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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Sinjun beäugte Tater missbilligend, als sich die beiden näherten. Elefanten und Tiger waren natürliche Feinde, aber Sinjun schien sich lediglich über Taters Anwesenheit zu ärgern. Alex meinte, er wäre eifersüchtig, aber ein solches Gefühl konnte sie sich bei dem launischen alten Tiger beim besten Willen nicht vorstellen.
    Sie musterte Sinjun zufrieden. Nachdem sie sein Futter ein wenig verbessert hatte und ihn auch täglich abduschte, meinte sie sehen zu können, dass sein Fell bereits ein wenig gesünder wirkte. Sie machte einen gespielt ehrerbietigen Knicks vor ihm. »Guten Morgen, Eure Hoheit.«
    Er fletschte sie an, was sie als seine Art deutete, sie daran zu erinnern, dass sie nicht zu frech werden sollte.
    Es hatte seit dem letzten Mal keine jener mystischen Momente der Kommunikation mehr zwischen ihnen gegeben, und sie fing an zu glauben, dass sie sich das Ganze nur eingebildet hatte, weil sie so erschöpft gewesen war. Dennoch, seine bloße Nähe erfüllte sie mit Ehrfurcht.
    Sie hatte eine Tüte Leckerbissen, die sie von ihrem Haushaltsgeld gekauft hatte, bei einem Heuhaufen zurückgelassen und nahm sie nun mit hinüber zu Glennas Käfig. Das Gorillaweibchen hatte sie bereits erblickt und presste nun geduldig wartend das Gesicht an die Gitterstäbe.
    Glennas stille Schicksalsergebenheit und ihre unheimliche Sehnsucht nach menschlichem Kontakt brachen Daisy das Herz. Sie streichelte die wunderbar weiche Handfläche, die sich ihr aus den Gitterstäben entgegenstreckte. »Hallo, Liebes. Ich hab was für dich.« Sie holte eine reife lila Pflaume aus ihrem Beutel. Die Frucht erinnerte sie an Glennas sanfte Finger. An die feste, glatte Haut. An die Weichheit darunter.
    Glenna nahm sich die Pflaume, hockte sich hin und aß sie mit kleinen, vorsichtigen Bissen, während sie Daisy mit trauriger Dankbarkeit ansah.
    Daisy reichte ihr noch eine und sprach weiter auf sie ein. Als das Gorillaweibchen fertig war, kam sie erneut an die Gitterstäbe, doch diesmal streckte sie die Hand nach Daisys Haaren aus.
    Beim ersten Mal, als sie das tat, war Daisy ziemlich erschrocken, aber jetzt wusste sie, was Glenna wollte, und zog das Gummiband von ihrem Pferdeschwanz.
    Eine sehr lange Zeit stand sie einfach nur ruhig vor dem Käfig und ließ sich von Glenna lausen, als wäre sie ihr Baby. Als dieses Ritual beendet war, merkte Daisy, dass ihr ein Kloß im Hals saß. Egal, was die Leute sagten, es war einfach nicht richtig, ein so gefühlvolles, menschenähnliches Wesen in einen Käfig zu sperren.
    Zwei Stunden später waren Daisy und ihr kleiner Elefant auf dem Rückweg zum Wohnwagen, als sie Heather erblickte, die am Rand des Baseballfelds stand und mit ihren Ringen Jonglieren übte. Jetzt, wo sie nicht länger bis auf die Knochen erschöpft war, hatte Daisy Zeit gehabt, ein wenig über jenen Abend, an dem das Eintrittsgeld gestohlen worden war, nachzudenken, und sie fand, dass es an der Zeit war, mit Heather zu reden.
    Heather ließ einen Ring fallen, als sie auf sie zukam. Sie bückte sich, um ihn aufzuheben, doch beäugte sie Daisy dabei misstrauisch aus den Augenwinkeln.
    »Ich muss mit dir reden, Heather. Komm, setzen wir uns auf die Bänke dort.«
    »Ich hab dir nichts zu sagen.«
    »Auch gut. Dann rede eben ich. Los, beweg dich.«
    Heather blickte sie mürrisch und böse an, gehorchte jedoch ihrem strengen Ton. Sie sammelte ihre Ringe ein und folgte Daisy dann mit merklichem Widerwillen zu den Sitzbänken.
    Daisy setzte sich in die dritte Reihe, während Heather eine Reihe tiefer Platz nahm. Tater fand ein Plätzchen am Rand des Spielfelds, wo er in der staubigen Erde zu wühlen begann, um sich den Dreck dann über den Rücken zu streuen, eine Geste, mit der sich Elefanten instinktiv abkühlten.
    »Jetzt wirst du mich wohl wegen Alex anschreien.«
    »Alex ist verheiratet, Heather, und eine Ehe ist ein heiliges Band zwischen zwei Menschen. Keiner hat das Recht, es auseinanderzureißen.«
    »Das ist nicht fair! Du verdienst ihn überhaupt nicht.«
    »Das hast nicht du zu entscheiden.«
    »Du bist ‘ne richtige Moralpredigerin, stimmt‘s?«
    »Wie könnte ich?« entgegnete Daisy ruhig. »Ich bin eine Diebin, schon vergessen?«
    Heather blickte auf ihre Finger und zupfte an der Nagelhaut ihres Daumens herum. »Alle hassen dich dafür, dass du das Geld geklaut hast.«
    »Das weiß ich. Und das ist ungerecht, stimmt‘s?«
    »Nö, isses nicht.«
    »Aber wir beide wissen, dass ich‘s nicht getan hab.«
    Heather wurde

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