Kuess mich toedlich
versprochen!« Sie stellte sich hinter ihn, um die am Boden schleifende Baumspitze zu tragen.
»Los geht’s !« Sie sah seinen breiten Rücken und wie er mühelos den Baum trug. Ohne zu reden, hatten sie die paar Straßen hinter sich gebracht und standen vor ihrem Wohnhaus. »Das Treppenhaus wird interessant«, murmelte Ben vor sich hin.
Sarah hielt die Tür auf, während Ben den Baum zum Treppenabsatz brachte. Die Tanne unversehrt um die Ecken zu bringen, war etwas haarig, aber auch das klappte mit vollem Körpereinsatz. Er zog noch ein letztes Mal an der Baumspitze, und der duftende Nadelbaum lag in Sarahs Wohnungsmitte. Zum Glück hatte der Verkäufer den Baum gut eingewickelt, sonst wäre jetzt ihr schöner Teppich ruiniert.
»So, geschafft«, verkündete Ben zufrieden und legte die Jacke ab. »Wo bleibt der versprochene Kaffee ?«
»Der kommt, sobald ich aufgetaut bin .« Sarah zog die Schultern hoch. Ben lachte ganz natürlich. Dieser wohlige, dunkle Klang machte Sarah mit einem Schlag sehr körperbewusst. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie schon wieder mit Ben in ihrer Wohnung war. Wieder allein mit ihm. Plötzlich war sie ganz sie selbst. Befangen und ängstlich. Wieso ist Ben ständig hier? Wieso landet er immer wieder hier?
»Was ist ?« , fragte er. Ihr Stimmungswechsel war ihm nicht entgangen.
»Ach nichts.« Sie log nicht überzeugend, verschwand kurz in dem winzigen Abstellraum und kramte den Aufsteller für den Baum hervor. Das Holzkreuz hatte sie von einem Flohmarkt. Sie stellte es neben die Couch und Ben drückte den Stamm in das Loch. Es passte wie angegossen.
»Soll ich ihn losbinden ?«
»Nein, das mach ich morgen .« Sie wurde schon wieder schüchtern. Er bedrängte sie doch kein bisschen.
»Der Kaffee?«
»Küche.« Sarah war sich seiner schweren Schritte bewusst, die ihr in ihre kleine Einbauküche folgten. Alles nahm sie jetzt mit gesteigerter Intensität wahr. Die offene, fast leere Kaffeedose von heute Morgen, die einen starken Kaffeegeruch verströmte und den leichten Zitrusgeruch ihres Putzmittels. Sie wollte das Fenster öffnen, um sich etwas abzukühlen, aber das könnte ihm bei dieser Kälte merkwürdig vorkommen. Schließlich schneite es und es war angenehm warm in ihrer Wohnung. Der alte Holzstuhl scharrte über den Boden, aber sie drehte sich nicht um. Ben hatte sich gesetzt und verhielt sich ruhig und der Situation angemessen. Sie nahm den Filter, gab Wasser in den Speicher und ließ den Kaffee durchlaufen. Als der Kaffee durchgelaufen war, füllte sie die Tassen. Er trank ihn schwarz, also goss sie seine Tasse fast voll. Ihrer gab sie einen Schuss Milch hinzu und setzte sich ihm gegenüber. Schweigend tranken sie. Ben beobachtete sie, was ihr sehr unangenehm war und sie versuchte erfolglos, seine Blicke zu ignorieren. Man konnte diese merkwürdigen sturmgrauen Augen nicht ausblenden. Also sah sie überall hin, nur nicht in sein Gesicht, das ihr aus einem unerfindlichen Grund nicht egal sein konnte und sie sehr weiblich empfinden ließ. Sie fühlte sich, als ob sie seinem Blick nicht entkommen könnte.
Schließlich trafen sich ihre Blicke doch. Er stellte seine Tasse ab, um zärtlich über ihren Handrücken zu streichen. Eine Geste, die sie nicht falsch verstehen konnte. Sarah ließ es zuerst geschehen, doch dann kam sie zu sich. Seine Berührung war wie ein elektrischer Schock gewesen und ließ sie hochfahren. Sie musste weg von seinen grauen Augen und der Unmittelbarkeit der aufkeimenden Nähe, die es zu vermeiden galt. Es war einfach zu viel, machte ihr zu große Angst. Was, wenn Ben mehr wollte, als sie nur zu berühren oder zu küssen? Was, wenn er eigentlich nur hier war, um mit ihr zu schlafen? Mechanisch ging sie zur Spüle und machte sich daran, die Tassen abzuwaschen, so, als wäre er nicht da. Dagegen sprach, dass sich sein Blick in ihren Rücken bohrte. Mit stillen Schritten näherte sich Ben ihr und legte ihr leicht seine linke Hand auf die Schulter. Diese Geste war unfassbar tröstlich und genau das, was sie noch aushalten konnte. Hier war Sarahs unsichtbare Grenze. Aber Ben schlang bereits seinen anderen Arm um ihre Taille, so als wäre es ganz natürlich. Augenblicklich versteifte sich Sarah in seiner Umarmung, verharrte in ihrer Bewegung. Ben machte den Eindruck, als erwartete er von ihr eine Reaktion, die nicht kam. Er näherte sich ihr mit seinem warmen Körper, der sich genau an ihren anzupassen schien. Sarah hatte noch nie einen Mann und seine Wärme
Weitere Kostenlose Bücher