Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
dazu ergab, und dann spiegelte sich unverhohlene Leidenschaft in ihren halb vom Pony verdeckten blauen Augen.
Für ein Treffen hatten sie die ganze Woche über beide keine Zeit gehabt, aber er hatte sie abends angerufen oder ihr gelegentlich eine SMS geschickt, und er hatte sich dabei ertappt, dass er in den seltsamsten Augenblicken an sie dachte. Das war noch bei keiner anderen Frau vorgekommen.
Es hatte ihn echt ganz schön erwischt.
Aber sie zu einem Essen bei Freunden ganz offiziell als seine Begleiterin mitzubringen, das bedeutete, dass sie sich öffentlich zu ihrer Beziehung bekennen mussten. Allerdings hatte sie klar und deutlich gesagt, dass sie sich in der Arbeit keine Probleme einhandeln wollte, weder jetzt noch nachdem er wieder weg war, und er verstand das vollauf. Und doch verspürte ausgerechnet er, der sich so gegen Beziehungen sträubte, plötzlich den Drang, allen zu zeigen, dass sie zu ihm gehörte. Und Ethan hatte ihm soeben den perfekten Anlass geliefert, um die entsprechende Diskussion mit Cara anzuleiern.
Sam hatte erwähnt, dass er sich heute Abend mit Cara, Dare, Liza und dem Rest ihrer Clique bei Joe’s treffen würde, und Mike wusste aus eigener Erfahrung, was das bedeutete: Früher oder später würde sich irgendein Kerl an Cara heranmachen und ihr unmoralische Angebote unterbreiten. Und das wollte er künftig verhindern. Es war also an der Zeit, mal ein ernstes Wörtchen mit ihr zu reden.
Erins Stimme riss ihn jäh aus seinen Gedanken. »Hey, du kommst zu spät«, rügte sie ihn und tippte auf ihre Armbanduhr. »Wir haben schon für dich bestellt.«
»Danke.« Mike war egal, was er aß, solange er nur irgendetwas zwischen die Kiemen bekam. Er hatte einen Bärenhunger. »Ich hatte einen Anrufer an der Strippe, der sich partout nicht abwimmeln lassen wollte, und dann musste ich noch kurz Ethan Barron Hallo sagen.«
Er ließ sich neben Sam nieder, der seit Montag wieder mit der Funkstreife im Einsatz war und deshalb seine Uniform trug. Erin hatte Rock und Bluse an, ihre übliche Bürokluft.
»Ich find’s ja schön, mit euch zu Mittag zu essen, aber du hast irgendwie besorgt geklungen«, fuhr er fort.
Erin blickte ihn mit ihren haselnussbraunen Augen an. »Es geht um Mom.«
»Um Mom?«, wiederholten ihre Brüder unisono.
»Und ich dachte, du machst dir Sorgen um Dad«, sagte Sam, und Mike nickte.
»Nein. Dad geht es den Umständen entsprechend gut, aber Mom wirkt so fahrig in letzter Zeit.«
»Na hör mal, Erin, das wärst du an ihrer Stelle doch auch, oder?«, sagte Sam. »Schließlich hat sie wegen Dad so einiges durchgemacht.«
Erin schüttelte energisch den Kopf. »Das ist es nicht.«
»Du siehst mal wieder Gespenster«, winkte Sam ab, was ihm einen kritischen Blick von Mike eintrug.
Erin war die Einfühlsamkeit in Person. Wenn sie der Ansicht war, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmte, dann glaubte er ihr.
»Was ist der Anlass für deine Sorgen?«, fragte er sie.
»Na ja, sie hat doch beim Essen vorletzten Sonntag so eigenartig reagiert, als es um Facebook ging. Und als ich sie darauf angesprochen habe, da hat sie total auf stur gestellt. Sie hat weder behauptet, es wäre alles in Ordnung, noch hat sie zugegeben, dass sie überreagiert hat. Sie hat bloß gesagt: ›Ich will nicht darüber reden‹, und dann hat sie die Lippen zusammengepresst und kein Wort mehr von sich gegeben. Und das ist total untypisch für sie. Jedenfalls hat sie sich mir gegenüber noch nie so verhalten.«
»Stimmt, das klingt wirklich nicht nach ihr.« Ella und Erin standen sich sehr nahe, und es kam so gut wie nie vor, dass sie sich so verschlossen gab, schon gar nicht gegenüber Erin.
»Sam, du wolltest doch heute Abend Dad besuchen, oder?«, fragte Erin, und Sam nickte. »Könntest du dann mal mit ihr reden? Oder zumindest die Augen offen halten und mir hinterher sagen, ob sie … irgendwie anders ist als sonst?«
»Mach ich«, versprach er, obwohl ihm deutlich anzusehen war, dass er Erin für verrückt hielt.
»Wie kommen denn die Neuerungen an, die ich für das Revier geplant habe?«, erkundigte sich Mike bei seinem Bruder.
Erin hob eine Augenbraue. »Du meinst, dass du deine Leute künftig einzeln auf Streife schicken willst, zumindest tagsüber?«
»Ach, das hat sich schon bis zu euch rumgesprochen?«, fragte Mike.
Erin zuckte die Achseln. »Offenbar gab es sonst keine interessanten Neuigkeiten.«
»Wir werden uns langweilen, wenn nicht viel los ist, aber ansonsten hat keiner
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