Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
beschuldigt, dem Ratsvorsitzenden ein Messer an die Kehle zu halten. Kannst du dir das bei De Santos vorstellen?«
Cristos lachte.
»Hat sie versucht, dir klarzumachen, dass wir machen können, was wir wollen, dass die Amerikaner aber trotzdem tun werden, was sie für richtig halten?«
»Exakt.«
»Spinnerte alte Schnepfe«, schnaubte Richard.
»Als ob die Amis sich einfach ausklinken könnten, wenn wir uns entschleiern. Hält sie die Menschen für so blöd, dass sie glauben würden, wir Anderen hätten nie die Neue Welt für uns entdeckt?«
Cristos zuckte die Schultern.
»Sie ist nicht verrückt, Richard. Sie hat bloß Angst.«
»Und diese Angst gibt ihr das Recht, wider besseres Wissen zu argumentieren? Das ist ja idiotisch.«
Sie hatten das historische Bauwerk erreicht, in dem der Club untergebracht war, und Richard ging die Stufen hinauf, um zu läuten.
»Das ist ja, als wenn jemand, der nicht schwimmen kann, ins Wasser springt, um einer Biene zu entkommen.«
»Möglicherweise ist sie allergisch gegen Bienen.«
Quinn verdrehte die Augen.
»Wie kommt es bloß, dass ich in all den Jahren, die wir uns nun schon kennen, noch keinen von euch beiden erwürgt habe?«
Cristos legte ein Schulterzucken hin, wie es nur die Latinos vermögen.
»Vielleicht, weil du … wie sagt man noch … ein Hosenscheißer bist?«
»Hör mal zu, du Plüschteddy –«
»Kinder, Kinder.«
Richard stellte sich zwischen den fauchenden Wolf und den grinsenden Bären und hielt sie beide auf Abstand.
»Wir können uns meinetwegen später weiter deswegen kabbeln, wenn ihr zwei jetzt aufhört, euch wie Idioten zu benehmen.«
»Ach, wo wir doch gerade so schön in Fahrt sind.«
»Cris, halt jetzt endlich deine vorlaute Klappe, ehe ich mich doch noch entschließe, Quinn auf dich loszulassen.«
»Ihr beide habt jegliche Art von Humor verloren, das muss ich schon sagen.«
Die drei Männer übergaben ihre Mäntel dem Diener, der ihnen geöffnet hatte, und erhielten dafür drei Wertmarken.
»Im Gegenteil«, sagte Quinn.
»Wir würden es unheimlich komisch finden, dir in den Arsch zu treten, Junge.«
»Aber bitte nicht hier im Flur.«
Quinn blickte sich um und sah den amerikanischen Ratsvorsitzenden lässig gegen die Wand gelehnt dastehen.
De Santos begrüßte sie mit einem müden Grinsen.
»Ich hoffe, Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet zu haben, indem ich Sie bat, heute Morgen noch einmal vorbeizukommen, Gentlemen, aber es gibt viel für uns zu tun, und wir dürfen keine Zeit vergeuden. Wenn Sie mir nun bitte folgen würden?«
»Sie brauchen sich für gar nichts zu entschuldigen, wenn Sie nur eine große Kanne Tee herbeizaubern könnten.«
De Santos lachte und stieß sich von der Wand ab.
»Ich werde mal sehen, was ich tun kann, Mr. Maccus.«
Er führte seine Gäste in ein kleines, aber einladendes Zimmer, dessen bis zur Decke reichenden Holzregale, hinter denen an einigen Stellen eine ziegelrote Mauer zu erkennen war, mit Büchern vollgestellt waren. Den gebohnerten Fußboden bedeckte ein teurer Teppich, und durch zwei hohe Doppelglasfenster fiel Licht auf einen massiven, ausgesprochen männlich wirkenden und picobello aufgeräumten Schreibtisch. Ein hübsches Bibliothekszimmer, dachte Quinn, aber es machte auf ihn nicht den Eindruck, als würde es tatsächlich als jemandes persönliche Arbeits- und Studierstube dienen.
De Santos schloss die Tür hinter ihnen und gab den Besuchern mit einer Geste zu verstehen, sie mögen sich setzen.
»Ich habe diesen Raum für den Rest des Vormittags reserviert. Die Küche schickt gleich Tee und Kaffee. Haben die Herren bereits etwas zu sich genommen? Es wäre kein Problem, ein Frühstück zu arrangieren.«
Sie hatten zwar bereits im Hotel gefrühstückt, aber Quinn schlug es nie aus, wenn er etwas zu essen angeboten bekam. Seine Fähigkeit zur Gestaltwandlung verbrannte ohne weiteres sieben- bis achttausend Kalorien am Tag – und das auch schon, wenn er nichts anderes tat, als auf seinem Hintern zu hocken.
»Hätte nichts dagegen.«
»Käme auch mir sehr entgegen«, pflichtete Cristos ihm sogleich bei.
Bei Bären verhielt es sich mit dem Kalorienbedarf ähnlich. Im Gegensatz zu ihren echten Brüdern aus der Tierwelt gingen Werbären nicht in den Winterschlaf.
Richard schüttelte den Kopf.
»Für mich nur Tee. Das Essen können sich die beiden Vielfraße teilen.«
Nach einem kurzen Telefonat über eine Hausleitung trat De Santos an den großen Schreibtisch und schob die
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