Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
Sie werden morgen früh um acht Uhr da sein.“
„Prima.“ Sie seufzte vor Erleichterung. Dieses Problem konnte sie wenigstens schon mal von ihrer Liste streichen. „Wie viel bekommen sie?“
„Das hängt von ihrem Job ab. Einige arbeiten an der Traubenpresse, andere am Fermentationskessel. Es sind gute Leute, aber Sie müssen trotz allem ein Auge auf sie haben, sonst nutzen sie Sie aus.“
„Aber wo … wie …?“
„Die Maschinen stehen im Schuppen. Soweit ich weiß, funktioniert noch alles, zumindest gerade so eben.“
„Ich habe keinen Schuppen gesehen.“
„Weil Sie nicht danach geschaut haben. Er steht hinter dem kleinen Olivenhain.“
„Oh ja, natürlich.“
„Die Männer erwarten Bares auf die Hand. Ich habe Ihnen hier eine Liste mit den üblichen Stundenlöhnen für jeden Mann aufgeschrieben. Haben Sie schon ein Bankkonto eröffnet?“
Sie schüttelte den Kopf. Er hatte gewiss den Eindruck, dass sie völlig unvorbereitet auf den Betrieb eines Weingutes war. Oder auf die Herstellung von Wein. Oder auf einen Reifenwechsel. Aber sie war lernfähig. Und sie würde lernen.
Es klopfte dezent.
Dieses Mal stand das Zimmermädchen mit dem Abendessen vor der Tür. Sie betrat den Raum und stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Seltsam, es schien ein Dinner für zwei Personen zu sein. Hatte jemand vom Personal gesehen, dass Dario sie besuchen kam, und angenommen, sie würden ein intimes Abendessen für Zwei erwarten? Oder hatte Dario ihnen gesagt, er bliebe zum Essen? Ein Dinner mit der Frau, die er am meisten von allen loswerden wollte? Die Frau, mit er schon gefrühstückt und zu Mittag gegessen hatte? Kaum anzunehmen.
„Bleiben Sie zum Essen?“
„Sieht so aus.“
Das ganze Szenario war vollkommen surreal. War das wirklich Isabel Morrison, die in nichts als einem Bademantel mit dem reichsten und bestaussehenden Mann Siziliens zu Abend aß? Wahrscheinlich dinierte er so gut wie jeden Abend mit halb bekleideten Damen in deren Hotelzimmern. Das Beste, was sie machen konnte, war halbwegs so entspannt zu wirken wie er.
Sie konnte sich jetzt unmöglich noch umziehen, das hätte die Aufmerksamkeit nur auf das Thema gelenkt, doch sie ging zumindest ins Badezimmer, nahm das Handtuch ab und kämmte sich die inzwischen fast trockenen Haare.
Dario sah auf, als sie wieder an den Tisch trat. Ihr Haar umgab ihren Kopf wie eine rötliche Wolke. Er schwenkte den Wein in seinem Glas, um seinen Blick von ihren nackten Beinen abzulenken – und vor allem sich selbst von der Tatsache, dass der Schalkragen ihres Bademantels für Momente verlockend offen stand, sodass er einen Blick auf ihren zarten Brustansatz werfen konnte.
Vielleicht hätte er nicht auf diese Weise in ihre Privatsphäre eindringen und sich obendrein noch selbst zum Abendessen einladen sollen. Erst jetzt wurde ihm gewahr, wie bizarr diese Situation in Wahrheit war. Es war schon eine Weile her, dass er mit einer Frau in ihrem Hotelzimmer zu Abend gegessen hatte. Und das erste Mal mit einer rothaarigen Amerikanerin im Bademantel. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn so sehr von seinen Pflichten ablenken würde – was sie definitiv tat.
Diese Situation hier bot gewisse Vorteile gegenüber den teuren Restaurants, in denen er sonst speiste und wo er sie mit hingenommen hätte, wenn er sie hätte ausführen wollen. Und er musste sich eingestehen, dass kein Abendkleid, das sie zum Dinner getragen hätte, so sexy wie dieser Bademantel gewirkt hätte, der zwar fast ihren gesamten Körper verhüllte, aber der Fantasie allen Spielraum ließ.
„Sie servieren einen ganz anständigen Wein hier“, sagte Dario jetzt, während er für einen Moment den Blick von ihr abwandte. Eigentlich hatte er nicht zum Essen bleiben, sondern ihr nur den Beutel mit dem Wörterbuch zurückgeben wollen, ihr dafür danken, dass sie seiner Großmutter geholfen und ihr sagen, dass er Arbeiter angeheuert hatte. Aber als er sie mit dem Handtuch sah, wie ein Turban um den Kopf – ein Anblick wie aus einem orientalischen Harem –, da war es um seine Vernunft geschehen.
Vielleicht lag es am verführerischen Duft ihrer Seife, der sie umhüllte, die eine so sonderbare Wirkung auf ihn ausübte, oder womöglich verlor er einfach den Verstand. Er hatte sich selbst ermahnt, sofort dieses Zimmer zu verlassen, bevor er etwas Dummes tat, doch die Stimme in seinem Kopf war nicht besonders laut oder drängend. Also ignorierte er sie und ermahnte sich, sich zu entspannen.
An einer
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