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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Gesicht bekommen hatte. So war es immer. Feigheit war etwas, das ihm in Gegenwart der Familie und besonders gegenüber einem ihrer führenden Mitglieder so natürlich vorkam, wie gehorchen und Antworten liefern, ohne Fragen zu stellen.
    »Gut.« Der Mann schenkte sich noch einen Bourbon nach, trank einen Schluck und schien kurz nachzudenken. »Wir geben der Sache noch eine Woche, wenn dann keine Ergebnisse von ihm kommen, schicken wir ihm einen unserer motiviertesten Assassinen vorbei .« Genüsslich ließ er den Alkohol in seinen Mund gleiten. »Ich denke dabei an Michael. Die beiden haben eine passende Vorgeschichte und Michael führt Anweisungen mit einer Hingabe aus, an der es Ben seit jeher mangelt .«
    Als Befehlsempfänger nickte er, um seinen Auftraggeber zufriedenzustellen.
    »Dann ist es also beschlossen. Wenn Ben nicht in der Lage ist, weder ihre Unschuld noch ihre Schuld zu beweisen, dann muss sie eben sterben. Besser einen Kollateralschaden verbuchen, als eine von diesen entarteten Bestien herumlaufen zu lassen. Schon der Gedanke, dass sie unter uns wahren Menschen herumlaufen …Ben wird sich dafür verantworten müssen. Seine Position steht ohnehin seit Längerem auf der Kippe .« Der Endvierziger hatte nicht eine Emotion gezeigt. Er trank den letzten Schluck aus dem Glas und entließ ihn aus seinem geschmackvoll eingerichteten Büro, ohne ihm zu danken oder nach seiner Meinung zu seiner Entscheidung zu fragen.
    Kaum hatte er das Büro verlassen, zückte er sein Tablet , das aufleuchtete, als er es berührte. Auf dem Bildschirm erschien Sarahs Foto mit ihren primären Daten. Mit sich zufrieden, tippte er den neuen Status in die entsprechenden Felder ihrer Akte: Assassin Ben auf Status Gelb.
    Zielperson S. C. Winter für Liquidierung vorgemerkt.
    Als er das Tablet abschaltete, leuchtete das Symbol der Familie kurz auf, ein Kreuz, dessen Längsbalken aus einem Schwert bestand und dessen Querbalken mit dem Unendlichkeitssymbol – einer liegenden Acht – umschlungen war. Dasselbe Symbol war auf seinem Körper eingebrannt worden, wie bei jedem, der zur Familie gehörte. Für immer.
     
    *
     
    Über Nacht war es noch kälter geworden und den ganzen Tag über hatte sich der Frost ausgebreitet. Auch als Sarah den Laden schloss, bedeckte eine dicke Eisschicht die Straßen und Gehwege. Autos krochen nur noch auf einer spiegelglatten Fahrbahn dahin. Ihre Hände zitterten trotz Handschuhen. Mit aller Macht versuchte Sarah, sich auf ihre warme Wohnung zu konzentrieren, die auf sie wartete, anstatt die Kälte auf sich wirken zu lassen. Es half kaum.
    Wenigstens war sie am Morgen weitsichtig genug gewesen, sich eine Wollmütze mitzunehmen, unter der sie ihre Haare nun verborgen hielt, und die den eisigen Wind fernhielt. So schnell sie bei der Glätte konnte, machte sie sich auf den Heimweg, immer die warme Couch mit der Wolldecke vor dem inneren Auge. Sie war schon bis zur Ecke ihres Wohnhauses gekommen, da hörte sie jemanden ihren Namen rufen, dessen Stimme sie mehr vermisst hatte, als sie sich eingestehen wollte.
    »Sarah!«
    Sie wirbelte auf den flachen Stiefelabsätzen herum, in der Vorfreude, Ben zu sehen. Plötzlich riss ihr das Glatteis den Fuß zur Seite und schon krachte sie mit dem Hintern auf den Boden. »Mist !« Sie stöhnte und wusste, dass sie hochrote Wangen bekam, als Ben mit besorgter Miene auf sie zulief. Das Gefühl, das ihr dabei im Magen lag, war seltsam schön. Sein fürsorgliches Gesicht gefiel ihr, trotz der Peinlichkeit dieses Augenblicks.
    »Hey, alles okay?« Er beugte sich zu ihr herunter und nahm mit seinen grauen Augen ihren Körper in Augenschein. Ben atmete flacher als sonst.
    »Ja, denk schon .« Sarah versuchte, die Nässe auf ihrem Hintern zu verdrängen und sich mehr auf Bens Arme zu konzentrieren, die sich ihr hilfreich entgegenstreckten. Wieder keine Handschuhe. Wieder warme, starke Hände, die sie fassten und ihr hochhalfen. Sie wollte sich gerade bei ihm bedanken, als ihr ein stechender Schmerz in den Knöchel fuhr. Wie ein gleißender Schnitt. »Ah!« Sie konnte nicht auftreten. Es tat zu weh.
    »Oh, ich fürchte, der ist verstaucht .« Ben hielt sie halb im Arm und besah sich ihren Schuh.
    »Scheint so .« Der Schmerz in ihrem Knöchel machte ihr nicht halb so viel aus, weil Ben in ihrer Nähe war. Ihre Wangen glühten förmlich. Ben musterte sie. Sein Körper strahlte eine verführerische Wärme aus.
    »Es muss dir nicht peinlich sein. Du bist bestimmt nicht die

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