Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
hatte schon mit Protest gerechnet. »Schon möglich, aber ich tu’s trotzdem.«
Sie zuckte die Achseln. »Danke.«
»Gern geschehen. Und jetzt erzähl mal. Hattest du einen schlechten Tag?«, fragte er, um wieder dort anzuknüpfen, wo sie vor der Bestellung stehen geblieben waren.
Cara runzelte die Stirn. »Nicht direkt, nein«, antwortete sie und nahm einen herzhaften Schluck von ihrem Drink. »Aber eine Bekannte von mir macht grad eine schwere Zeit durch.«
Der Kummer, der in diesen Worten mitschwang, ließ auch Mike nicht kalt. »Kenne ich sie?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie wohnt zurzeit in Havensbridge, wo ich ja gelegentlich aushelfe.«
»Das Frauenhaus.« Auf ihren erstaunten Blick hin fügte er hinzu: »Ich bin darüber informiert, wo hier die Opfer von häuslicher Gewalt untergebracht werden.«
»Die Arme ist total … demoralisiert. Ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis sie zu ihrem Ex zurückkehrt.«
Mike sah ihr in die Augen. »Du kannst ihr die Entscheidung für ihr Leben nicht abnehmen.« Dann nahm er wider besseres Wissens ihre Hand.
Cara straffte die Schultern, doch er ließ seine Hand, wo sie war. »Du kannst ihr lediglich deine Unterstützung anbieten.«
»Manchmal reichen Worte allein nicht aus. Ich weiß das besser als so manch anderer.«
Mike war natürlich bekannt, dass ihre Eltern eine turbulente Ehe führten, schließlich war Serendipity eine Kleinstadt. Er wusste, dass ihr Vater kein besonders netter Mensch war, vor allem, wenn er getrunken hatte. Was Mike nicht wusste, war, ob der alte Hartley je die Hand gegen Cara erhoben hatte. Schon bei der bloßen Vorstellung verspürte Mike selbst den Drang, etwas oder jemanden zu schlagen.
»Cara?«
»Hmmm?«
Er hätte sie gern gefragt, ob ihr Vater sie je verprügelt hatte. Mehr noch, er wollte sie beschützen und dafür sorgen, dass ihr niemals jemand Schmerzen zufügte. Aber sie konnte auf seine Hilfe gut und gern verzichten – genauso gut, wie er auf diese verrückten Gefühle verzichten konnte, die sie in ihm weckte.
»Möchtest du tanzen?«, fragte er sie deshalb stattdessen. Sehr clever, Kumpel , dachte er im selben Moment.
Cara zögerte einen Augenblick, dann nickte sie. »Warum nicht.«
Während sie sich durch die Massen zu der überfüllten Tanzfläche in der Ecke schoben, röhrte Adele aus den Lautsprechern der Jukebox, doch bis sie sich zwischen all den anderen Tanzenden ein Plätzchen erobert hatten, war das Lied vorbei, und die ersten Takte eines Schmusesongs erklangen. Mike stöhnte innerlich auf. Warum mussten ihn die Mächte des Himmels derart auf die Probe stellen? Aber er hatte Cara nun einmal gefragt, ob sie tanzen wollte, und er konnte es weiß Gott kaum noch erwarten, sie in den Armen zu halten; also streckte er ihr auffordernd eine Hand hin.
Sie ergriff sie, und im selben Moment ging ein Stromstroß durch seinen Körper, der stärker ausfiel als erwartet. Stärker als er ihn vom letzten Mal in Erinnerung gehabt hatte. Mike zog Cara an sich und hoffte inständig, dass es ihm gelingen würde, sein bestes Stück im Zaum zu halten, denn hier, in diesem Gedränge, wo sie so eng an ihn geschmiegt war, würde sie garantiert jede Regung in den unteren Regionen registrieren.
Sie übte nun einmal eine unwiderstehliche Wirkung auf ihn aus.
Cara schwieg, also enthielt sich Mike ebenfalls jeglichen Kommentars. Es war auch gar nicht nötig, etwas zu sagen, denn die natürliche Leichtigkeit, mit der sie sich gemeinsam zur Musik bewegten, sprach für sich.
Spätestens jetzt hätte ihn eigentlich die Unruhe erfassen müssen, die er empfand, wenn er auf das Haus seiner Eltern zuging und das Gefühl hatte, zu ersticken oder von all den Erwartungen erdrückt zu werden. Dieselbe Unruhe, die sich stets gemeldet hatte, wenn Tiffany versucht hatte, irgendetwas im Voraus zu planen. Doch er verspürte nichts dergleichen. Er fand Caras Gegenwart lediglich tröstlich und wie immer sehr erregend.
Sie seufzte leise und lehnte den Kopf an seine Brust, und Mike war, als würde sich in seinem tiefsten Inneren ein Knoten lösen. Der köstlich fruchtige Duft ihres Shampoos stieg ihm in die Nase, und plötzlich stürmten Erinnerungen auf ihn ein.
Letztes Mal hatte sie ohne zu zögern eingewilligt, als er angeregt hatte, mit zu ihr nach Hause zu gehen. Sie war genauso erpicht auf wilden, leidenschaftlichen Sex gewesen wie er. Sex ohne Diskussion, ohne Fragen nach Bedeutung oder Konsequenzen. Und sie hatte all seine Begierden
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