Kuess mich - es ist Karneval
Marcos Frau, gehört. Sie sagt, es werden Berühmtheiten vom Fernsehen und aus der Rockmusik-Szene kommen. Man rechnet sogar mit einigen Hollywoodgrößen wie Roscoe Chard.”
“Na, wenn das nichts ist”, bemerkte Ellen trocken. Roscoe Chard war der führende romantische Held Hollywoods und gleichzeitig internationales Idol. “Ich glaube mich zu erinnern, daß er ein Feriendomizil in Rio hat.”
“Das stimmt”, bestätigte Roberto und verzog dabei leicht das Gesic ht. “Dieser Typ legt großen Wert darauf, von allen bemerkt zu werden. Jedesmal, wenn er hier in der Stadt ist, erscheinen Fotos von ihm in den Zeitungen und Zeitschriften.”
“Werden deine Freunde sehr elegant angezogen sein?”
erkundigte sich Ellen und fragt e sich, was sie wohl zu dem Ball tragen sollte.
Sie besaß kein Abendkleid, und die, die sie in den Schaufenstern der hiesigen Boutiquen gesehen hatte, waren extravagant und sahen sehr teuer aus.Selbst wenn sie sich eines davon kaufen könnte, würde sie nie wieder Gelegenheit haben, es ein zweites Mal zu tragen. Sie hatte für den Abend ein cremefarben besticktes langärmeliges Hemd, eine mit Pailletten bestickte Weste und eine dünne blaugraue Bluse mit dazu passenden weiten langen Hosen mitgebracht. Aber Ellen befürchtete, daß sie damit auf dem Ball zu bieder aussehen und bei niemandem großen Anklang finden würde.
“Ich denke schon”, entgegnete Roberto. “Aber du mußt dir deshalb keine Sorgen machen. Anna hat mir ein Geschäft genannt, in dem man sich Kleidungsstücke für derartige Gelegenheiten kaufen, aber auch leihen kann. Der Laden ist gleich hier um die Ecke, wir können dort hingehen, sobald du ausgetrunken hast.”
Ellen trank ihren restlichen Kaffee. Sie wollte sich jetzt sofort um ihre Abendgarderobe kümmern.
Die Einrichtung des Geschäfts mit der großen Eingangshalle wirkte ausgesprochen exklusiv. Im Erdgeschoß gab es Kleidungsstücke für normale Anlässe, während sich die Kostüme in der ersten Etage befanden: Im unteren Stockwerk wurden mehrere Kunden von Verkäuferinnen beraten, aber als sie nach oben kamen, lag der Raum völlig verlassen vor ihnen:
“Guten Tag” begrüßte sie eine dunkelhäutige, in elegantes Schwarz gekleidete Frau mittleren Alters, die aus einem Nebenraum auf sie zukam.
“Guten Tag” erwiderte Roberto.
Er erklärte der Frau auf portugiesisch, was sie wollten. Doch mit jedem seiner Worte wurde ihr Gesicht länger. Sie zeigte auf die fast leeren Kleiderständer und Regale, die an den Wänden des großen Raums standen, als sie ihm lebhaft auf portugiesisch antwortete.
“Sie sagt, daß wir zu spät kommen und die Auswahl deshalb sehr gering sei”, übersetzte Roberto. Ellen machte einen Schritt auf einen samtbezogenen Kleiderständer zu. “Aber ich brauche irgend etwas zum Anziehen.”
Die Verkäuferin zeigte ihr eine steife, mit Pailletten besetzte pflaumenblaue Krinoline: “Gefällt Ihnen das hier” fragte sie zuvorkommend; Ihr Englisch hatte einen starken Akzent.
Ellen lächelte und schüttelte den Kopf. Das Kleid gefiel ihr überhaupt nicht, außerdem wäre sie mit dem ausladenden, steifen Rock weder durch eine Tür noch ins Auto gekommen.
“Nao, obrigada”, bedankte sie sich auf portugiesisch. Die Frau zeigte ihr ein anderes Kostüm.
Roberto konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. “Das ist doch perfekt”, meinte er in spöttischem Ton.
Auch Ellen mußte lachen. “Zwar habe ich mich noch nicht intensiv damit befassen können, aber soweit ich weiß, hat der rosarote Panther nichts mit den goldenen zwanziger Jahren zu tun.”
“Oh, Sie suchen etwas aus den zwanziger Jahren?” sagte die Verkauferin und zeigte auf einen durch einen Vorhang abgetrennten Räum. “Ich glaube, ich habe etwas für Sie.
Kommen Sie.”
“Sie will, daß du sie in die Umkleidekabine begleitest”, erklärte Roberto
Als nächstes deutete die Verkäuferin auf ein Sofa. “Sie, Senhor, setzen sich hierher.”
Ellen hatte bereits ihr Kleid ausgezogen und stand, nur mit Büstenhalter und Bikinihöschen bekleidet, in der Kabine, als die Verkäuferin zurückkam und mehrere Gegenstände mitbrachte.
Über den Arm hatte sie etwas drapiert, das wie schwarze Spitze aussah.
“Bitte ausziehen”, befahl sie und deutete auf Ellens BH. Ellen gehorchte ohne Widerspruch. Nun hielt die Verkäuferin ihr eine raffiniert geschnittene Korsage entgegen. “Bitte anziehen.”
Wieder gehorchte Ellen und schlüpfte hinein. Die Verkäuferin
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