Kuess mich, lieb mich - heirate mich
gelernt hatte, wusste er, dass seine Exfrau sein Leben in mehr als einer Hinsicht ruiniert hatte.
Er hatte es wirklich versucht, Carey von Emily zu erzählen, hatte aber nicht die richtigen Worte gefunden. Denn bestimmt würde Carey ihn dafür hassen, dass er sie belogen hatte, und womöglich würde sie durch ihn sogar ihr Vermögen verlieren. Vielleicht war es feige von ihm gewesen, nichts zu sagen, aber er hatte noch nie solche Zärtlichkeit, solche Leidenschaft, solch ein tiefes Verständnis bei einer Frau gefunden. Es waren so wundervolle Augenblicke gewesen, an die er sich sein Leben lang mit Freude erinnern würde. Etwas, das er hüten wollte wie einen kostbaren Schatz. Da hatte er es nicht über sich gebracht, den Zauber zu zerstören, indem er sich zwang, die hässliche Wahrheit zu erzählen.
Außerdem hatte er sich überlegt, dass Carey, falls es zu einem Prozess käme, sicherlich eine bessere Chance gegen Burkett hätte, wenn sie von seinen, Lukes, Problemen mit dem Gesetz nichts wusste.
Burkett würde jedenfalls die ganze Geschichte ans Tageslicht zerren und zu seinen Gunsten ausnutzen. Luke hatte Leute erlebt, die ohne Ruhepause einer Sache nachspürten, wenn sie einmal einen Verdacht hatten. Diese Leute waren wie Geier oder Spürhunde, und Burketts Gesicht hatte den Ausdruck eines Schnüfflers. Der Mann hatte bereits Witterung aufgenommen und würde nicht aufgeben, bis er entweder seine Beute oder sich selbst zu Tode gehetzt hatte.
Luke hatte das ungute Gefühl, dass es nur noch Stunden oder bestenfalls Tage dauern konnte, bis Burkett herausgefunden hatte, dass er Tyler seiner Mutter, die das Sorgerecht für ihn hatte, einfach weggenommen hatte. Auch wenn Emily ihm nicht die Polizei auf den Hals hetzte, die Wahrheit über seine tatsächliche Beziehung zu Tyler wäre für jeden Schnüffler ein gefundenes Fressen.
Was also hätten er oder Carey zu gewinnen, wenn er ihr die Wahrheit erzählte? Das einzig Anständige, was er jetzt noch tun konnte, war, sie zu verlassen; Tyler bei der Hand nehmen und weiter auf der Flucht sein; vielleicht einen Brief an Grimsby schreiben, dass Carey von alldem nichts geahnt habe, als sie ihn heiratete. Vielleicht würde das ein wenig helfen.
Eines wusste er jedenfalls ganz sicher: nach dieser Nacht könnte er es niemals ertragen, Carey ins Gesicht zu blicken, wenn sie herausfände, dass er sie belogen hatte.
Doch wenigstens hatten sie ein paar wundervolle Stunden zusammen erlebt.
„Und das ist doch besser als nichts, Sweetheart, oder?” flüsterte er. Carey lag noch friedlich schlafend in seinen Armen.
Ja, es musste sein. Traurig ließ er seine Finger durch ihre goldbraunen Locken gleiten. Er würde Carey, diese herrliche Frau, ein Leben lang schmerzlich vermissen.
8. KAPITEL
Carey wusste selbst nicht, wie es passiert war.
Eben noch hatte Tyler fest im Sattel gesessen und sie hatte ihn gelobt, was für Fortschritte er schon gemacht habe. Im nächsten Moment war er mit einem überraschten Schrei rückwärts gekippt. Und dann war sein kleiner Köper auf der Erde gelandet.
Entsetzt packte Carey die Zügel und band Bluebell am Zaun fest. Die Stute war jünger und temperamentvoller als Sweetheart, aber auch sehr gutartig. Deshalb war sie jetzt auch sofort zu ihr gekommen.
„Tyler!” schrie Carey und rannte zu dem reglos daliegenden Jungen. Ihr war, als hingen Bleigewichte an ihren Füßen, dabei waren es doch nur ein paar Meter.
Der Kleine lag ganz still. Ein schlechtes Zeichen, dachte Carey und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, als sie sich neben ihn auf die Erde kniete. Sie fühlte seinen Puls, der schlug ganz rege lmäßig. Auch sein Atem ging regelmäßig, wenn auch sehr flach.
„Tyler, mein kleiner Schatz, so sag doch etwas!” flehte sie. Vorsichtig tätschelte sie sein Gesicht. Ihr eigener Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, und sie musste tief Luft holen, um einigermaßen ruhig zu bleiben.
Zum Glück hatte der Junge wenigstens seinen Helm auf. Aber seine Augen öffneten sich nicht, der kleine Körper lag schlaff und bewegungslos vor ihr. Hoffentlich war es nur eine leichte Gehirnerschütterung. Hoffentlich, hoffentlich, hoffent lich!
Carey löste vorsichtig den Kinnriemen und schob den Helm zurück, wagte jedoch nicht, ihn ganz abzunehmen, aus Angst, die Wirbelsäule könnte verletzt sein.
Voller Panik hielt Carey Ausschau nach Hilfe. Nirgendwo war jemand zu sehen. Luke und Willie waren schon seit Stunden unterwegs, Zäune reparieren, und Joe und
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