Küsse, Baby und das Familienglück
Blick wieder auf Rafferty.
„Unser Budget gibt das auf jeden Fall her“, bemerkte dieser nur trocken.
Alle am Tisch sahen erleichtert aus.
„Gabby, was kommt dir spontan beim Gedanken an Weihnachten in den Kopf?“ Jacey war nämlich fest entschlossen, dieses Weihnachtsfest für alle unvergesslich zu machen.
Gabby zuckte mit den Schultern. „Geschenke natürlich.“
„Wie wär’s mit Julklapp? Alle werfen einen Zettel mit ihrem Namen in einen Hut und müssen jemand anders ziehen.“ Abgesehen von Ebenezer da drüben natürlich.
„Wir schenken uns normalerweise selbst etwas“, erklärte Stretch.
Hoss zwinkerte. „So müssen wir die Sachen wenigstens nicht einpacken.“
Jacey lächelte und ignorierte Rafferty, so gut es ging. „Das ist eigentlich nicht der Sinn von Weihnachten.“
Es folgte eine nachdenkliche Stille. „Wir könnten ja mal im Eagle-Canyon-Kinderheim nachfragen, ob sie dort etwas brauchen, und es dann besorgen“, schlug Stretch schließlich vor.
„Das ist die richtige Einstellung!“, rief Eli.
Wenn Rafferty das doch auch nur begreifen würde, dachte Jacey.
„So langsam kannst du mal wieder den Mund zuklappen“, sagte Rafferty eine Stunde später am Weihnachtsbaumstand in Summit.
„Sorry.“ Jacey drehte sich zu ihm um. „Ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass du mich und das Baby freiwillig in die Stadt gefahren hast, um einen Tannenbaum zu kaufen.“
Rafferty beugte sich zu ihr hinunter. „Ich hätte sonst den Cowboys beim Aufräumen helfen müssen. Diese Alternative erschien mir angenehmer“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sein Atem und seine körperliche Nähe brachten sie von Kopf bis Fuß zum Kribbeln. „Heißt das, ich habe die Wette gewonnen?“
Er grinste. „Wieso? Ich begleite dich doch nur bei deinen Besorgungen. Das hat nichts mit Weihnachten feiern zu tun.“
Jacey fragte sich, ob er vielleicht insgeheim die Gelegenheit nutzen wollte, Zeit allein mit ihr und ihrem Baby zu verbringen. Aber wahrscheinlich waren das nur Wunschträume.
„Vielleicht sollten wir die Wette etwas klarer definieren. Was verstehst du genau unter Weihnachten feiern?“
Rafferty zuckte nur die Achseln. „Na das, was ich früher immer zu Weihnachten gemacht habe.“
Jacey wurde ganz wehmütig zumute, als sie sich einen Rafferty vorstellte, der noch nicht so zynisch und distanziert war wie heute. Gleichzeitig konnte sie sich gut in ihn hineinversetzen. Es war schwer, sich von dem Verlust eines nahestehenden Menschen zu erholen, und noch härter von dem eines Kindes, das man nie kennenlernen durfte.
Schweigend sahen sie einander an. Jacey hatte plötzlich das unerwartete Gefühl großer emotionaler Nähe. Er schien darüber genauso erschrocken zu sein wie sie.
„Hilf mir auf die Sprünge“, sagte sie. „Erzähl mir von deinen vergangenen Weihnachtsfesten.“
Er betrachtete sie zweifelnd, als müsse er abwägen, wie viel er ihr erzählen durfte. Dann holte er tief Luft. „Ich habe für alle Familienmitglieder Geschenke gekauft, was einfacher klingt, als es war, denn ich wusste nie, was ich besorgen sollte.“
„Offensichtlich hat dir noch niemand gesagt, dass nur die gute Absicht zählt.“
Der zynische Gesichtsausdruck kehrte zurück. „Dann hast du offensichtlich noch nie jemandem das Falsche geschenkt. Besser gar nichts zu verschenken als etwas, was auf irgendeine unerklärliche Weise die Gefühle des Beschenkten verletzt.“
Jaceys Meinung nach war das kein Grund, es gar nicht erst zu versuchen. Aber wahrscheinlich war es klüger, diese Diskussionen auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. „Zurück zu den Traditionen“, sagte sie.
Rafferty nahm Caitlin auf den Arm, damit Jacey sich die Bäume besser ansehen konnte. „Meine Mutter hat immer ein riesiges Pfefferkuchenhaus gebacken, und ich habe ihr beim Verzieren geholfen.“
Endlich kamen sie der Sache näher. „Und was noch?“
„Sie hat für alle auf der Ranch zwei tolle Abendessen gekocht, eines am Heiligen Abend und eines am ersten Feiertag“, sagte er sehnsüchtig. „Wir sind in die Kirche gegangen, haben Freunde besucht und uns weiße Weihnachten ausgemalt. Das Übliche eben.“
Jacey hielt die Luft an und wünschte, er würde sie wieder küssen, wirklich küssen. „Das klingt machbar.“
Das einzige Problem war nur, dass Rafferty nicht das geringste Interesse daran zu haben schien, die alten Weihnachtstraditionen wieder aufleben zu lassen.
„Was hast du denn diesmal verbrochen?“, fragte
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