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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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Sache gab es nichts zu deuteln: Isabel sah so gar nicht nach der Feindin aus, die sie schließlich war. Stattdessen sah sie anziehend aus, weich und sehr feminin. Genau die Art von Frau, die ein Mann in die Arme schließen wollte und mit der er sich auf das große Bett sinken lassen wollte. Die Art von Frau, deren Haut so weich und einladend wirkte, dass man sie berühren und schmecken wollte. Wenn sie nicht die gewesen wäre, die sie war, und er nicht der, der er war, wäre er in Versuchung geraten.
    Tatsache war, er war in Versuchung geraten.
    Also blieb er zum Essen. Zwischen den einzelnen Bissen gestattete er sich, sie verstohlen anzuschauen. Die Speisen sahen köstlich aus und schmeckten wahrscheinlich auch wunderbar, aber es gelang ihm nicht, das Essen in der Weise zu schätzen, wie er es wahrscheinlich getan hätte, wenn sie eine sechzigjährige Matrone gewesen wäre. Was er gehofft hatte, als er das erste Mal von einer Erbin erfahren hatte.
    Es war spät. Er war hungrig. Das Kalbfleisch war zart, und die Sauce köstlich. Zu Hause am Tisch der Familie würden sich alle Gespräche nur um die Ernte drehen, was nach einer Weile langweilig werden konnte. Allerdings hatte er seine Familie in der letzten Zeit gemieden. Was zum einen daran lag, dass seine Schwestern ihm laufend ihre unverheirateten Freundinnen vorstellten, obwohl er ihnen schon häufig erklärt hatte, warum er nicht interessiert war. Aber sie gaben die Hoffnung nicht auf und probierten es ein ums andere Mal. Zum anderen konnten sie einfach nicht begreifen, dass die harte Arbeit sein Weg war, mit den Fehlern der Vergangenheit klarzukommen. Also gab er es schließlich auf, sich zu erklären, und mied ihre Gesellschaft. Hingegen schien die Erbin ihn förmlich anzuziehen: Eine Fremde in der Stadt, selbst eine Frau, die er hier nicht haben wollte, die aber seine Hilfe brauchte, war wie ein unvermuteter Adrenalinstoß.
    Denn diese Frau, die nichts über Wein, über seine Familie oder deren Probleme wusste, vermittelte ihm das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Das erste Mal seit Monaten fühlte er sich angeregt, erfrischt und herausgefordert.
    Doch irgendwann würde sie wieder gehen. Wenn sie einsah, wie hart die Arbeit wirklich war und dass es nicht funktionieren würde, würde sie einsehen, dass sie nicht zur Winzerin geboren war, ihren Besitz an ihn verkaufen und dorthin zurückgehen, wohin sie gehörte. Ohne Groll, ohne Wut.
    „Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist“, unterbrach Isabel seinen Gedankengang und deutete auf das Essen.
    „Hatten Sie das Dinner aufs Zimmer bestellt?“
    „Ja, aber nur für mich. Ich hatte ja keine Ahnung …“
    Er hob die Schultern. „Ich habe an der Rezeption nach Ihrer Zimmernummer gefragt, vielleicht haben sie angenommen …“
    „Ich verstehe“, sagte sie. Doch sie sah immer noch irritiert aus. Vielleicht glaubte sie, er habe den Zimmerservice angewiesen, für zwei Personen zu servieren. Das hätte er getan, wenn er gewusst hätte, dass sie frisch aus dem Bad gestiegen war und nach aromatischen, blumigen Kräutern duftete. Was war schlimm daran, ab und an mit einer attraktiven Frau den Abend zu verbringen? Keine Bindungen. Keine Verpflichtungen. Einfach nur ein Dinner. Genauer gesagt, ein Geschäftsessen. So häufig kam das bei ihm nicht vor. Nicht mehr. Nicht seit Magdalena.
    „Das Essen ist hier im Hotel sehr schmackhaft.“ Als ob das ein ausreichend guter Grund wäre zu bleiben. Abrupt wechselte er das Thema. „Warum wollen Sie auf die Azienda ziehen? Keine heißen Bäder, kein flauschiger Bademantel. Keine delikaten Saucen.“
    „Ich habe es Ihnen gesagt – sie ist mein Zuhause, und ich habe vor, dort zu leben. Ich bin nicht nach Sizilien gekommen, um in einem Hotel zu wohnen, egal wie komfortabel es ist.“
    „In Ihrem Haus kann man auch nicht wirklich gut kochen.“ Das war die Untertreibung des Jahres.
    Sie schaute sich im Zimmer um. „Ich werde die Annehmlichkeiten hier vermissen, aber ich brauche sie nicht zum Leben. Ich glaube, neben dem Teich ist eine Feuerstelle. Ich werde eben picknicken und über dem offenen Feuer kochen.“
    Er ging nicht darauf ein und wechselte das Thema. „Meine Großmutter ist Ihnen sehr dankbar. Sie möchte Sie gern morgen Abend zum Essen einladen.“
    „Weiß sie, wer ich bin?“
    „Ich habe es ihr gesagt.“ Er hielt einen Augenblick lang inne. „Sie erwähnten, dass Sie gern Ihre Nachbarn kennenlernen würden. Das ist Ihre Chance. Kommen Sie?“
    „Ja,

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