Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
unterhalten konnten.
Cara kannte Liza noch nicht allzu lange, fand sie aber äußerst sympathisch. Liza hatte nicht allzu viele Freunde, aber Cara hatte sich mit ihr auf Anhieb gut verstanden. Im Vorjahr hatte Liza, deren Freundeskreis recht klein war, einige persönliche Probleme gehabt und sich Cara irgendwann anvertraut, als sie sich etwas näher kennengelernt hatten. Und mittlerweile gehörten Liza und Alexa zu Caras engsten Freundinnen.
Da an diesem Abend 80ies Night war, hatten sich die drei bei der Auswahl ihrer Outfits von dem Film Flashdance inspirieren lassen: Sweatshirts mit riesigem Ausschnitt, der einem ständig über die Schulter rutschte, toupierte Mähnen, klobiger Modeschmuck und eine dicke Schicht Make-up. Aus der Jukebox dröhnten abwechselnd fröhliche Popmusik, Techno und New-Wave-Synthesizer-Klänge, und Cara, die bereits ihren zweiten Long Island Iced Tea schlürfte, hatte schon einen kleinen Schwips. Plötzlich spürte sie eine kräftige Hand auf ihrer nackten Schulter.
Sie fuhr herum und blickte geradewegs in Mikes braune Augen, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie auch schon auf den Mund geküsst. Kein flüchtiger Schmatz, sondern ein richtig langer, leidenschaftlicher Begrüßungskuss, mit Zunge und allem Drum und Dran. Ein Kuss, der ihr zeigte, wie sehr er sich freute, sie zu sehen. Einer, der ihr den Atem und die Sinne raubte und bei dem sie weiche Knie bekam vor Lust.
»Ich setze mich zu den Jungs rüber«, sagte er danach, als wäre diese Art der Begrüßung völlig normal.
Es dauerte einen Moment, bis sich Cara von ihrem Schrecken erholt hatte, und kaum hatte sie sich wieder einigermaßen im Griff, da sah sie sich auch schon mit den neugierigen Blicken ihrer Freundinnen konfrontiert.
»Was war denn das?«, fragte Alexa.
»Kann es sein, dass du uns etwas verschwiegen hast?«, wollte Liza wissen.
Cara presste sich die Hände an die glühenden Wangen. Außer mit Sam hatte sie noch mit keiner Menschenseele über Mike gesprochen, auch nicht nach dem One-Night-Stand vor drei Monaten. Irgendwie war es ihnen damals gelungen, sich unbemerkt aus der Bar zu schleichen, deshalb hatte es danach keine Fragen gegeben.
Doch damit war jetzt Schluss. Cara wusste, ihre Freundinnen würden alles bis ins kleinste Detail wissen wollen, und zwar sofort. »Ich … äh … Mike und ich hatten bei seinem letzten Besuch in Serendipity einen One-Night-Stand. Wir haben nicht darüber gesprochen, als er zurückkam, und ich dachte, es wäre vorbei, aber das ist es nicht.« Sie erzählte den beiden von dem Essen mit seiner Familie, der Fahrt nach Manhattan und seiner Bitte, sie am Samstag zu begleiten.
»Ich schätze, er hat es ernst gemeint, als er sagte, er hätte kein Problem damit, sich öffentlich zu mir zu bekennen.« Cara konnte es noch immer nicht fassen.
Alexa fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Das war echt heiß.«
»Das kannst du laut sagen.« Cara nahm einen großen Schluck von ihrem Cocktail. Den brauchte sie jetzt auch dringend.
»Hey, trink langsam, das Zeug hat es ganz schön in sich.« Lizas Bruder war Alkoholiker und hatte kürzlich drei Monate in einer Entzugsklinik verbracht. Deshalb war Liza stets gern bereit, nüchtern zu bleiben und sie hinterher nach Hause zu fahren; und wenn es sein musste, war sie auch mal die Stimme der Vernunft.
Cara konnte sie gut verstehen. Auch sie trank aus familiären Gründen eher selten einen über den Durst.
Trotzdem fand sie einen Cocktail hin und wieder durchaus angebracht, und heute war ein solcher Tag.
»Du bist ganz rot im Gesicht«, stellte Liza fest.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Alexa sogleich. Typisch Ärztin.
»Ich stehe noch unter Schock«, sagte Cara. »Er hat mich total überrumpelt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt in der Öffentlichkeit geküsst wurde.« Was Männer anging, war sie äußerst wählerisch, und das nicht ohne Grund. Sie hatte eine längere Beziehung und mehrere Affären gehabt, und die Männer waren durch die Bank anständige Kerle gewesen, aber das mit Mike war einfach etwas anderes.
Weil er anders war.
Cara hatte noch immer heftiges Herzklopfen und schlug die Beine übereinander in der Hoffnung, damit die Auswirkungen des Kusses auf ihren Körper zu bekämpfen, aber leider erzielte sie damit nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil.
Sie unterdrückte ein wohliges Schaudern und zwang sich, mit ihrer Aufmerksamkeit zu Alexa und Liza zurückzukehren. »Aber sonst
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