Stunden auch nicht mehr schaffen.”
“Eine vernünftige Betrachtungsweise. Das ist sicher die richtige Entscheidung.”
“Aus Fehlern lernt man”, meinte Simon. Und sie stärkten seine Entschlossenheit.
Halt einfach durch und bring es hinter dich, ermahne sich Toni.
Auf der anderen Seite des lodernden Lagerfeuers beugte sich Simon zu seiner Schwester und sagte etwas, worauf sie ihn erstaunt ansah. Der Feuerschein ließ seine Wangen bronzefarben schimmern. In seinem ausgeblichenen karierten Hemd und seinen inzwischen eingetragenen Jeans passte er plötzlich erstaunlich gut in die Umgebung.
Er sah auf, bemerkte, dass Toni ihn beobachtete, und nickte kurz. Ein flüchtiges, anerkennendes Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie hätte ebenso gut eine Fremde sein können, nicht die Frau, die vor vierundzwanzig Stunden noch nackt in seinen Armen gelegen hatte.
Ich muss unbedingt mit ihm reden, dachte sie. Auch wenn es mir nicht gefallen wird, was ich höre. Es wäre feige, so auseinanderzugehen.
Aber wann und wie sollte sie mit ihm reden? Er mied sie plötzlich, eine Situation, die sie vor ein paar Tagen noch herbeigesehnt hatte. Selbst beim Viehtrieb war er stets auf der anderen Seite der Herde geblieben.
Was hatte Marilee gesagt? “Zum Glück ist er schnell gelangweilt. Ich bin erstaunt, dass er an dieser neuesten Laune schon so lange festhält.”
Für seine Schwester war Simons “neueste Laune” seine Entschlossenheit, an der Woche auf der Bar-K-Ranch teilzunehmen, die eigentlich den Frauen vorbehalten war. Toni verstand unter Simons neuester Laune sich selbst. Eine Frau wie sie reizte seinen Eroberungsdrang, und deshalb hatte er sich so ins Zeug gelegt. Mehr steckte nicht dahinter.
Langsam schlenderte sie um das Feuer herum und bewegte sich in Simons Richtung. Als sie an Kent und Marilee vorbeiging, fing sie ein paar Brocken der Unterhaltung auf.
“… reisen wir sehr früh morgen ab”, berichtete Kent.
“Wozu die Eile?”
Kent zuckte die Schultern. “Er sagt, es hätte keinen Sinn, unter den gegebenen Umständen den Aufenthalt noch länger hinauszuzögern.”
“Das sieht ihm mal wieder ähnlich.” Marilee klang verärgert. “Sobald er seinen Willen gekriegt hat, interessiert ihn die Sache nicht mehr. Dann zählt nur noch die nächste Herausforderung. Was meinen Sie, was er getan hätte, wenn ich eine Kreuzfahrt gebucht hätte?”
“Vor einer Woche hätte ich gesagt, dass er wahrscheinlich mitgefahren wäre, und wenn er das Schiff dazu hätte kaufen müssen. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.”
Toni entfernte sich mit pochendem Herzen. Offenbar war Simon so weit, sich grüneren Weiden zuzuwenden – nein, das war ein Vergleich vom Land, und er war ein Stadtmensch.
Es war alles so verwirrend. Ihre attraktive Schwester Niki war es gewohnt, dass ihr die Männer den Hof machten. Aber Toni nicht. Allerdings würde auch kein Mann Niki beim ersten Hindernis aufgeben. Diese Erfahrung blieb Toni vorbehalten.
Simon drehte sich in dem Moment um, als sie ihn erreichte. Anscheinend hatte er gespürt, dass sie sich ihm näherte. Sein Lächeln war freundlich, aber irgendwie auch distanziert.
“Wie geht es dir, Toni?”
“Gut.” Sie kaute auf ihrer Unterlippe. “Ich … ich habe dich kaum noch gesehen seit dem Viehtrieb.”
“Ich hatte zu tun.” Seine Haltung und seine Miene blieben distanziert.
“Hast du genug zu essen bekommen?” Sie deutete auf den Picknicktisch voller Salate und Desserts.
“Reichlich.”
“Das ist gut.”
Einen Moment lang standen sie sich verlegen gegenüber. Dann sprachen sie beide gleichzeitig.
“Toni …”
“Simon …”
Sie mussten beide lachen.
“Tut mir leid”, sagte Toni. “Was wolltest du sagen?”
“Nur, dass sich das Ganze wirklich in ein
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