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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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anvertrauen könnte und der imstande wäre, wirklich zu verstehen, was mit ihr los war. Wer wäre schon in der Lage, zu verstehen, dass sie ein Freak war, der die Gedanken und Gefühle von Menschen durch Berührung empfangen konnte?
    Sarah brach weinend auf ihrem Bett zusammen und kauerte sich in die weiche Bettdecke. Sie weinte so lange, bis sie keine Kraft mehr hatte. Der Geburtstagskuchen, den sie sich jedes Jahr wieder aufs Neue kaufte, lag ungegessen auf einem Teller in der Küche. Mehr Zeugnisse für diesen Freudentag gab es nicht, es sei denn, man zählte ihre getrockneten Tränenspuren in ihrem Gesicht. Diese Gedankenfetzen herumwälzend, fiel sie in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.
     
    *
     
    Ben war außer sich. Zwei qualvolle Stunden lang hatte er es mit ansehen müssen. Heftig atmend stand er vor dem großen Fenster seiner mehr als bescheidenen Bleibe und konnte noch immer nicht fassen, was sich vor seinen Augen abgespielt hatte.
    Er hatte schon viel gesehen. Menschen, die um ihr Leben bettelten, sich vor lauter Angst bepinkelten , verzweifelt schrien, auch weinendes Elend war ihm nicht fremd. Nur Trauer, und danach sah es für ihn aus, war ihm unbekannt. Wenn die sich zeigte, hatte er sich meist schon längst wieder vom Acker gemacht.
    Er konnte Sarahs Weinanfall einfach nicht einordnen. Dank ihrer Akte wusste Ben natürlich, dass sie heute einundzwanzig geworden war, verstand aber nicht, warum dieser Umstand ein Grund sein sollte, so bitterlich in Tränen auszubrechen. Noch nie in seinem Leben war es ihm so schwer gefallen, etwas mit ansehen zu müssen, ohne eingreifen zu können. Sarah derart traurig und verzweifelt zu wissen, zerriss Ben in seinem Inneren. Damit konnte er nichts anfangen. Wieso fühlte er sich so elend wegen etwas, das er noch nicht einmal verstand? Nicht mal jetzt im Schlaf schien sie erlöst zu sein.
    War es, weil ihr niemand gratuliert hatte? Schließlich hatte es keine Glückwunschanrufe gegeben, keine Karten waren in der Post, die er heute, wie schon so oft zuvor, kontrolliert hatte. Diese hübsche, traurige Frau, die ihn so sehr und so unwillentlich rührte, war mutterseelenallein. Genauso wie er. Etwas daran war verdächtig, niemand lebte freiwillig derart zurückgezogen. Ben fand jedoch, dass es bei Sarah etwas anderes war. Es musste einfach etwas anders sein. Er verspürte den Drang, an ihrer Einsamkeit etwas ändern zu wollen. Ein komplett irrationaler Gedanke, der ihn jegliche Kontrolle und Vorsicht vergessen ließ. Erstaunt ertappte er sich dabei, wie er die Dietriche aus seinem Koffer kramte, den Mantel überzog und sich plötzlich auf der anderen Straßenseite wiederfand. Die Erkenntnis, wie verrückt das Ganze war, hielt ihn nicht einmal dann von seinem Vorhaben ab, als er schon dabei war, die Haustür des Altbaus zu knacken, um sich mit leisen, vorsichtigen Schritten die Treppen hochzuarbeiten, bis er sich vor ihrer Wohnungstür befand. Alles in ihm schrie: Du überschreitest eine Grenze. Danach gibt es kein Zurück mehr. Endgültig!
    Ben ignorierte seine innere Stimme und verschaffte sich gekonnt Zugang zu ihrer Wohnung, die er schon so oft von gegenüber eingesehen hatte, die aber aus der Nähe viel einladender und wärmer auf ihn wirkte. Es war stockdunkel. Nur die Straßenlampen von außen spendeten spärliche Lichteinfälle, die ihn alles Bekannte im Raum erkennen ließen. Das kleine, aber gemütliche Wohnzimmer mit der offenen Küche ließ er hinter sich und stand plötzlich vor ihrer geschlossenen Schlafzimmertür.
    Wie war er hierher gekommen ? Hatte er komplett den Verstand verloren? Sein Schädel dröhnte, als wäre er schlafwandelnd zu ihr gezogen worden.
    Er wollte sich doch nur vergewissern, dass es ihr gut ging. Danach würde er sofort verschwinden, bevor sie noch aufwachen und ihn für einen irren Stalker halten könnte. Die Familie würde ihn für diesen stümperhaften Schwachsinn vierteilen.
    Seine Hände, sonst präzise und ruhig, zitterten, als sie so geräuschlos wie möglich die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffneten . Sofort umhüllte ihn Sarahs Geruch, von dem das Schlafzimmer vollkommen durchdrungen war. Nach Frau roch es, nach Wärme und diesem einzigartigen Duft, der nur zu ihr gehörte. Sein Magen zog sich zusammen und alles in ihm schrie auf. Alles traf ihn wie ein K.-o.-Schlag. Der Anblick ihres schlafenden Körpers, die Wärme, die sie im Schlaf stärker ausströmte, und ihr Geruch. Mit gesteigerter Intensität nahm er all dies wahr. Der

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