Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
hat?«
»Ein gewisser Richter Marshall Baine.«
Cara überlegte kurz, doch der Name sagte ihr nichts. »Kenn ich nicht.«
»Er ist mittlerweile im Ruhestand. Wie auch immer, der Kerl ist durch die Maschen des Gesetzes geschlüpft, und keiner hat etwas dagegen unternommen. Und als man in Serendipity den Braten gerochen und das FBN alarmiert hat, saß der Täter bereits woanders im Knast, weil er Kokain über die Staatsgrenze geschmuggelt hatte. Man hat ihm einen Deal angeboten, und er hat nur zu gern seine Lieferanten verpfiffen, um seinen Arsch zu retten.«
»Mit anderen Worten, das FBN hatte kein Interesse mehr an der Aufklärung eines Vorfalls, der sich irgendwo in einer Kleinstadt ereignet hat«, murmelte Cara.
»Genau. So geriet die Angelegenheit hier allmählich in Vergessenheit, und da sich keiner mehr darum gekümmert hat, liegt das Geld noch heute in Serendipity.«
»Dann reden wir eben mit dem Kerl, der damals verhaftet wurde. Mal sehen, was er noch weiß.« Cara rieb sich die Hände. Sie hatte selten die Gelegenheit, sich in einen Fall zu vertiefen, der schon so lange zurücklag, und sie fand es ziemlich spannend, auch wenn Mikes leiblicher Vater irgendwie in der Sache mit drinsteckte.
»Geht nicht. Man hat ihn kurz darauf noch mal zu fünfundzwanzig Jahren Gefängnis verurteilt, und er wurde vor fünf Jahren von einem Mithäftling erstochen.«
»Mist.«
»Du sagst es.«
»Aber es gibt da jemanden, der Licht ins Dunkel bringen könnte: der Richter, der ihn auf Kaution entlassen hat.«
»Na, dann. Ich bin dabei.«
Er nickte und schmunzelte. »Das dachte ich mir …«
»Was ist los?«, fragte Cara, weil sie spürte, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte.
Mike sah sie an. »Sam hat gefragt, ob er den Fall wieder übernehmen kann, nachdem er jetzt wieder fit ist.«
»Und, was hast du ihm gesagt?« Cara genoss die enge Zusammenarbeit mit Mike und hätte sie gern fortgesetzt, obwohl es ursprünglich Sams Fall gewesen war.
»Dass es mir lieber wäre, wenn er mir weiterhin den Vortritt überlässt, weil es ja irgendwie um Rex Bransom geht.«
Mikes leiblicher Vater.
Cara hatte das, was Ella Marsden ihr anvertraut hatte, bewusst aus ihrem Gedächtnis verbannt. Ihr war nach wie vor nicht wohl dabei, dass sie etwas über Rex Bransom wusste, das sie Mike verschweigen musste. Wenn das vertrauliche Gespräch mit Ella doch nie stattgefunden hätte!
Sie wandte den Blick ab, aus Angst, Mike könnte ihr ansehen, dass sie ein Geheimnis vor ihm hatte. »Und, ist das okay für ihn?«, fragte sie nur.
»Ja, solange ich ihn auf dem Laufenden halte. Er versteht es«, antwortete Mike mit leiser Stimme. »Er weiß, wie mir das alles zusetzt.«
»Was?«
Er reagierte nicht gleich, ließ sich sogar so lange Zeit, dass Cara schon annahm, er würde gar nicht antworten. »Mein Vater hat mich verlassen, bevor ich überhaupt auf der Welt war. Er wollte mich nicht.« Er hielt den Blick gesenkt, doch Cara konnte deutlich den Kummer erkennen, der sich in seinen Augen und seiner Miene widerspiegelte.
Sie schluckte, dann legte sie ihm vorsichtig eine Hand auf den Oberschenkel. »Die beiden Menschen, die dich großgezogen haben und die sich mit Fug und Recht deine Eltern nennen können, haben dich geliebt und sind nicht einfach auf und davon, wenn es mal Probleme gab. Sie sind bei dir geblieben. Und das hatte nur mit dir zu tun und mit dem Menschen, der du heute bist.«
Mike schnaubte verächtlich. »Ach, und was ist das für ein Mensch? Einer, der es nirgends lange aushält und mit diesen beiden herzensguten Leutchen rein gar nichts gemeinsam hat.«
Herrje. Wer hätte gedacht, dass Mike Marsden, der Mann mit dem großen Ego, unter einem derart angeknacksten Selbstwertgefühl litt? Und dass er es auch noch offen zugeben würde?
»Du hast sehr viel mit Ella und Simon gemeinsam, Mike. Nur weil du nicht so in deiner Heimatstadt verwurzelt bist wie sie, heißt das noch lange nicht, dass du nicht auch fürsorglich bist. Sonst wärst du doch jetzt nicht hier. Simon braucht dich, und du bist gekommen und tust dein Möglichstes, um dafür zu sorgen, dass alles reibungslos läuft, bis er wieder gesund ist. Hätte dein sogenannter richtiger Vater das auch getan?«, fragte sie, bereit, ihn so lange weiter zu bearbeiten, bis er ihr glaubte.
Er lachte, und die düstere Stimmung war auf einen Schlag verflogen. »Siehst du, genau das meinte ich neulich. Du tust weit mehr, als bloß ein Bedürfnis zu befriedigen.«
Sein feuriger
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