Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
überhaupt Strom wollen. Wenn ja, muss eine neue Leitung verlegt werden. Und nehmen Sie Propangas mit, damit Sie Ihren Herd benutzen können.“
„Auf die Flasche warte ich gerade. Strom brauche ich noch nicht. Eine Zeitlang werde ich mit Kerzen klarkommen.“
„Und ohne fließendes Wasser? Sie brauchen Diesel für die Maschine, die das Wasser aus dem Brunnen in den Tank pumpt.“
„Das weiß ich schon. Ich bekomme gerade welchen. Und um den Strom kümmere ich mich demnächst.“
„Nur wenn Sie vorhaben, wirklich dort zu leben.“
„Ja, das habe ich.“
Der Tankwart kam mit dem Propangas und dem Diesel auf sie zu, und als Isabel sich wieder umdrehte, war Dario weg. Dann fuhr sie zur Bank. Dort gab es keine Probleme. Die Filiale hatte geöffnet, und im Handumdrehen war ihr neues Konto eröffnet.
Als sie zurück zur Azienda kam, bewegten sich die Arbeiter gemächlich zwischen den Reihen der Weinstöcke auf und ab. Sie ernteten die Trauben und legten sie in Körbe. So weit waren sie also schon selbst gekommen. Wenn sie aber in diesem Zeitlupentempo weiterarbeiteten, würde es Wochen dauern, bis sie die Ernte eingebracht hatten. Sie blätterte in ihrem Wörterbuch und suchte sich ein paar Befehle zusammen, damit sie die Männer anweisen konnte, schneller und besser zu arbeiten.
Als sie den schweren Propangaszylinder aus dem Kofferraum ihres Autos heben wollte, tauchte auf einmal einer der Männer neben ihr auf. Sie mochten sie nicht respektieren und kein Wort von ihr verstehen, aber Ritterlichkeit war in Sizilien noch nicht ausgestorben. Sie deutete zum Haus, und er trug den Zylinder in die Küche, wo er ihn neben dem Herd abstellte, der immer noch schräg zur Seite geneigt stand. Sie bat den Mann mit Gesten, eine Seite des gusseisernen Herds anzuheben, während sie ein Stück Holz unter das Bein schob. Nun stand der Herd einigermaßen gerade, und der Arbeiter verließ das Haus.
Schritt für Schritt folgte sie der Anleitung auf dem Etikett der Flasche, und als sie es geschafft hatte, das Gas anzuschließen, fühlte sie sich großartig. Jetzt konnte sie kochen. Jetzt konnte sie alles tun.
Isabel drehte das Gas ab und ging hinaus zu den Männern. Sie griff sich ein Messer und einen Korb und begann, mit den Arbeitern zusammen Weintrauben zu ernten – ein wenig in der Hoffnung, ihnen in Bezug auf Geschwindigkeit ein Beispiel zu geben. Und tatsächlich gab sie ihnen ein Beispiel, wenn auch ein anderes. Sie schnitt sich in den Finger und musste eine ihrer wertvollen Flaschen mit Trinkwasser aufmachen, um die Wunde auszuwaschen.
Als es Mittag wurde, unterbrachen alle Männer ihre Arbeit, holten große Laibe Brot hervor, Käsestücke, Fleischscheiben und Weinflaschen. Sie saßen unter einer alten Eiche und breiteten ihr Essen aus, als unternähmen sie ein Picknick auf dem Lande. Isabel hatte nicht daran gedacht, sich ein Lunchpaket zu packen oder etwas zu essen zu kaufen. Zwar verfügte sie jetzt über einen funktionierenden Herd, hatte aber keine Lebensmittel, um zu kochen.
Sie war verschwitzt, müde und hungrig. Sie sehnte sich nach einem erfrischenden Bad im Teich, doch sie hatte keinen Badeanzug dabei, und mit all den Fremden hier fühlte sie sich gehemmt. Als sie Dario vorfahren sah, seufzte sie. Da sie seine Ratschläge und Tipps nicht wollte, pflückte sie weiter und tat so, als habe sie ihn nicht gesehen.
Er stieg aus und kam auf dem staubigen Pfad zwischen den Weinstöcken auf sie zu, wie sie aus dem Augenwinkel wahrnahm.
„Hungrig?“, fragte er.
So kühl wie eben möglich sah sie ihn an. „Nicht sehr“, log sie, während ihr Magen lautstark protestierte. „Ich habe zu viel zu tun, um eine Essenspause zu machen.“ Und ich habe nichts zu essen .
„Wenigstens sollten Sie etwas trinken. Und langsamer machen. Sie sind nicht an die Hitze gewöhnt. Sie sehen müde aus.“
Nichts macht einen müder, als wenn jemand sagt, man sähe müde aus. Plötzlich fühlte sich Isabel vollkommen erschöpft.
„Ich habe an einem Hofladen angehalten und etwas zu essen geholt. Machen Sie eine Pause.“ Es klang eher nach einem Befehl als nach einem Vorschlag, und auf Befehle hatte sie noch nie besonders gut reagiert. Hätte ihr Rücken nicht so wehgetan und es hinter ihrer Stirn nicht so schmerzhaft gepocht, hätte sie ihm wahrscheinlich gesagt, er solle doch sein Essen nehmen und sie in Ruhe ernten lassen. So wischte sie sich die Hände an ihrer Hose ab und folgte ihm zu seinem Auto, wo er eine große Schachtel
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