Kuess mich, lieb mich - heirate mich
Telefonat hatte er versucht, diesbezüglich eine klare Aussage von ihr zu bekommen.
Erfolglos. Andererseits war Emily nicht dumm. Wenn man ihn verhaftete, dann könnte er ihr nicht geben, was sie von ihm forderte. Man tötete nicht die Kuh, die man melken wollte.
Und alles, was Emily wollte - was sie jemals gewollt hatte -, war Geld. Durch die Heirat mit Carey würde er nun endlich genug Geld bekommen, um sich von seiner Exfrau freizukaufen und das Sorgerecht für seinen Sohn zu bekommen.
Das war sein Ziel, und nur deshalb hatte er sich auf dieses eigenartige Arrangement mit Carey eingelassen. Das Geld, das sie ihm in einigen Monaten dafür zahlen würde, würde alle seine Probleme lösen. Es war eine unfassbar glückliche Fügung des Schicksals, gänzlich unerwartet. Vielleicht gab es ja doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Vielleicht gab es dort oben ja doch irgendjemanden, der auf seiner und Tylers Seite war …
Manchmal stellte Luke sich vor, mit Carey gemeinsam, hier auf Whispering Oaks, einen Neuanfang zu machen. Es war ein gutes Stück Land. Er hatte immer davon geträumt, eines Tages eine solche Ranch zu besitzen. Und Carey, obwohl sie behaup tete, sich nur in der Großstadt wohlzufühlen, konnte mit Pferden umgehen, als ob sie ihr Leben lang nichts anderes getan hätte, genau wie mit den anderen Tieren. Sie scheute keine schwere Arbeit und hatte keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Er hätte schwören können, dass sie in diesen vergangenen Wochen ein paar nette Muskeln dazu bekommen hatte, was ihr sehr gut stand.
Ja, manchmal stellte er sich vor, sie wären Partner, Carey und er. Gemeinsam würden sie daran arbeiten, diese Ranch wieder aufzubauen. Tag für Tag wären sie zusammen und hätten das gleiche Ziel. Und Nacht für Nacht teilten sie das Bett. Sie wären ein wirkliches Paar, so wie er es bei’ seinen Eltern erlebt hatte. Carey wäre auch bestimmt eine gute Mutter für Tyler, dessen war er sicher. Mit ihrem Charme und ihrer Herzlichkeit hatte sie das Vertrauen des Jungen schnell gewonnen.
Sie wollte ihm sogar das Reiten beibringen. Er hatte allerdings nur sehr zögernd seine Erlaubnis dazu gegeben. Sein Sohn war noch so klein, kaum mehr als ein Kleinkind, in seinen Augen, und Tyler hatte bisher kein Tier aus der Nähe gesehen, das größer war als ein Hamster. Aber Carey hatte so lange argumentiert und auf ihn eingeredet, dass er schließlich nachgege ben hatte.
Aber, nein. Nachdenklich schüttelte Luke den Kopf. Auch wenn Carey Tyler offenbar ins Herz geschlossen hatte, was hatte das schon zu bedeuten? Sie wollte diese Ranch herrichten, um sie schnell verkaufen zu können. Sie lebte lieber in Kalifornien, dort gab es Einkaufszentren und schicke kleine Bars. Das gefiel ihr wohl besser, als das weite, raue Ranchland, wo man ständig Zäune reparieren musste. Vielleicht hatte sie dort in Kalifornien sogar jemanden, einen anderen Mann. Luke musste sich eingestehen, dass sie jedenfalls nie etwas gesagt hatte, dass das Gegenteil vermuten ließe.
Du lieber Himmel, was war er für ein Narr, seine Zeit mit so idiotischen Tagträumereien zu verschwenden! Er konnte es sich nicht leisten, Gefühle zu entwickeln. Nein, er musste darauf achten, Abstand zu wahren.
Hatte er seine Lektion denn immer noch nicht gelernt? Ganz gleich, wie hübsch, attraktiv und sympathisch sie wirken mochten, Frauen verursachten Probleme.
Carey war zwar nicht der herzlose Typ wie Emily. Sie hatte ein warmes Herz und konnte bestimmt sehr liebevoll sein. Aber war Geld nicht auch ihr wichtigstes Motiv? Diese Frau war ja sogar bereit, einen völlig Fremden zu ihrem Ehemann zu ma chen, damit ihr dieses Land übereignet wurde. Trotz all der sichtbaren - und unsichtbaren - Vorzüge die sie haben mochte, fiel Carey Winslow doch offensichtlich ebenfalls in diese verabscheuenswerte Kategorie der geldgierigen Frauen.
Eine kalte Dusche hätte nicht ernüchternder sein können als diese Erkenntnis. Mit einem Seufzer warf Luke die Bettdecke zurück und schwang sich aus dem Bett. Das Wasser lief nicht mehr, Carey war fertig mit Duschen. Er würde einen Augenblick warten, bis er ihre Schlafzimmertür ins Schloss fallen hörte, denn er wollte nicht riskieren, ihr noch einmal halb nackt zu begegnen. Er hatte sich durchaus unter Kontrolle, aber er war auch nur ein Mensch.
Die kleine Uhr auf seinem Nachttisch stand auf halb sieben. Das Licht der frühen Morgensonne drang durch die zugezoge nen Gardinen.
Luke strich
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