Kuess mich, lieb mich - heirate mich
stand, eingehüllt in Schwaden von Wasserdampf, während das Wasser an ihr herabperlte. Inzwischen hatte er schon das Meiste von ihrem Körper gesehen, und er konnte sich den Rest nur allzu gut vorstellen.
Einmal war er ihr begegnet, als sie, nur ein Badetuch um sich geschlungen, vom Bad in ihr Schlafzimmer gerannt war. Das Badetuch hatte ihre wundervollen weiblichen Formen nur sehr unvollkommen verhüllt.
Er wusste, sie stand jetzt unter der Dusche, hatte ihre langen, goldbraunen Locken hochgesteckt, und an ihren dichten Wimpern hingen Wassertropfen. Sie hatte hübsche volle Brüste, eine schmale Taille und sanft geschwungene Hüften, ihr Körper war wie geschaffen für seine Hände. Und ihre schlanken, braunen Beine waren endlos.
Wenn er ihr Mann wäre, in Wirklichkeit und nicht nur zum Schein - auf was für ein verrücktes Spiel hatte er sich da nur eingelassen? -, dann wäre er jetzt bei ihr und würde seine von Seife glitschigen Hände bewundernd über jeden Zentimeter ihres phantastischen Körpers gleiten lassen. Aber so war das eben nicht zwischen ihnen. Und so würde es auch niemals sein.
Trotzdem kam er einfach nicht dagegen an, und so ging das schon, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Natürlich war es ihm nicht sofort bewusst gewesen, was mit ihm los war.
Und dann war es viel zu spät gewesen.
Heute waren sie auf den Tag genau einen Monat verheiratet. Ob Carey heute auch daran dachte? Falls ja, sie würde bestimmt kein Wort darüber verlieren. Einen Monat, und die ganze Zeit über begehrte er sie, begehrte sie so sehr, dass er manchmal das Gefühl hatte, verrückt zu werden. Er konnte sich kaum noch auf etwas konzentrieren. Und dennoch, hätte er die Wahl gehabt, er hätte die Begegnung mit Carey nicht ungeschehen machen wollen.
Zuerst hatte Luke gehofft, es würde mit der Zeit schon besser werden. Aber das war nicht der Fall. Im Gegenteil, es war eher noch schlimmer geworden. Die letzten beiden Wochen waren ihm fast wie ein Jahr vorgekommen.
Natürlich wurde es nicht davon besser, dass er dauernd an Carey dachte, von ihr träumte und sich das Leben damit zur Hölle machte, besonders an den Morgen, an denen sie vor ihm im Badezimmer war. Das Einzige, was diese wilden Phantasien bewirkten, war eine nachhaltige Verschlechterung seiner Laune. Frustriert drehte Luke sich auf den Bauch und stopfte sich das Kopfkissen unters Kinn.
Hätte er nur geahnt, dass er unter einem so überwältigenden, durch nichts zu beschwichtigenden Verlangen nach dieser Frau leiden würde wie unter einem Fluch, dann hätte er sich bestimmt niemals auf diese Scheinehe eingelassen.
Aber er war offenbar nicht ganz bei Trost gewesen. Oder vielleicht verhext, wie einer der armen Narren in den Märchen, die er Tyler zum Einschlafen vorlas. Wenn er nur daran dachte, wie er Carey das erste Mal gesehen hatte, wie sie ihn im strömenden Regen mit ihren großen haselnussbraunen Augen ange blickt hatte … Ihr wunderschönes Gesicht war wie eine Erscheinung gewesen.
Später dann, in ihrem Haus, hatte er von ihrem Problem erfahren. Ihr Haar war nass und total zerzaust gewesen, ihr schö nes Brautkleid hatte ihr klitschnass und wie eine zweite Haut am Körper geklebt, so dass sie ihm eher wie die Gewinnerin eines „Wet-T-Shirt-Wettbewerbs” erschienen war denn wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag.
Damals hatte sie nicht viel von ihrem Vater erzählt, nur das, was er wissen musste, um ihre Situation zu verstehen. Selbst jetzt wusste er noch nicht alles. Aber er ahnte, dass sie immer noch darunter litt, wie ihr Vater sie behandelt hatte. Als er den zutiefst verletzten Ausdruck in ihrem Gesicht gesehen hatte und ihre tränenfeuchten Augen, da hatte sich etwas in seinem Herzen geregt. Er hatte nichts dagegen tun können, und er war auch jetzt noch genauso machtlos dagegen.
Als ob er nicht selbst genug Probleme hätte. Probleme, die ihn nachts so lange wach hielten, bis ihm fast der Kopf platzte. Probleme, von denen Carey keine Ahnung hatte. Jonah Winslows letztem Willen zufolge sollte Carey einen „Mann von Cha rakter” heiraten. Doch das war ihm, Luke, irgendwie entgangen. Er hatte von diesem Detail erst viel später erfahren, als die Trauung längst unter Dach und Fach war. Nach der Lektüre seiner phantastischen Empfehlungsschreiben hatte Carey es offenbar für unnötig befunden, ihn noch weiter auf seine wertvollen Charaktereigenschaften hin zu überprüfen, oder besser ge sagt, auf deren Mangel.
Dass ihm eine solche
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