Küsse, Baby und das Familienglück
„Müsli und Saft um halb sechs.“
Er schob sie zu einem Stuhl. „Dann essen wir jetzt zu Mittag.“
„Willst du etwa für mich kochen?“
„Das bin ich dir schuldig. Es ist schließlich meine Schuld, dass du letzte Nacht bis zwei Uhr arbeiten musstest.“ Rafferty öffnete den Kühlschrank. „Was hältst du von Käsesandwich?“
„Kling wundervoll.“
Er bestrich vier Scheiben Brot mit Butter, schob Käsescheiben dazwischen und legte alles in eine Bratpfanne. Während die Sandwiches brieten, schnitt er Äpfel in Viertel und holte rote Trauben aus dem Kühlschrank.
„Milch?“
„Ja bitte.“ Da Jacey ihm nicht in die Augen sehen konnte, ohne ihn küssen zu wollen, senkte sie den Blick zu seinen breiten Schultern, und als er ihr den Rücken zudrehte, um die Sandwiches herauszunehmen, musterte sie verstohlen seine schmale Taille und den knackigen Po.
Rafferty reichte ihr einen Teller. „Das Rodeo wird dir bestimmt Spaß machen. Bei Sonnenuntergang gibt es Musik und Tanz.“
„Was zieht man zu so einem Anlass eigentlich an?“
„Jeans, Stiefel und Cowboyhut.“
Jacey runzelte die Stirn. Ihre Garderobe war eher businesslike. Und sie hatte nur wenig Freizeitkleidung – das meiste lag noch immer in einem Lager in San Antonio.
„Da werde ich wohl improvisieren müssen“, murmelte sie und biss in das knusprige Käsesandwich. „Könntest du mir vielleicht ein Halstuch borgen?“
Die mit einem roten Samtanzug und passender Mütze herausgeputzte Caitlin im Arm haltend, klopfte Rafferty später an Jaceys Tür. „Bist du fertig?“
„Nur Geduld, ich komme schon!“
Als sie ihm aufmachte, verschlug ihr Anblick ihm glatt den Atem.
Ihr schwarzer Rock reichte kaum bis zu den Knien, und sie trug eine enge rote Seidenbluse und ein schwarz-rotes Tuch um den Hals. Eine schwarze Wildlederjacke ergänzte ihr Outfit. „Besser habe ich es nicht hingekriegt.“
Ihr Bestes sah verdammt gut aus!
Sie hatte schon in dem lächerlichen Rüschennachthemd hinreißend ausgesehen, aber als Businessfrau gefiel sie ihm sogar noch besser.
Als er den Blick zu ihren schwarzen Wildlederschuhen senkte, fielen ihm wieder die Sechshundertdollarstiefel aus dem Westernmodengeschäft ein. Warum hatte er sie eigentlich nicht gleich mitgenommen? Jacey hatte sie verdient – und noch viel mehr.
Jacey nahm die Wickel- und ihre Handtasche und begleitete Rafferty in die Küche, wo das Essen für das Rodeo schon fertig eingepackt bereitstand. „Wie lange dauert die Party eigentlich?“
Rafferty gab ihr das Baby zurück. „Um Mitternacht gibt es ein Feuerwerk. Danach löst sich die Party wahrscheinlich auf.“
Jacey zögerte. „Dann sollte ich vielleicht lieber selbst hinfahren. Ich möchte nämlich früh zurückkehren.“
„Ich fahre dich.“ Rafferty legte einen Finger auf ihre Lippen und schnitt ihr damit den Protest ab. „Damit ihr euch nachts nicht verirrt.“
Forschend sah sie ihm in die Augen. „Macht es dir auch wirklich nichts aus?“
Rafferty legte ihr fürsorglich den Arm um die Schultern, wobei er darauf achtete, Caitlin nicht wehzutun, und küsste sie zärtlich. „Es ist mir ein Vergnügen.“
9. KAPITEL
Das hier ist kein Date, sagte Jacey sich, als sie vom Auto aus zusammen zum Rodeo gingen. Obwohl es sich irgendwie so anfühlte.
Schon allein wegen der vielen neugierigen Blicke. Rafferty wich nicht von ihrer und Caitlins Seite und trug das Baby genauso oft wie sie selbst, während er sie den Ranchern und ihren Familien und Arbeitern vorstellte.
Jacey fühlte sich hier so herzlich aufgenommen wie noch nie zuvor, so sehr, dass sie sich beim Einsetzen der Musik fragte, ob ihre Beziehung zu Rafferty nicht ein folgenschwerer Fehler war – da sie irgendwann die Ranch wieder verlassen würde.
„Woran denkst du gerade?“, fragte Rafferty, als er sie zum Tanzboden führte.
Jacey warf einen Blick auf Caitlin, die gerade von Eli betreut wurde. „Ich dachte nur gerade darüber nach, wie toll dein Vater mit Caitlin umgeht“, log sie.
Rafferty nahm sie in die Arme. „Und davon abgesehen?“
Dass ich viel zu viel für dich empfinde.
Unwillig, etwas von ihren Gefühlen preiszugeben, konzentrierte Jacey sich auf die Tanzschritte und den lebhaften Rhythmus der Musik. „Dass alle sich sehr zu freuen scheinen, dich heute hier in Partylaune zu erleben.“
Er hatte sich seit ihrem Auftauchen vor knapp sieben Wochen wirklich sehr verändert.
„Stimmt, es ist das erste Mal seit Langem“, stimmte er zu und
Weitere Kostenlose Bücher