Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
weißblondes Haar bewegte wie ein Vorhang.
»Ich kann mir zwar keinen Grund dafür denken, aber mich geht es ja wohl auch nichts an.«
Cassidy verschränkte die Arme vor der Brust und rutschte in die Ecke ihres Sitzes.
»So. Das führt dich also her. Und ansonsten? Hurst du immer noch für diesen Hokuspokusheini auf der Upper West Side?«
»Ich habe einen neuen Arbeitgeber«, erwiderte die Blondine ungerührt.
»Jemanden, der sehr erpicht darauf gewesen ist, sich mit dir zu treffen. Er hat sogar schon zwei Mal versucht, Kontakt mir dir aufzunehmen. Und er ist nicht sehr glücklich darüber, von dir abgewimmelt worden zu sein.«
Cassidy hob eine Braue. Adeles und ihr unbekannter Anrufer war also Gretels Boss?
»Und für wen wirst du wohl arbeiten, Grendel? Könnte es sich dabei um … Satan handeln?«
Gretel ließ sich nicht beirren. Konnte es auch sein, dass sie niemals Dana Carvey in Saturday Night Live gesehen hatte? Ein weiterer Grund, ihr nicht über den Weg zu trauen.
»Ich arbeite jetzt für Mr. Leonard.«
Cassidy fluchte im Stillen. Sie war sich gar nicht sicher, ob es ihr gefiel, dass Francis Leonard irgendwas von ihr wollte. Sie hielt nicht viel von dem alten Blutsauger. Er war ebenso amoralisch wie seine Angestellte. Eher würde sie ihn umbringen als ihm ihr Vertrauen schenken.
Leonard hatte einen Sitz im Inneren Kreis des Rates, obwohl sich Cassidy nie den Grund dafür hatte erklären können. Nach dem, was ihre Großmutter über ihn erzählte, fehlte diesem Vampir so gut wie alles, was man für eine solche Position brauchte, von diplomatischem Geschick bis zu rascher Auffassungsgabe, aber er hatte Geld, und zwar eine Menge. Und obwohl er noch nicht einmal ein besonders alter Vampir war, ein paar Jahrzehnte über dreihundert Jahre nach Cassidys Einschätzung, hatte er doch sein gesamtes Leben in New York verbracht. Wenn es irgendein Talent gab, über das Francis Leonard verfügte, dann bestand dieses Talent darin, für ihn vorteilhafte Ränke zu schmieden, um dann im opportunsten Augenblick wieder von der Bühne zu verschwinden.
»Meiomei«, sagte Cassidy schließlich möglichst neutral.
»Ein interessanter Karrieresprung.«
»Er hat mir eine äußerst aussichtsreiche Position angeboten.«
Cassidy konnte sich schon vorstellen, was für eine Stellung das war, die ihr der größenwahnsinnige Vampir da angeboten hatte – vermutlich eine von der Sorte, wie sie jeden Tag und überall im Land in tausend Erwachsenenkinos in einem Film thematisiert wurde; nur eben mit ein bisschen mehr Blutsaugerei.
»Lass mich raten. Du sorgst für die Mahlzeiten, und er sorgt für … warte mal. Womit versorgt Leonard seine menschlichen Diener, außer mit chronischer Blutarmut?«
»Ich bin sehr zufrieden mit dem Arrangement.«
Cassidy wusste genug über das Verhältnis von Vampiren zu ihren menschlichen Dienern. Für gewöhnlich beruhte dieses auf gegenseitigem Vertrauen, gemeinsamem Nutzen und sogar einem gewissen Maß an Freundschaft. Sie hatte über die Jahre eine Menge Vampire kennengelernt, die Menschen während des Tages als ihre Augen und Ohren sowie in Notfällen als Blutspender benutzten. Im Gegenzug boten diese Vampire ihren Menschen ihren Schutz und ein verlängertes Leben; dazu eine verbesserte Konstitution und, nicht zu vergessen, ein erkleckliches Taschengeld. Aber das war bei gewöhnlichen Vampiren so. Francis Leonard war kein gewöhnlicher Vampir. Er war vielmehr ein ausgesprochen abstoßender Zeitgenosse, der niemandem je in irgendeiner Form entgegenkam, sofern er seine Ziele auch durch Manipulation, Einschüchterung oder brutale Gewalt erreichen konnte. Cassidy konnte ihn noch viel weniger ausstehen, als sie Gretel leiden mochte.
Dennoch hatte die Blondine recht. Es ging sie nichts an.
»Na schön«, sagte Cassidy und lächelte der Bedienung zu, die einen neuen Becher vor sie hinstellte, doch ihr freundlicher Gesichtsausdruck schwand rasch, als sie sich wieder ihrer Nachbarin zuwandte.
»Also warum machen wir dann nicht Nägel mit Köpfen, und du erzählst mir einfach, warum Leonard so erpicht darauf ist, mich nach all den Jahren kennenzulernen. Ich habe immer gedacht, ich wäre ihm schnurzegal.«
Gretel ignorierte den Sarkasmus.
»Das bist du ihm auch. Aber er interessiert sich brennend für die Angelegenheiten des Rates.«
»Erzähl mir bloß nicht, dass er immer noch schmollt, weil De Santos anstatt seiner zum Vorsitzenden gewählt worden ist. Wie kann man bloß ein so schlechter
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