Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
ab.
Cara ergriff ihre Hand. »Der Anfang ist immer schwer, das können alle Frauen hier bestätigen. Aber du wirst sehen, es lohnt sich, sobald du dir einen Plan für eine bessere Zukunft zurechtgelegt hast.«
Daniella atmete zitternd aus. »Das hoffe ich.«
»Ich bin ganz sicher. Hast du dir schon überlegt, wie es weitergehen soll? Hast du mit Belinda deine Möglichkeiten ausgelotet?«
»Ja. Ich könnte wieder als Anwaltsgehilfin arbeiten. Allerdings habe ich zwei Jahre ausgesetzt.«
Cara wusste, dass Daniella auf Drängen ihres Freundes ihre Stelle aufgegeben hatte. Erst war es ganz gut gelaufen, sie hatte sich geliebt und gebraucht gefühlt. Aber dann hatte er allmählich begonnen, sie immer mehr von ihrem Umfeld zu isolieren – erst von den Arbeitskolleginnen, dann von ihren Freundinnen und zum Schluss von ihrer Familie. Und sobald sich dann ihr ganzes Leben nur noch um ihn gedreht hatte, war er immer öfter wegen Kleinigkeiten ausgeflippt. So hatte Cara sie auch kennengelernt – ihre Nachbarn hatten während einer seiner Schimpftiraden die Polizei alarmiert. Irgendwann hatte er Daniella dann geohrfeigt, und danach hatte Cara sie dazu überreden können, ihn zu verlassen. Doch Daniella war einsam und psychisch labil, und sie zweifelte an ihrer Entscheidung.
»Du musst lediglich deine Kenntnisse ein bisschen auffrischen. Vielleicht kannst du irgendeinen Kurs machen. Belinda hat überall Kontakte. Du könntest von hier wegziehen oder …«
»Aber meine Familie lebt hier«, wandte Daniella mit Tränen in den Augen ein.
Cara atmete tief durch. Sie konnte nachvollziehen, dass Daniella in der Nähe von Bekannten und Verwandten bleiben wollte. »Moment, lass mich ausreden. Wenn du das nicht willst, musst du dich eben doch dazu durchringen, eine einstweilige Verfügung gegen Bob zu erwirken, dann kannst du dir hier in der Gegend eine Stelle suchen. In sicherer Entfernung von ihm.« Sie drückte Daniella die Hand. »Das Gute ist doch, dass du nicht gezwungen bist, gleich eine Entscheidung zu treffen.«
»Ich weiß, aber ich bin nicht intelligent genug …«
»Hey! Hör auf«, unterbrach Cara sie schärfer als beabsichtigt. Es machte sie rasend, dass es manchen Männern gelang, ihre Partnerinnen so lange herunterzumachen, bis sie ihnen jeden Funken von Selbstbewusstsein geraubt hatten.
Ihr Ärger hatte natürlich persönliche Gründe, denn genau so war es auch bei ihren Eltern gelaufen, wobei ihr Vater sein Verhalten stets auf seine Alkoholsucht geschoben hatte. Cara hatte schon früh gelernt, möglichst wenig Zeit zu Hause zu verbringen. Sie hatte viel Sport getrieben und sich allerlei andere Beschäftigungen gesucht, und oft war sie bei ihrer Freundin Melissa zu Hause gewesen. Zum Glück hatte Melissas Mutter nichts dagegen einzuwenden gehabt. Wie auch immer, Cara hatte stets sehr darunter gelitten, ihre Mutter allein zu Hause zu wissen. Als Teenager hatten sie deshalb schlimme Gewissensbisse geplagt. Mittlerweile hatte Cara erkannt, dass ihre Mutter für ihre Entscheidungen selber verantwortlich war, aber das zu verstehen und es zu akzeptieren, waren zwei grundlegend verschiedene Dinge. Mit anderen Worten: Das schlechte Gewissen plagte sie nach wie vor. Ihre Freundin Melissa war inzwischen aus Serendipity weggezogen, aber sie hatten noch Kontakt.
Cara kehrte mit ihrer Aufmerksamkeit zu Daniella zurück und zwang sich, ihren scharfen Tonfall etwas zu mäßigen, als sie nun fragte: »Was hat die Therapeutin dir empfohlen, wenn dir Bobs Beleidigungen in den Sinn kommen?«
»Dass ich mir meine Begabungen und Fähigkeiten in Erinnerung rufen soll. Ich bin eine kluge, tüchtige Frau«, antwortete Daniella, aber es klang nicht sonderlich überzeugt.
Cara nickte. »Sehr gut. Das musst du dir immer wieder sagen, denn es stimmt.«
Es entstand eine verlegene Pause, die jäh zu Ende war, als ein zierlicher Rotschopf hereinkam.
»Tut mir leid, dass ich so lange weg war. Ich musste einen riesigen Berg Wäsche zusammenlegen«, entschuldigte sich die junge Frau. »Aber jetzt helfe ich dir, Daniella.«
»Hi, Lindsay«, begrüßte Cara sie lächelnd.
»Hi, Cara! Na, was gibt’s Neues?«
»Bei mir nicht viel. Und bei dir?«
»Ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch«, verkündete Lindsay aufgekratzt.
»Hervorragend! Herzlichen Glückwunsch.«
Lindsay war in letzter Zeit das reinste Energiebündel. Blieb nur zu hoffen, dass ihre positive Lebenseinstellung auch auf Daniella abfärben würde. Cara hegte ernsthaft
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