Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
wusste nicht, warum er den Namen so hasste. »Rosenköhlchen« klang irgendwie süß, und viele Kinder hatten die Pubertät mit viel schlimmeren Beschimpfungen durchgestanden.
Offensichtlich sah Landon das anders, und sein eisiger Blick wurde wieder ganz schockgefrostet, als er einen Schritt
auf sie zutrat. »Fünf Jahre lang war ich gezwungen, dich zu tolerieren«, sagte er drohend, und auf seiner Stirn quoll eine Ader hervor. »Aber jetzt nicht mehr. Wenn du nicht verschwindest, beauftrage ich den Sicherheitsdienst, dich mit dem restlichen Müll hier rauszuschaffen.«
Ihr Magen krampfte sich vor Wut zusammen, und sie lief knallrot an. Bevor sie sich’s versah, machte sie den Mund auf und verkündete: »Ich hab es mir anders überlegt. Ich verkaufe die Mannschaft nicht. Ich behalte sie.«
Landon blieb abrupt stehen. »Das kannst du nicht machen.«
Zufrieden über ihre Macht, ihm eins auszuwischen, lächelte sie ihn an. »Ich kann tun und lassen, was ich will. Und ich will die Mannschaft behalten, die dein Vater mir vererbt hat.« Gott, sie wollte ihm wehtun. Ihn beschimpfen und ihm ins Gesicht spucken. Ihm das Knie mit voller Wucht in die Eier rammen. In einem anderen Leben hätte sie keine Sekunde gezögert, aber Mrs Duffy rammte Männern keine Knie in die Eier. Das hatte Virgil ihr beigebracht. »Halt dich fern von meinem Eishockeyteam.«
Er trat noch ein paar Schritte auf sie zu und griff nach ihr. Bevor sie reagieren konnte, trat ein großer, schwerer Mann dazwischen, und ein breiter Rücken in einem weißen Baumwoll-T-Shirt versperrte ihr die Sicht.
»Es ist wohl das Beste, wenn Sie jetzt gehen, Mr Duffy«, brummte Ty Savage. »Ich will nicht, dass noch jemand verletzt wird.« Faith wusste nicht so recht, ob er damit sie oder Landon meinte. »Und ich würde nur ungern in der Zeitung lesen, dass Mrs Duffy Sie vom Sicherheitsdienst vor die Tür setzen lassen hat.«
Hinter Tys Rücken hörte sie Landons Anwälte etwas sagen,
und dann drohte Landon: »Es ist noch nicht vorbei, Layla.« Nach weiteren spannungsgeladenen Sekunden knallte die Tür hinter ihm zu, und Faith stieß den Atem aus, den sie vor Schreck angehalten hatte. Ihre Wangen brannten. Sie war schon oft genug erniedrigt worden. Was sie sich zugegebenermaßen teilweise selbst zuzuschreiben hatte, aber das hier fühlte sich an wie damals an der Grundschule, als Eddie Peterson ihr am Trinkwasserbrunnen von hinten den Rock hochgehoben und vor der ganzen ersten Klasse ihr löchriges pinkfarbenes Unterhöschen entblößt hatte.
Ty drehte sich um und sprach zu ihr. »Was haben Sie angestellt, dass der Mann Sie so sehr hasst?«
Sie ließ den Blick über die von Stoppeln umgebene weiße Narbe auf seinem Kinn über seinen Mund bis hin zu seinen tiefblauen Augen schweifen. »Seinen Vater geheiratet.« Sie gab ihren weichen Knien nach und setzte sich. »Danke, dass Sie eingeschritten sind.«
»Keine Ursache.«
Sie legte ihre zitternden Hände in den Schoß. »Ich verkaufe die Mannschaft jetzt wohl doch nicht«, sagte sie benommen zu niemand Speziellem. Sie drehte sich um und blickte in die fassungslosen Gesichter. Sie kannte das Gefühl. Ihre Ankündigung hatte sie genauso fassungslos gemacht wie alle anderen.
»Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mann eine Dame so behandelt«, meinte Darby kopfschüttelnd.
Landon hielt sie nicht für eine Dame, aber über ihn und seine Meinung über sie zu diskutieren war das Letzte, was sie jetzt wollte. »Ich brauche wohl einen Schnellkurs in Eishockey.« Ihr Gesicht fühlte sich von dem Schock ganz taub an.
»Sie könnten einen Assistenten einstellen«, schlug einer
der Trainer vor. »Virgil hatte bis zur Aussperrung auch einen. Ich weiß nicht, was danach aus Jules geworden ist.«
Sie hatte noch nie von einem Jules gehört. »Jules?« Ihre Stimme klang sonderbar, und sie musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, die Stirn auf die Tischplatte zu legen und verzweifelt aufzustöhnen. Was hatte sie gerade getan?
»Julian Garcia«, antwortete Darby. »Ich sehe mal, ob ich seine Nummer für Sie auftreiben kann.«
»Danke.« Offenbar behielt sie Virgils Mannschaft. Wenigstens vorerst, und sie wusste wirklich nicht, was sie anderes sagen sollte als: »Ich tue, was ich kann, um dafür zu sorgen, dass Sie alle den Stanley Cup bekommen. Das war Virgils Traum, und ich weiß, dass er sich nach neuen Spielern umgesehen hat, um die Mannschaft noch stärker zu machen.« Wenigstens glaubte sie, ihn das sagen gehört zu
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