Kuess mich - es ist Karneval
fügte einige Accessoires hinzu. Wenige Minuten später trat sie einen Schritt zurück und klatschte in die Hände. “Sie sehen phantastisch aus!” rief sie.
Mißtrauisch betrachtete sich Ellen in dem großen Spiegel. Sie trug eine atemberaubende, mit schwarzer Spitze überzogene weiße Korsage, die weitaus mehr ahnen ließ, als man tatsächlich sah, dazu ein mit glänzenden Straßsteinen besetztes breites Stirnband, das ihre hochgesteckten hellblonden Locken zusammenhielt, und schwarze Netzstrümpfe, die an Strumpfbändern befestigt waren. Ellen war sprachlos. Niemals zuvor hatte sie eine Korsage, geschweige denn von Strumpfbändern gehaltene Netzstrümpfe getragen.
Mit einem plötzlich aufkommenden Glücksgefühl sah sie auf ihr Spiegelbild. Noch nie hatte sie sich so betörend und sexy gefühlt. Sie hob das Kinn, reckte die Schultern und lächelte.
Die Verkäuferin warf einen Blick auf Ellens Füße, zog ihre eigenen Pumps mit den hohen Absätzen aus und bedeutete Ellen, sie anzuziehen. Ellen tat, wie man ihr geheißen hatte.
Zwar waren die Schuhe etwas zu groß, aber sie verliehen dem Kostüm noch mehr Schwung und Extravaganz.
“Kommen Sie”, forderte die Verkäuferin sie auf, “wir wollen doch Ihrem Mann zeigen, wie Sie aussehen.”
Ellen atmete einmal tief durch, schob den Vorhang beiseite und schritt wie ein Mannequin in den großen Raum. Roberto war gerade in die Lektüre einer Zeitschrift vertieft, aber in diesem Moment hob er den Blick und sah sie schweigend an.
“Ist es nicht phantastisch?” fragte die Verkäuferin erwartungsvo ll und sah verschwörerisch zu Ellen hinüber.
Roberto faßte sich mit einer Hand an die Stirn. “Reichen Sie mir bitte das Riechsalz, ich glaube, ich werde ohnmächtig.”
Die Verkäuferin lachte. Zwar hatte sie seine Worte nicht verstanden, aber seine Geste drückte klar aus, was er gesagt hatte. Sie strahlte und faßte es als persönliches Kompliment für die gelungene Verwandlung Ellens auf. In diesem Augenblick läutete das Telefon.
“Verzeihen Sie bitte”, sagte sie und verließ schnell den Raum.
“Aus dem süßen, braven Mädchen ist plötzlich ein aufreizender Vamp geworden”, bemerkte Roberto sehr leise.
“Gefällt es dir?”
“Ich muß sagendes übertrifft den rosaroten Panther bei weitem”, erklärte er lächelnd.
Er stand auf und stellte sich direkt vor sie. Sein Blick glitt über ihre zarten Schultern und ihre sich hebenden und senkenden Brüste. Er stand ganz ruhig da, hob eine Hand und fuhr langsam mit den Fingern von ihrem Kinn bis zum Ansatz ihrer Brüste hinunter. Als er sanft über ihre sanften Rundungen strich, begannen Ellens Nerven zu vibrieren. Sie hatte bereits versucht, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn Roberto sie berührte! Jetzt wußte sie es. Es war himmlisch!
“Das Kostüm ist eigentlich nicht aus den zwanziger Jahren”, sagte sie, und ihre Stimme klang erstaunlich belegt. Roberto blickte auf. Er wirkte ganz benommen. “Ja, du hast recht. Es sieht mehr aus wie aus dem Wilden Westen des neunzehnten Jahrhunderts.” Er legte die Hände um ihre Taille und hielt sie etwas von sich weg. Dann schmunzelte er; “Du siehst aus, als kämst du gerade aus einem Bordell.”
Ellen versteifte sich: Warum mußte er das zu mir sagen?
fragte sie sich.
“Aus einem Bordell?” fragte sie unsicher.
“Du siehst aus wie eine dieser hinreißenden Edelnutten”, sagte er mit tiefer, rauher Stimme. “Sehr aufreizend!”
Ellen trat energisch einen Schritt zurück, so daß er sie loslassen mußte. “Ich möchte mich aber der Epoche gemäß anziehen.”
“Es legt doch niemand so großen Wert auf die Epoche”
wandte Roberto ein.
Sie drehte sich um und ging, so schnell es mit den hohen Absätzen möglich war, zurück zur Umkleidekabine. “Doch, ich lege Wert darauf!” erklärte sie und zog mit einer energischen, Bewegung den Vorhang hinter sich zu.
Sie schlüpfte aus der Korsage heraus und war bereits wieder völlig angezogen, als die Verkäuferin zu ihr hereinkam. “Ich möchte diese beiden Sachen nehmen”, erklärte Ellen und hielt ihr das Stirnband und die Netzstrümpfe entgegen. Eigentlich wollte sie sie gar nicht mehr, aber die Frau war so freundlich und hilfsbereit ihr gegenüber gewesen, daß sie sich verpflichtet fühlte, wenigstens etwas zu kaufen.
Die Verkäuferin hob die beiseite gelegte Korsage auf.
“Haben Sie Ihre Meinung geändert?” fragte sie erstaunt.
“Ich weiß noch immer nicht, was ich auf diesem Ball
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