Kuess mich toedlich
nur fühlte sich das besser an als alles, was er je bei einer anderen Frau gespürt hatte?
Er lag ihr seitlich gegenüber und betrachtete die freie Schulter, die aus dem dicken Bademantel lugte und so zerbrechlich und zart aussah, dass er sich nicht länger beherrschen konnte. Er strich kaum merklich über ihre Haut.
Ben hielt den Atem an. Sarah entfuhr ein wohliges, leises Geräusch, das genauso klang, wie es sich für Ben anfühlte, sie zu berühren. Sein Herz schrie so laut, dass er Angst hatte, taub zu werden von den vielen unerfüllten Forderungen, die es unaufhörlich lautstark stellte. Küss sie! Nimm sie! Sie fühlt dich auch ! , waren noch die harmlosesten dieser Forderungen.
Alles drehte sich, ihm wurde auf beängstigende Art schwindlig. Wie von selbst folgte sein Kopf dem kühnen Vorbild seiner Hand und rückte näher zu ihr. Ihr süßer, schwerer Atem machte ihn verrückt. Er hielt sich mit Müh und Not zurück. Obwohl er das leichte Schlafmittel auf dem Nachttisch sah, war er sich unsicher, ob sie nicht doch aufwachen könnte, wenn er … Der Gedanke war völlig absurd. Er konnte sie doch nicht küssen!
Ben führte eine Hand nahe an ihr Gesicht, liebkoste kaum spürbar mit dem Handrücken die kühle, aber weiche Wange, die noch so mädchenhaft aussah. Diese Frau, dieses Mädchen, brauchte einen starken Beschützer, und auch wenn es der unüberwindlichste Gegensatz aller Zeiten war, Ben wollte genau das für sie sein. Nur war er von allen Männern auf der Welt derjenige, der am wenigsten dafür infrage kam. Schließlich war er genau aus dem gegenteiligen Grund zu ihr geschickt worden. Aber in diesem Moment, in dieser Nacht, bedeutete das alles nichts. Gar nichts.
Er ließ seine Lippen sacht und unbemerkt über Sarahs Wangenknochen streifen, schmeckte den salzigen, getrockneten Film ihrer Tränen. Nichts besaß mehr eine Bedeutung, nur dieses Gefühl, das wie ein unaufhaltsamer Sturm immer größer und beängstigender wurde.
Ben wusste sehr wohl, als er sich mit großer Überwindung und Anspannung aus ihrem Bett erhob, dass es diese verbotene Berührung nur für ihn gegeben hatte. Dass für Sarah alles sein würde wie immer. Nun war er mehr denn je entschlossen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sie für sich zu gewinnen. Ben würde ihr nicht länger erlauben, vor ihm zu fliehen. Er war Hals über Kopf verliebt in diese Frau, die er kaum kannte, auch wenn er nicht wirklich wusste, was das bedeutete. Für ihn spielte das keine Rolle. Ihm war etwas in den Schoß gefallen, dessen Wert er schnell erkannt hatte, und das er nicht mehr verlieren wollte. So einfach war das. Er entschied, mit allen Mitteln um Sarah zu kämpfen.
Leise schloss er die Tür zu ihrer Wohnung, ging wieder auf die andere Seite der Straße und schlief zum ersten Mal seit einer Ewigkeit eine Nacht lang durch.
Am Morgen danach hatte er das seltsame Gefühl, als wäre er endlich aus einem nicht enden wollenden Albtraum erwacht. Nur war dieser Albtraum, in dem er die ganze Zeit gefangen gewesen war, sein bisheriges Leben.
*
Das leise Rascheln der Bettwäsche ließ Sarah aus ihrem Schlaf erwachen und sie war beinahe verstört, dass sie nicht in derselben dunklen Stimmung erwachte, mit der sie in den Schlaf gefallen war. Sie konnte es sich nicht erklären, aber etwas hatte sich verändert. Kaum konnte sie sich an das, was sie geträumt hatte, erinnern. Doch irgendetwas daran war in der Lage gewesen, sie zu trösten. Was immer es auch gewesen war, endgültig wach wurde Sarah durch ein merkwürdiges Gefühl auf ihrer rechten Wange, das sie nicht einordnen konnte. Sie tastete darüber, aber da war nichts, und sie schüttelte den Kopf. Mit bleierner Müdigkeit schwang sie die Beine aus dem Bett, aber etwas zog sie zurück. War es ein Geruch oder nur die vertraute Wärme?
Da bemerkte sie etwas. Tatsächlich! Ein fremder, aber dennoch merkwürdig vertrauter Geruch, der ihr suggerierte, sich wohler zu fühlen. Sie schnupperte an ihrem Bademantel, aber der roch wie immer nach ihrem Lieblingsweichspüler. Pfirsichblüte. Das Bett roch nach ihr, auch wenn sie nicht in der Lage war, ihren Geruch zu benennen. Sie beschloss, es einfach zu ignorieren. Vermutlich bildete sie es sich ohnehin nur ein.
Etwas war ihr heute wichtiger als alles andere. Sie wollte nicht mehr so weitermachen wie bisher. Heute würde sie ins Schwimmbad gehen und sich entspannen, heute war schließlich ihr freier Vormittag. Und bei der nächsten Gelegenheit
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