Küss mich, wenn Du kannst
entschied sich stattdessen für »Ein voll verrückter Freitag«. Gerade kam sie zu der Stelle, wo Jamie Lee Curtis und ihre Tochter die Körper tauschten, als das Telefon klingelte.
»O Annabelle, hier ist Rachel.«
»Wie läuft‘s?«, fragte sie und drückte auf die Stopptaste.
»Ich weiß nicht mehr weiter...«
»Was? Von wo rufst du an?«
»Von der Damentoilette im Tru. Mit diesem Date klappt‘s irgendwie nicht. Das ist mir ein Rätsel. An dem Abend, als ich Heath kennen lernte, da hatten wir so viel Spaß miteinander. Erinnerst du dich? Und jetzt langweilen wir uns ganz furchtbar.«
»Als hätte ich‘s nicht geahnt! Er hängt die ganze Zeit an seinem Handy?«
»O nein, er hat keinen einzigen Anruf angenommen. Wirklich, er war ein perfekter Gentleman, aber wir wissen einfach nicht, worüber wir reden sollen.«
»Er war die ganze Woche auf Reisen. Vielleicht ist er müde.«
»Daran liegt‘s sicher nicht. Es ist nur - nichts passiert. Oh, ich bin so enttäuscht! Beim ersten Mal hat‘s richtig geknistert. Hast du‘s nicht auch gespürt?«
»Klar. Frag ihn nach seiner Arbeit. Oder nach Baseball. Er ist ein glühender Sox-Fan. So schnell darfst du nicht aufgeben.«
»Okay«, stimmte Rachel zu. Besonders optimistisch klang das allerdings nicht. Teils verunsichert und teils erleichtert, legte Annabelle auf.
Noch ein Grund für Depressionen.
8
Um die vergitterten Lampen über der Tür schwirrten Motten herum. Die Bar in einer ehemaligen Lagerhalle nahe der North Avenue hieß »Suey«. Auf dem Schild am Eingang prangte ein großes rotes Schwein mit einer Fernfahrerkappe.
»Charmant...«, bemerkte Portia gedehnt.
Bodie erfreute sie mit einem dummdreisten Grinsen, das zu seinem bedrohlichen Glatzkopf, den erschreckenden Tattoos und den Schlägermuskeln passte. »Ich wusste ja - es würde Ihnen gefallen.«
»Eigentlich war‘s sarkastisch gemeint.«
»Warum?«
»Weil das eine dieser typischen Sportbars ist.«
»Und so was mögen Sie nicht? Seltsam.« Bodie hielt ihr die Tür auf.
Seufzend verdrehte sie die Augen, und sie betraten ein großes, von lautem Stimmengewirr erfülltes Lokal. Die Luft roch nach abgestandenem Bier, Fritten, Aftershave und Eau de Gym. Neben der Bar lag ein noch größerer Raum mit Tischen und Spielautomaten. An den Steinwänden hingen die Logos der Chicagoer Teams. Portia spähte in eine Halle im Hintergrund mit Schließfächern aus Metall und einem Beach-Volleyballplatz, von einem orangegelben Plastikzaun umgeben. Von den Deckenbalken baumelten aufblasbare Sexpuppen, Reklameschilder für Bier und »Star Wars«-Lichtschwerter herab. Jungs bleiben eben immer Jungs, dachte sie. Glücklicherweise kein Etablissement, in dem sie jemandem aus ihrem Freundeskreis begegnen würde...
Für diesen Abend hatte sie sich zwanglos angezogen, sie hatte eine alte magentarote Caprihose, ein enges marineblaues Top mit eingenähtem BH und flache Sandalen hervorgekramt. Die Diamantohrstecker hatte sie mit schlichten Silberringen vertauscht. Sie folgte Bodie an ein paar Twens vorbei - lauter Krawallmachern, die sich an der Theke mit Tequila zuschütteten und die flimmernden TV-Sportsendungen über ihren Köpfen ignorierten. Als sich die Menge teilte und den beiden Neuankömmlingen Platz machte, registrierte Portia, wie ihr Begleiter von den jungen Mädchen angestarrt wurde. Einige begrüßten ihn und redeten ihn mit seinem Namen an. Meistens wirkten solche Muskelprotze schlampig. Aber sein mokkabraunes Polohemd und die Baumwollhose konnten nicht besser sitzen, was keinem der anwesenden weiblichen Gäste entging.
Sie bewegte sich in seinem Schlepptau, das so umfangreich war, dass sie von niemandem angerempelt wurde, und er führte sie zu einem Tisch. Von hier aus genossen sie den Anblick eines mechanischen Bullen und konnten das Beach-Volleyballmatch in der angrenzenden Halle beobachten.
Einen Cocktail oder ein Glas Wein zu bestellen, erschien ihr zu riskant, und so entschied sie sich für ein kalorienarmes Flaschenbier. In solchen Kneipen musste man sich vor K.-o.-Tropfen hüten.
Bodie relaxte mit seinem eigenen Bier und musterte Portia. »Wie alt sind Sie?«
»Alt genug, um das schlimmste Date meines Lebens zu registrieren.«
»Frauen wie Sie sind schwer einzuschätzen. Ihr Teint ist traumhaft. Aber Sie haben alte Augen.«
»Sonst noch was?«
»Dreiundvierzig oder vierundvierzig, würde ich sagen.«
»Ich bin siebenunddreißig«, zischte sie.
»Nein, das bin ich. Sie sind
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