Kuesse - drei Mal taeglich
zehn Sekunden. Zu seinem Glück saß er noch.
Sie bewegte sich graziös und selbstbewusst. Aber als Cassie den Tisch nun erreicht hatte, bemerkte Brendan eine gewisse Unruhe in ihren Augen.
Er erhob sich schnell und zog den Stuhl für sie zurück. „Hi."
„Hi. Entschuldige, dass ich so spät komme."
Sie ließ sich auf den Stuhl sinken, und er setzte sich wieder.
„Hast du alles erledigen können?"
Cassie griff nach der Speisekarte, ohne Brendan anzusehen. „Ja. So gut es ging."
Nicht nur aus Neugier, sondern auch aus Sorge um Cassie fragte er: „Wenn du nichts dagegen hast, es mir zu sagen - wo bist du gewesen?"
Sie sah nur kurz von der Speisekarte auf und senkte sofort wieder den Blick. „Ich musste meinen Vater besuchen."
„Ja? Du hast ihn nie vorher erwähnt. Ich wusste nicht, dass er in der Stadt wohnt."
Sie legte die Speisekarte beiseite. „Doch, er ist hier", antwortete sie und klang wenig begeistert von dieser Tatsache.
„Gab es Probleme?" forschte er weiter.
„Nicht mehr als üblich. Er ist gesundheitlich ein Wrack, raucht zwei Päckchen Zigaretten am Tag, trinkt Bier und isst nur Müll. Und er hievt sich nur aus seinem Sessel heraus, um Nachschub zu holen."
Etwas in ihrem Ton drängte Brendan, noch eine Frage zu stellen. „Kommst du gut mit ihm aus?"
Sie lächelte schief. „Oh, sicher. Solange ich ihn nicht öfter als ein Mal im Monat störe. Er war nie besonders wild auf meine Gesellschaft."
„Und deine Mutter?"
Cassie zuckte die Achseln. „Sie verschwand, als ich drei Tage alt war, und hat sich nie wieder blicken lassen. Vor kurzem erfuhr ich, dass sie vor zwei Jahren gestorben ist."
Brendan tat es weh, den Kummer in ihrer Stimme zu hören. „Das tut mir Leid, Cassie. Es muss sehr schwer für dich gewesen sein."
„Ich habe es überlebt." Sie sah sich um und lächelte. „Ich bin so gern hier. Es ist so elegant und doch gemütlich. Und es ist jederzeit unserer Krankenhauscafeteria vorzuziehen."
Cassie stützte das Kinn auf eine Hand, und Brendan betrachtete ihre schlanken Finger mit den sorgfältig manikürten, rot la ckierten Nägeln. Er dachte daran, wie diese Finger ihn berührt hatten. Seine Erregung kam augenblicklich und so heftig, dass er sich unruhig auf seinem Stuhl bewegte. Um sich abzulenken, griff er nach der Speisekarte.
„Wonach steht dir der Sinn?" Wonach ihm der Sinn stand, wusste er genau. Aber das würde er leider nicht auf der Speisekarte finden.
Cassie kaute auf ihrer Unterlippe, während sie noch einmal das Angebot überflog. „Nichts zu Schweres und nichts zu Scharfes."
Letzteres hätte Brendan gar nicht verachtet, aber das behielt er lieber für sich. „Der Rotbarsch ist sehr gut."
„Stimmt, ich habe ihn schon mal probiert. Aber ich dachte eher an Spaghetti mit irgendeiner dekadenten Sahnesauce."
Dekadent klang auch nicht schlecht. „Ich nehme ein Steak."
Cassie krauste die Nase. „Ich steh nicht so auf Rindfleisch."
„Und worauf stehst du?" fragte er neckend.
Sie lächelte. „Das würdest du gern wissen, was?"
Und ob, am liebsten jetzt gleich sofort. Er musste sich zusammenreißen, um sie nicht hier und jetzt zu küssen, bis sie die Welt um sich herum vergaß.
Der Ober kam an ihren Tisch und nahm die Bestellung entgegen, wobei er den Blick kaum von Cassie nahm. Die Unverschämtheit des Kerls machte Brendan wütend, und wenn er nicht endlich mit einer Verbeugung gegangen wäre, hätte er ihm einen Kinnhaken versetzt.
Während sie auf ihr Essen warteten, sprachen sie über das kleine Mädchen der Neelys und die neuesten Ereignisse bei Cassies Arbeit. Das Thema, das sie heute eigentlich hierher geführt hatte, ihre gemeinsame Zukunft, vermieden sie.
Bald wurde ihnen serviert, und während sie aßen, bereitete Brendan sich innerlich auf das vor, was nach dem Essen folgen würde. Beide verzichteten sie auf den Nachtisch.
Irgendjemand musste die Heizung aufgedreht haben, denn Brendan merkte, dass ihm auf einmal schrecklich heiß wurde.
Cassie sah ihn unverwandt an. „Und?"
„Und was?"
„Willst du mich nicht etwas fragen?"
Doch, aber die Worte blieben ihm irgendwie in der Kehle stecken. Schließlich holte er tief Luft und wagte den Sprung ins kalte Wasser. „Bist du schon zu einer Entscheidung gekommen?"
Cassie nickte. „Ja."
Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Weil er nicht sicher war, ob er der Mann war, den sie brauchte, hatte er Angst, sie könnte Ja sagen. Und er hatte Angst, sie könnte Nein sagen, obwohl er sicher war,
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