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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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trotz aller Unannehmlichkeiten die beste Alternative, wenn er sehr vorsichtig blieb.
    Aber es gab noch etwas anderes zu klären. Am sechsten Abend nach der Flucht brach Ben das Schweigen. »Sarah, setz dich! Es wird langsam Zeit, dass wir uns über alles unterhalten .«
     
    *
     
    Sarah hielt mitten im Salatschneiden inne und konnte nicht länger vor ihm verbergen, dass sie sich wieder erholt hatte. »Wieso jetzt ?« , fragte sie ihn und setzte sich an den groben Holztisch.
    »Weil wir noch eine Weile hier sein werden, und wir jede Nacht im selben Raum schlafen und ich nicht mehr das Gefühl haben will, ich lüge dich an oder du lügst mich an. Außerdem habe ich es satt, dass du mir ständig das Gefühl gibst, du wärst eine Gefangene .« Das Herdfeuer sorgte für reichlich Hitze im Raum, was Sarah im Moment brauchte, denn es fröstelte sie bei seinen Worten beträchtlich. »Ich mache dir einen Vorschlag. Du kannst mich alles fragen und ich werde dir antworten, wenn das Gleiche auch für dich gilt .«
    Ben behielt sie fest im Blick. Sie nickte. Meinte er das ernst? »Wieso schläfst du nicht ?« , platzte es aus ihr hinaus. Eigentlich hatte sie vorgehabt, etwas viel Wichtigeres zu fragen. Ben wirkte verblüfft.
    »Ich schlafe schon. Nur nicht viel und meistens dann, wenn du schon lange eingeschlafen bist. Etwa drei Stunden pro Nacht.« Nüchtern kreuzte er die Arme vor der Brust.
    »Ja, aber wieso? Hier ist doch nichts und niemand. Ruhiger geht’s kaum …«
    »Bisher stimmt das, aber ich möchte auf Nummer sicher gehen. Außerdem schlafe ich so, seit ich denken kann. Schon im Waisenhaus, in dem ich zuerst aufgewachsen bin, war es sicherer, nicht allzu lange ohne Bewusstsein zu sein …Bei der Familie erst recht .«
    Sarah war verwirrt. »Waisenhaus? Familie? Ich verstehe nicht.  Wer bist du? Ist Ben überhaupt dein richtiger Name ?« Sie seufzte und sah in Bens Gesicht. Seine sturmgrauen Augen erwiderten ihren Blick, gaben aber nichts von den Gedanken dahinter preis.
    »Ich weiß … Ben ist mein Name, aber ob ich wirklich so heiße, ob ich mit diesem Namen geboren worden bin, weiß ich nicht. Ich hätte ihn dir gar nicht nennen dürfen. Normalerweise benutzen wir falsche Namen, aber ich konnte dir nicht den Decknamen sagen. Ich konnt’s einfach nicht .« Seine Finger umklammerten seinen Oberarm fester, als wollte er nach etwas greifen, etwas festhalten. »Du willst wissen, wer ich bin? An meine Eltern erinnere ich mich nicht. Aufgewachsen bin ich in einem Waisenhaus. Es war nicht schön dort und ich bin, sagen wir mal, in Schwierigkeiten geraten. Deshalb wurde ich in eine Einrichtung für hoffnungslose Fälle gesteckt, in der mich die Familie entdeckt hat. Seither gehöre ich ihnen .« Ben lachte humorlos auf. Seine Körpersprache verriet Sarah nichts mehr. Er schien sehr darauf zu achten. Aber sein freudloses Lachen sprach Bände. Er schilderte ihr nur die Fakten, nichts von dem Leiden dahinter.
    »Was soll das bedeuten: Du gehörst ihnen? Warum nennen sich diese Leute Familie? Klingt fast wie eine Sekte .« Sarah rieb sich die Schläfen. Sie war frustriert und hatte das Gefühl, nichts zu verstehen.
    »Also gut, dann die etwas längere Version. Familie ist die Tarnbezeichnung für eine Organisation, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen und deren Hauptziel es seit jeher ist, Menschen zu finden und zu vernichten, die anders sind, die Fähigkeiten besitzen oder als abnorm gelten. Früher nannte man sie Hexen, von Dämonen Besessene und dergleichen. Seit dem zwanzigsten Jahrhundert hat sich der Begriff Entartete für unsere Feinde und Opfer innerhalb der Organisation durchgesetzt .« Sofort sah sie die wachsame Furcht in seinen Augen, die er vor ihr zu verbergen versuchte. »Ich erspare dir die Rechtfertigungen und die Glaubensphilosophie der Familie vorerst. Wichtig ist nur, dass du verstehst, wie mächtig sie sind. Sie haben ihre Finger überall mit drin. Assassinen wie ich, die zur Überwachung und Beseitigung ihrer Feinde abkommandiert werden, ist nicht einmal annähernd das verzweigte Netzwerk der geheimen Gesellschaft dahinter bekannt. Deshalb kann ich, können wir, niemandem trauen. Durch meinen Verrat gelte ich jetzt nicht mal mehr als Feind. Für sie bin ich schlimmer als alle Entarteten zusammen. Ich habe mich gegen sie gestellt, meine Befehle verweigert, Verrat begangen und bin ein Risiko, auch wenn mein Wissen über sie noch so lückenhaft sein sollte. Mein Tod ist ihre Pflicht. Und die

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