Kuess mich toedlich
hätten. Doch der leicht betrunkene DJ schien dem gegenüber blind.
»Dann gibt es keine Drinks mehr. So halten wir die Dinge hier am Laufen, damit’s nicht langweilig wird«, flüsterte er über das abgedeckte Mikro hinweg.
Ben wollte ihm gerade zeigen, was er von seiner Regelung hielt, als Sarah an seinem Hemdsärmel zupfte.
»Vielleicht solltest du einfach einen Song singen. Was soll schon passieren? Vielleicht ist es ja ganz witzig«, meinte sie lächelnd.
Jetzt war Ben sich sicher, dass sie betrunken sein musste. »Willst du wirklich, dass ich da raufgehe und dir einen Song singe ?« , fragte er ernst.
»Ja, ich würde dir gern zusehen und werde begeistert sein, egal, wie du dich anstellst. Versprochen!« Breit grinsend versicherte Sarah es ihm mit einem tiefen Zungenkuss, der ihm fast den Boden unter den Füßen wegzog. Dann sang er ihr eben einen Song und strich danach seine Belohnung ein. Wenn es sich dabei um weitere Küsse dieser Art handelte, war es das allemal wert! »Na schön, ich mach’s«, brummte er ins Mikro.
Der DJ heizte die Besucher für Bens Auftritt an. »Leute, heute gibt’s für uns ein besonderes Highlight: Unser Herzensbrecher von außerhalb wird für seinen Rotschopf ein Ständchen bringen. Also, dafür hat er Applaus verdient .«
Die Leute klatschten und pfiffen begeistert. Ben schlenderte zur Bühne, in der Hand das Songheft , das ihm der DJ zugesteckt hatte, und ging im Schnellverfahren alle Songs durch, die er kannte. Als er ein Lied von Bob Dylan entdeckte, wusste er sofort, das war der perfekte Titel für sein Mädchen. Ben hatte ein Statement abzugeben.
»Hier, Alter«, sagte der DJ und gab ihm das Mikro.
Ben zeigte ihm seine Songwahl und nach ein paar Klicks auf dem Laptop erklang die richtige Melodie. Ben trat auf die Bühne, blendete die johlenden Gäste aus und suchte den Raum nach Sarah ab, die ihm von hinten zuwinkte. Aufgeregt rutschte sie auf ihrem Sitz herum. Ben atmete tief durch. Als auf dem kleinen Bildschirm vor ihm die Textzeilen aufleuchteten, legte er einfach los.
Er versuchte, sich bildlich die Zeilen des Songs vorzustellen, und Bob Dylans markante Stimme nachzuahmen. Als er anfing, zu singen, sah er Sarah vor seinem geistigen Auge einen Strand entlangspazieren, so nah und doch außer Reichweite für ihn, genau wie in Dylans Song.
*
Sarah blieb die Luft weg. Bens Stimme klang umwerfend. Ein dunkler männlicher Bass, der perfekt zu dem Bob Dylan Song passte. Das hatte sie nicht erwartet. Ben war ein wirklich guter Sänger, der sich verdammt ins Zeug legte und mit voller Stimme weiterhin ins Mikro trällerte.
»Sara, Sara …” Er sang darüber, wie schön sie anzusehen war und wie schwer zu verstehen …
Sobald er diese Songzeile beendet hatte, schien sein Blick Sarah zu durchbohren. Was wollte er ihr damit sagen? Sie wusste es nicht, doch allein die Tatsache, dass er einen Song gewählt hatte, der ihren Namen trug, und sie ansang, als wäre es eine Frage, ließ ihren Herzschlag beschleunigen. Plötzlich kam es ihr so vor, als wäre niemand mehr im Raum, außer Ben und ihr, als Ben von der Bühne sprang und immer näher auf sie zukam.
»Sara, Sara …”
Hatte er sie gerade jungfräulicher Engel, Liebe seines Lebens genannt?
Jetzt stand Ben vor ihr, nahm ihre Hand und kniete vor ihr nieder. Seine wilden, grauen Augen, die in ihr Gesicht blickten.
»Sara, Sara …«
Unglaublich, dass er diesen Song gewählt hatte. Nun war sie auch noch sein funkelnder Diamant. Seine Augen ließen sie wissen, dass er jedes Wort, das er sang, ernst meinte.
Als er die nächste Strophe sang, war es, als würde Sarah gefühlte zwei Meter über dem Boden schweben, Bens tiefen Gesang im Ohr. Die Zeit schien still zu stehen, aber die Musik lief weiter. Ben fiel aus dem Song, flüsterte die letzten Zeilen in ihr Ohr, nur für sie.
»Immer da, wenn ich dich brauche, gibst du mir den Schlüssel zu dir.” Ben zog Sarah fest in die Arme und sang mit aller Kraft noch einmal den Refrain, nur für sie. »Sara, oh Sara, Sara, oh Sara. Geh nicht, bleib bei mir, sei immer da …”
Der Song endete und alle Barbesucher jubelten und applaudierten ihm. Er hatte sie alle um den Finger gewickelt. Auch sie.
Bens Lächeln erlosch und er wurde ernst, als er das Mikro runternahm und sich erneut zu ihrem Ohr hinunterbeugte.
»Du bist das Schönste, das ich jemals gesehen habe, Sarah. Und du bist das Einzige, was ich je nur für mich wollte. Immer noch will …«, flüsterte er
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