Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
so schön wie auf den Fotos?«
»Ich hab die Fotos nicht gesehen.« Ty angelte sich mit seinem Driver einen weiteren Ball und brachte ihn auf der Golfmatte neben dem Radargerät in Position. Er musste nicht erst fragen, von wem sein Vater sprach. »Die Fotos sind mir scheißegal.« Nach Faiths Ankündigung heute Nachmittag, die Mannschaft doch nicht zu verkaufen, hatte die PR-Abteilung der Chinooks eine Presseerklärung abgegeben, die Mrs Duffy in sämtliche Nachrichtensendungen der lokalen Fernsehkanäle katapultiert hatte. Die Redaktionen hatten Filmaufnahmen ausgegraben, auf denen Faith mit Virgil bei ihrer Ankunft auf irgendeiner Charity-Veranstaltung zu sehen war, und sie mit Archivmaterial von ihr mit einem tief dekolletierten Kleid aus ihrer Playboy -Zeit zusammengeschnitten, auf dem sie mit Hugh Hefner um die Wette strahlte.
Seitdem hatte Tys Telefon nicht mehr stillgestanden. Reporter wollten wissen, wie er zu der neuen Besitzerin stand, doch statt ihnen zu antworten, hatte er sein Telefon ausgestöpselt. Nach Landons skandalösem Verhalten war sich
Ty immerhin sicher, dass Virgils Sohn nicht die bessere Wahl gewesen wäre. Das Urteilsvermögen des Mannes war eindeutig beeinträchtigt und von Gefühlen und persönlichen Motiven beeinflusst, was bei einem Besitzer nie von Vorteil war. Und auf einmal war das Playmate die bessere Wahl. Wie war das passiert? »Ich nehme an, du hast die Fotos gesehen.«
»Nein, hab ich nicht.« Pavel kniff kritisch die Augen zusammen, während er Ty beim Schwung beobachtete.
Der Ball schoss durch den Raum und traf in die rote Mitte des Netzes.
»Das ist erstaunlich.« Ty warf einen Blick auf die Radaranlage, dann zu seinem Vater: 113 Meilen pro Stunde. Er kannte diesen verkniffenen Ausdruck. Mit fünfundsechzig war Pavel noch so ehrgeizig wie eh und je.
»Hält sich in Grenzen.« Er zuckte mit den Achseln und bedeutete Ty, ihm den Schläger zu reichen.
»Du konntest keinen alten Playboy auftreiben?«
»Nein.« Pavel brachte den Ball neben der Radaranlage in Position.
Ty verriet seinem Vater nicht, dass er die Zeitschrift in seiner Sporttasche hatte. Irgendwas war falsch daran, seinem Alten die Bilder zu zeigen, vor allem, da er sie noch nicht mal selbst gesehen hatte.
»Ich hab’s gar nicht richtig versucht. Es gibt so viele schöne Frauen auf der Welt, warum unnütze Zeit und Energie in nur eine investieren?« Was Pavels Verhältnis zu Frauen perfekt zusammenfasste. Selbst das zu denen, die er geheiratet hatte. Er führte den Schwung aus, und der Ball flog durch den Raum ins Netz. Auf der Radaranlage blinkte eine 83 auf. Nicht schlecht für einen Mann in Pavels Alter, aber natürlich nicht gut genug, um seinen Sohn zu schlagen.
»Mit deinem Schlägergriff stimmt was nicht«, knurrte er und reichte Ty den Driver. »Ich bin müde. Ich geh ins Bett.«
Mit dem Griff war alles in Ordnung, und Ty beförderte noch ein paar Bälle ins Netz, nur um es zu beweisen. Kurz nach zehn schaltete er seinen Großleinwandfernseher an und machte es sich auf der moosgrünen Polstercouch gemütlich, um sich die Nachrichten anzusehen. Er dachte an das Spiel morgen Abend gegen die Sedin-Zwillinge.
Er dachte an Faith Duffy und hoffte schwer, dass ihre Ankündigung, die Mannschaft nun doch zu behalten, die Chinooks nicht aus dem Konzept brachte. Zu wissen, wem die Chinnooks letztlich gehören würden, war zwar besser, als im Unklaren gelassen zu werden, allerdings nicht viel.
Er dachte daran, wie Faith am Nachmittag gewirkt hatte. Zuerst gelassen und cool, dann sichtlich erschüttert. Landon hatte sie Layla genannt, was vermutlich ihr Strippername war. Virgils Sohn war ein Arschloch. Daran gab es nichts zu rütteln. Eine Frau mit voller Absicht in aller Öffentlichkeit bloßzustellen war schäbig, aber es seiner ehemaligen Stiefmutter vor ihrem Mitarbeiterstab anzutun, zeugte von einem abscheulichen, arroganten Charakter und hatte Mrs Duffy wie die Stilvollere von beiden dastehen lassen. Sie hatte sich erhobenen Hauptes und mit geradem Rücken der Konfrontation gestellt, und Ty musste ihr Pluspunkte dafür geben, dass sie nicht in Tränen ausgebrochen war oder wüste Flüche ausgestoßen hatte wie eine Stripperin, die sie schließlich einst gewesen war.
Er trank einen großen Schluck Bier. Sie kleidete sich auch nicht wie eine Stripperin. Nicht mal wie ein verhalteneres Playmate. Keine grellen Farben oder knappe, an strategisch günstigen Stellen zerfetzte T-Shirts. Keine knallengen
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