Kuess mich, lieb mich - heirate mich
Kip, die beiden Arbeiter, waren ausgeritten, um das Vieh auf eine andere Weide zu treiben.
„Hilfe!” schrie sie zum Haus hinüber. „Ophelia! Oder sonst jemand! Hilfe!”
Während Carey noch überlegte, ob sie den Jungen allein lassen sollte, um Hilfe zu holen, sah sie Lukes Pick-up auf den Hof fahren. Luke sprang aus dem Wagen, noch bevor er völlig zum Stehen gekommen war. Mit wild rudernden Armen kam er in einer dicken Staubwolke auf sie zu gerannt. Willie folgte ihm, so gut er konnte.
„Tyler! Mein Gott! Was ist passiert?” Lukes Stimme war ganz rau vor Aufregung. Er kniete sich auf den Boden und betrachtete stumm vor Entsetzen und mit bleichem Gesicht den reglos daliegenden Jungen. Carey brach es fast das Herz.
„Bluebell hat ihn abgeworfen. Aber er atmet… und sein Puls ist in Ordnung”, stammelte sie. „Ich glaube, wir sollten ihn lieber nicht bewegen, bevor ein Arzt ihn untersucht hat.”
„Ich rufe einen.” Willie rannte zurück zum Haus. „Sie sind bestimmt schnell da. Ich wette in weniger als einer Stunde.”
„Eine Stunde?” stieß Luke grimmig hervor. „So lange können wir doch nicht warten!”
Wieder sah er zu Tyler. Carey bemerkte, dass seine Halsmuskeln total angespannt waren. Offenbar musste er sich furchtbar beherrschen, um den Jungen nicht auf die Arme zu nehmen, ihn hochzuheben und fortzutragen.
Sie legte leicht die Hand auf Lukes Unterarm, wusste jedoch nichts zu sagen. Es war alles ihre Schuld. Luke hatte nicht ge wollt, dass Tyler reiten lernte. Sie hatte ihn dazu überredet, obwohl er es besser gewusst hatte. Und jetzt war das Unfassbare geschehen.
Tyler durfte keinen bleibenden Schaden davontragen! Es durfte einfach nicht sein!
Tränen stiegen ihr in die Augen. Luke würde ihr niemals verzeihen. Aber sie durfte jetzt nicht an sich selbst denken.
Carey hatte gar nicht bemerkt, dass Ophelia aus dem Haus gekommen war. Doch plötzlich stand sie neben ihr und legte ihr freundschaftlich den Arm um die Schulter.
„Ich hole eine Decke”, sagte Ophelia. „Wir können ihn nicht in der prallen Sonne liegen lassen, während wir auf den Arzt warten.”
„Wartet!” rief Luke schnell. „Er kommt zu sich.” Er beugte sich über den Jungen und berührte sacht seine Wange.
Tylers Lider zitterten, und dann öffneten sie sich. „Dad? Daddy?” murmelte er. Er streckte die Arme nach Luke aus und versuchte, sich aufzusetzen, aber Luke hielt ihn behutsam davon ab.
Carey hörte zwar, dass der Junge „Daddy” zu Luke sagte, dachte aber, er sei einfach verwirrt durch den Schock. Das einzig Wichtige in diesem Moment war für sie, ob Tyler irgendwelche Verletzungen hatte und ob diese ernster Natur waren.
„Ich bin ja da, Ty.” Luke nahm Tylers kleine Hand in seine. „Bleib schön ruhig, mein Kleiner. Dich hat es ja ganz schön umgehauen. Keine plötzlichen Bewegungen jetzt, bis der Arzt dich untersucht hat.”
„Es tut mir Leid. Ich hätte auf Carey hören sollen, aber ich…”
„Schon gut”, beruhigte ihn Luke. „Das können wir alles später besprechen. Ich will erst wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist.”
Offenbar kannte Luke sich ein wenig mit erster Hilfe aus, denn er begann, Tyler eine Reihe von zielgerichteten Fragen zu stellen, um herauszubekommen, welcher Art die Verletzungen waren. Die einzige Verletzung schien jedoch ein verstauchtes Handgelenk zu sein, und nach einigen Minuten erlaubte Luke dem Jungen, sich aufzurichten. Vorsichtig nahm er ihm den Reithelm ab.
Willie kam vom Haus zu ihnen herüber. „Gute Nachrichten. Dr. Garland ist gerade bei den Wilsons”, verkündete er. Das waren ihre nächs ten Nachbarn. „Er bestellt einen Krankenwagen und kommt selbst direkt hierher.”
Willie hatte kaum zu Ende gesprochen, da konnte man auch schon Dr. Garlands blauen Wagen aus der Richtung von Wilsons Ranch kommen sehen. Er fuhr auf dem hinteren Feldweg, der die beiden Ranchen miteinander verband.
Die Minuten angespannten Schweigens, während sie auf die Ankunft des Arztes warteten, erschienen Carey endlos. Sie wagte nicht, Luke anzusehen und hielt den Blick starr auf Tyler gerichtet. Eine schwere Last fiel ihr vom Herzen, da der Junge offensichtlich nicht allzu schwer verletzt war.
„Fahr ich mit dem Krankenwagen?” fragte Tyler in die Stille. „Das war ja cool!”
Seine Bemerkung brachte alle zum Lachen.
„Wir müssen abwarten, was der Arzt sagt”, erklärte Luke. „V ielleicht musst du wirklich ins Krankenhaus, zum Röntgen, nur damit wir
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