Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
wollten sie ihr versichern, dass alles gut ausgehen würde. Roxy hätte sich das zu gern eingeredet, doch sie blieb skeptisch.
Vom tatenlosen Herumsitzen wurde ihre Situation allerdings auch nicht besser. Daher gab Roxy sich einen Ruck, setzte Kaffee auf und holte Staubsauger und Wischmopp aus der Besenkammer. Als Inspiration dekorierte sie das Modellkleid auf eine Schaufensterpuppe und stellte sie mitten in den Verkaufsraum. Dann machte Roxy sich an die Arbeit.
Eine Stunde später tauchte sie gerade den Wischmopp ins Wasser, als die Glocke über der Ladentür klingelte. Wer mochte das sein? Das Schild in der Tür sprach doch wohl für sich. Das Geschäft war geschlossen.
Sie stellte den Mopp ab und ging auf die Tür zu. Eine Frau Anfang zwanzig mit feuerrotem Haar und mehreren Tätowierungen auf Armen und Schultern sah sich neugierig um.
Roxy trocknete sich die Hände an der Jeans und ging der jungen Frau lächelnd entgegen. „Tut mir leid, wir haben geschlossen.“
„Ja, das habe ich gehört.“ Das hielt sie aber nicht davon ab, sich die Röcke auf einem Ständer anzusehen. „Ihr Laden ist verwüstet worden.“
Roxy zuckte zusammen. „Stimmt. Woher wissen Sie das?“
Die Frau grinste, wobei eine fingerbreite Zahnlücke zum Vorschein kam. „Ich habe die Polizeiwagen gesehen, die gestern vorm Laden parkten. Die Polizei hat die Nachbarn befragt.“ Seelenruhig schob sie die Röcke auf der Stange hin und her. „Ich dachte, Sie würden vielleicht einen Ausverkauf veranstalten, um beschädigte Ware loszuwerden.“
„So weit habe ich nun wirklich noch nicht gedacht. Erst mal muss ich hier aufräumen und mir einen Überblick verschaffen und dann …“ Die Frau bewegte sich schnurstracks auf das Kleid zu, das für den Wettbewerb vorgesehen war. „Dieses Kleid ist ein Ausstellungsstück.“
„Wow! Es ist wunderschön. Teddy würden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn er mich darin sehen könnte.“
Roxy wollte nicht unhöflich erscheinen. Deshalb fragte sie: „Ist Teddy Ihr Freund?“
„Mein Verlobter. Er hat mir vor einigen Wochen einen Antrag gemacht. Seine Familie wohnt hier. Meine kommt aus Dalby.“
„Sie werden sicher einen unvergesslichen Tag haben.“
„Ich habe die Hoffnung auf ein Brautkleid schon aufgegeben. Unerschwinglich für mich.“
Roxy schob sich vor das Kleid. „In einem Hochzeitskleid steckt viel Arbeit.“ Harte Arbeit und Liebe zum Detail.
„Meine Schwester will mir ihrs leihen.“ Prüfend ließ sie immer wieder den Blick über das Kleid wandern. „Sie veranstalten also keinen Ausverkauf?“
„Nein.“
„Verleihen Sie die Kleider auch?“
„Nein, aber ich könnte Ihnen einen Kleiderverleih empfehlen.“
„Mir bleibt nur noch eine gute Woche, um etwas Passendes zu finden. Falls ich das Angebot meiner Schwester nicht doch annehme.“
„Sie finden sicher etwas Hübsches und dann …“ Plötzlich machte es klick in Roxys Hirn. „Sagen Sie mal, wann ist denn Ihr Hochzeitstermin?“
„Wir waren uns nicht einig, ob wir Sonnabend oder Sonntag heiraten sollen. Teddy ist für Sonntag. Seine Familie ist sehr religiös.“
Sonntag war der erste Tag des nächsten Monats.
Roxy atmete erleichtert auf und schob den Gedanken, das Kleid möglicherweise doch noch für den Wettbewerb anzumelden, weit fort. „Sonntagshochzeiten sind wunderbar“, behauptete sie.
„Wirklich? Wir heiraten aber am Sonnabend. Ich habe mich durchgesetzt. Dann können wir Sonntag ausschlafen. Die Hochzeit findet am einunddreißigsten statt.“
10. KAPITEL
Nate freute sich über Roxys Anruf. Sie wollte wissen, um welche Uhrzeit die Feier des einunddreißigsten Hochzeitstags seiner Eltern beginnen würde. Er schlug vor, sie um neunzehn Uhr abzuholen.
Fünf Minuten vor der verabredeten Zeit klingelte er an der Haustür. Als Roxy ihm öffnete, verschlug es ihm glatt die Sprache. In dem hautengen, silberfarben schimmernden Abendkleid mit Spaghettiträgern und tiefem Rückenausschnitt sah sie umwerfender aus denn je. Das Haar hatte sie so geschickt hochgesteckt, das es zugleich zerzaust und elegant wirkte und den schlanken Hals verführerisch hervorhob.
Sie begrüßte ihn mit einem fröhlichen Lächeln und bot Nate die Wange zum Kuss. Hätte sie gewusst, dass er sie am liebsten weit fortgetragen und niemals zurückgebracht hätte, hätte sie sich wohl schnell hinter der Tür versteckt. Stattdessen hakte sie sich bei ihm ein. Arm in Arm schritten sie zu seinem eleganten Sportwagen, dessen schwarze
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