Küsse, Baby und das Familienglück
machst du da eigentlich?“, fragte sie und beugte sich über seine Schulter.
Er stellte den Flammenwerfer an. „Ich entferne die Stacheln an den Kakteen.“
Sie ging etwas auf Abstand und sah ihm fasziniert dabei zu. „Warum?“
„Weil der Kaktus darunter gutes Winterfutter für die Rinder ist, aber die Stacheln würden ihre Därme durchbohren.“
„Igitt.“ Plötzlich sah sie sich verwirrt um. „Was um alles in der Welt riecht da so komisch?“
Es riecht nach Moschus, dachte Jacey.
Kurz darauf sah sie auch, warum. Eine Gruppe furchterregender Wildschweine rannte grunzend und quietschend aus dem Unterholz. Jacey stieß einen schrillen Schrei aus und stolperte rückwärts. Sie wäre zweifellos hingefallen, wenn Rafferty nicht auf die zugestürzt wäre und sie aufgefangen hätte.
Reflexartig schlang sie die Arme um seinen Hals und die Beine um seine Hüften und klammerte sich an ihm fest, während er ruhig von den Schweinen weg zum Truck ging. Dort angekommen, öffnete er die Beifahrertür und versuchte, Jacey hinzusetzen. Doch sie vermochte sich beim besten Willen nicht von ihm zu lösen. „Was zum Teufel war das?“, fragte sie, unkontrolliert zitternd.
„Javelina. Sie stromern gern in Rudeln herum. Halb so wild.“ Vergeblich versuchte er, ihre Arme von seinem Hals zu lösen.
„Ich kann nicht begreifen, dass du gar keine Angst hast!“
„Wildschweine tun Menschen nichts, solange sie sich nicht bedroht fühlen.“
„Also bestand gar keine Gefahr?“, fragte Jacey erleichtert.
Er legte den Kopf schief und musterte sie eingehend.
Plötzlich wurden Jacey drei Dinge bewusst: Erstens hatte er keinerlei Veranlassung mehr, sie noch länger so festzuhalten, zweitens wurde es definitiv zu heiß, wo ihre Körper sich berührten, und drittens hatte sie das völlig unangebrachte Verlangen, ihn zu küssen.
„Du kannst mich jetzt loslassen“, sagte sie so ruhig wie möglich. Schließlich hatte sie sich jetzt lange genug lächerlich gemacht.
Seine Augen verdunkelten sich. „Nein.“
„Wie bitte?“
Er schob die Hand in ihr Haar. „Mir gefällt die Situation gerade ausgezeichnet“, sagte er mit rauer Stimme.
„Dass ich schon wieder in deiner Schuld stehe, oder was meinst du?“, versuchte sie zu scherzen.
„Du könntest dich ruhig etwas dankbarer erweisen“, fügte er hinzu und senkte den Mund auf ihre Lippen.
Jacey konnte nur noch kurz nach Luft schnappen, bevor sein Mund sie berührte. Sie hatte den ersten Kuss schon für etwas Besonderes gehalten, aber verglichen mit dem hier … Ihr Herz raste, als Rafferty ihren Kopf zurückbog und quälend langsam ihren Mund mit der Zunge erforschte. Ehe sie begreifen konnte, was geschah, küsste sie ihn mit gleicher Leidenschaft zurück. Von Gefühlen überwältigt, die sie lieber nicht genau analysieren wollte, vergaß sie sämtliche guten Vorsätze und überließ sich vollkommen seinen Verführungskünsten.
Rafferty wusste genau, dass er gerade einen gewaltigen Fehler machte, aber sein Tag war die reinste Hölle gewesen. Allerdings lag das diesmal nicht an der Trauer und den Schuldgefühlen, die ihn seit dem Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes an den Feiertagen quälten, sondern vielmehr daran, dass diese Gefühle plötzlich verblasst waren.
Der Verlust tat immer noch weh, aber nicht mehr so stark. Er bestimmte nicht mehr seinen Alltag, seitdem Jacey Lambert in sein Leben gestolpert war.
Möglicherweise lag das an ihrer herausfordernden Art oder daran, dass er ihr Baby zur Welt gebracht hatte und sie seitdem ein einschneidendes Erlebnis miteinander teilten.
Aber vielleicht küsste er sie auch einfach nur gern. Er wusste nur eines: dass er noch nie so zarte Lippen geküsst hatte wie ihre, und dass noch niemand seine Küsse so zärtlich erwidert hatte. Keine Frau hatte er je so begehrt wie sie. Er musste sofort aufhören, bevor es kein Zurück mehr gab.
Schwer atmend löste Rafferty sich von ihr. Um das letzte Quäntchen Selbstbeherrschung ringend, sagte er heiser: „Ich bin nicht der Mann, den du brauchst, Jacey.“
Auch wenn du genau die Frau bist, die ich will …
„Das musst du schon mir überlassen.“ Jacey schob ihn zur Seite und hüpfte vom Führerhaus. Sie verschränkte Schutz suchend die Arme vor der Brust. „Aber vielleicht hast du recht“, sagte sie. „Auf jeden Fall musst du dir dringend ein anderes Ventil für deine schlechte Laune suchen, denn ich stehe dafür ganz bestimmt nicht zur Verfügung.“
Kurz vor
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