Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
bewundernd.
„Ich finde es etwas übertrieben.“ Er rückte seine Fliege zurecht, fasste nach Roxys Hand und fragte: „Hat diese Frau ein Kleid gefunden?“
Roxy, die staunend über das herrliche Anwesen neben Nate Richtung Zelt schritt, antwortete leise: „Sie hat das Kleid gefunden“.
„Dein Modellkleid.“
„Sie hat sich richtiggehend in das Kleid verliebt. Und nun rate mal, wann sie heiratet.“
„Vor Ende des Monats?“
„Am einunddreißigsten. Das muss doch ein Wink des Schicksals sein.“
„Du willst der Frau dein Kleid geben und es zum Wettbewerb anmelden?“
„Es würde ihr wie angegossen passen.“
Sie hatten den Zelteingang fast erreicht. Draußen musterten Leute die neuen Gäste. Innerhalb kürzester Zeit würden seine Eltern auftauchen, vermutete Nate. Vorher musste er aber noch einige Fragen loswerden. „Hat sie bar bezahlt? Wenigstens eine Anzahlung gemacht?“ Wenigstens genug, um Roxy wieder auf die Beine zu bringen?
„Ich habe ihr mitgeteilt, dass dieses Kleid unverkäuflich ist.“
Plötzlich empfand Nate das Klirren der Gläser und Gelächter der Gäste als ohrenbetäubend. Er musste sich verhört haben. „Was hast du zu ihr gesagt?“
„Nein.“
Nate fluchte unterdrückt. Roxy brachte ihn noch um den Verstand. Sentimentalität war ein Luxus, den sie sich in ihrer gegenwärtigen Situation nun wirklich nicht leisten konnte. „Ich weiß, dass du an dem Kleid hängst, aber kannst du dich nicht doch überwinden, es herzugeben, wenn dir dadurch der ganz große Wurf gelingen könnte?“, fragte er bemerkenswert ruhig.
„Lass uns bitte später darüber reden“, bat sie leise.
Ihm wäre es lieber gewesen, die Angelegenheit gleich auszudiskutieren, doch er musste einsehen, dass sie ihn eigentlich nichts anging. Er war ja nur der Typ, der Tag und Nacht an Roxy dachte, der sie geküsst hatte, sie geliebt hatte und sich danach sehnte, es immer wieder zu tun. Als er vorhin ihre Stimme am Telefon gehört hatte, wäre er am liebsten sofort zu Roxy gefahren. Doch sie hatte so distanziert gewirkt, und er wollte sich nicht aufdrängen. Also hielt er sich zurück und gab sich sogar mit einem flüchtigen Begrüßungskuss auf die Wange zufrieden.
Er wollte nur wissen, was sie mit dem Modellkleid und mit ihrem Laden vorhatte. Wollte sie weitermachen oder eine ganz neue Richtung einschlagen?
Womöglich ging sie mit Marla nach Kalifornien!
Und er wäre machtlos. Sie wollte sich ja nicht von ihm helfen lassen. Auch nicht, wenn das Kleid dadurch die Chance bekäme, ganz groß rauszukommen. Damit musste er sich abfinden. Schließlich waren sie kein Paar, auch wenn es sich heute Abend so anfühlte. Er war richtig stolz, sie an seiner Seite zu haben.
Warum konnte er den Abend nicht einfach genießen? Ohne ständig über die Zukunft nachzudenken. Als Roxy das Thema wechselte und wissen wollte, wie die Feier des Hochzeitstags seiner Eltern normalerweise ablief, beschloss er, sich tatsächlich ganz auf den Abend zu konzentrieren.
„Der Tag wird immer ganz groß gefeiert“, sagte er, als sie an einer Formation von Fackelträgern vorbei weiter Richtung Zelteingang gingen. In einiger Entfernung standen kleine Menschengruppen zusammen und genossen den Blick auf die Brücke und das weltberühmte Opernhaus. „Selbst als wir praktisch von der Hand in den Mund leben mussten, ist es meinen Eltern immer gelungen, diesen Tag mit Kuchen und Geschenken für uns Kinder zu feiern.“
„Wie viele Kinder seid ihr denn?“
„Fünf.“
„Das ist wunderschön“, sagte Roxy gerührt.
In diesem Moment entdeckte Nate das glückliche Paar, das bereits auf sie zukam. „Da sind meine Eltern“, raunte er Roxy zu.
„Nate!“
Seine Mutter, die in einem schwarzen Satinanzug wie eine Diva wirkte, umarmte mit ihren beringten Händen das Gesicht ihres Ältesten, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Ihr Mann – immer einen Schritt hinter ihr – machte im Smoking mit goldfarbener Fliege einen jugendlich-frischen Eindruck. Die Sachen hat unverkennbar Mum ihm ausgesucht, dachte Nate amüsiert.
„Willst du uns nicht deine reizende Begleiterin vorstellen, Nate?“ Mrs Sparks warf ihm einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, um ihren Sohn an seine guten Umgangsformen zu erinnern.
„Roxanne Trammel. Meine Mutter Judith, mein Vater Lewis.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ Roxy Mrs Sparks’ berüchtigte „Pythonumarmung“ über sich ergehen.
Mr Sparks zeigte sein
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