Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
Empfang nicht sein können.“
„Meine Familie hat Sie auch wirklich gemocht. Sie sind beeindruckt von Ihrem Versuch, Italienisch zu sprechen, von Ihrer Freundlichkeit und natürlich von Ihrer Haarfarbe. ‚Wie ein Sonnenuntergang‘, hat mein Schwager gesagt.“
Sie fühlte die Röte in ihren Wangen aufsteigen. Eigentlich sollte sie die Stimmung jetzt nicht zerstören, aber sie musste es wissen. „Ich frage mich, ob sie mich mochten, weil ich nicht Magdalena bin.“
Dario fuhr vor seinem eigenen Haus vor. Mit einer Vollbremsung hielt er an und drehte sich zu Isabel. Sie hielt seinem Blick nur widerwillig stand. Es tat ihr schon leid, dass sie gefragt hatte.
„Es stimmt, meine Familie hat sie nicht leiden können“, sagte er schroff.
„Sie glaubt, dass diese Frau Sie verletzt hat.“ Nervös blickte sie durch die Windschutzscheibe in die dunkle Nacht.
„Das ist nicht wahr“, antwortete er nach einer langen Pause. „Ich war enttäuscht, nicht verletzt. Verletzt wird man nur, wenn man die Verletzung auch zulässt, wenn man seinen Schutzschild sinken lässt. In meinem Fall war es meine eigene Schuld, nicht ihre. Ich habe mich geirrt. Ich hätte wissen müssen, dass Magdalena nicht die richtige Frau für mich war. Allen anderen war das klar, nur ich war blind für das Offensichtliche. Ich wollte kein gewöhnliches Mädchen – und davon war sie weiß Gott weit entfernt.“ Die Ironie in seiner Stimme war beißend, und Isabel konnte nur ahnen, was er meinte, denn sie wusste ja, dass Magdalena Schönheitskönigin gewesen war und von allen wie eine Herrscherin behandelt wurde. „Ich war habgierig. Ich wollte eine besondere, eine außergewöhnliche Frau, aber sie wollte mehr, als ich ihr geben konnte. Ich erwarte nicht, dass Sie mich verstehen“, fügte Dario jetzt ruhiger an. „Sie kommen aus einer ganz anderen Welt.“
„Aber ich verstehe sehr wohl. Ich war noch viel blöder als Sie. Ich habe mich in meinen Chef verliebt. Er war verheiratet und hegte keinerlei Absichten, seine Frau zu verlassen. Ich war nicht die Erste, mit der er während seiner Ehe ein Verhältnis hatte. Jeder wusste das, nur ich nicht.“
„Warum hat es Ihnen keiner gesagt?“
„Niemand wusste etwas von unserer Affäre. Es gab eine strikte Regel im Büro – keine Liebesgeschichten zwischen Kollegen. Also haben wir uns versteckt und sind niemals zusammen ausgegangen. Am Anfang war es aufregend, und ich fühlte mich von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt. Ich war ein Niemand, eine von vielen Grafikerinnen in einer großen Firma. Er war ein hohes Tier, reich und mächtig. Ich dachte … Ich weiß nicht, was ich dachte …“
„Sie dachten, dass er Sie liebt“, sagte Dario. Das war etwas, das er verstand. „War es nicht so?“
Sie nickte. „Zumindest hat er das gesagt. Und ich habe ihm geglaubt. Besonders, als er sich heimlich mit mir verlobte und von Scheidung sprach. Ich war so dumm, so unendlich dumm. Was ist nur falsch mit mir?“
„Nichts. Nichts ist falsch mit Ihnen.“ Er nahm ihre Hand und hielt sie zwischen seinen. Zu gern hätte er diesen reichen, mächtigen Typen getroffen, der sie angelogen hatte, und ihm die Meinung gesagt. „Sie hatten einfach zu viel Vertrauen, das ist alles“, versicherte er ihr. „Manchmal braucht es ein Schockerlebnis, um Dinge im Leben zu ändern. Man lernt, mit Enttäuschungen umzugehen, wenn man sich weiterentwickelt. Es ist wichtig zu wissen, dass so etwas nie wieder passieren wird und man nie mehr seinen Schutzschild sinken lässt.“
„Ja, das macht man hinterher nicht mehr“, sagte sie leise. „Haben Sie sich wieder erholt?“
„Es geht mir gut“, sagte er lässig. Er wollte nicht, dass sie glaubte, er litte immer noch. Oder hätte jemals gelitten. „Eines jedenfalls ist gewiss: Verlieben werde ich mich nicht mehr. Nicht nach dieser Geschichte.“
Sie entzog ihm ihre Hand. Er stieg aus und kam um den Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen.
„Genug der Vergangenheit“, sagte er und schlug die Autotür hinter Isabel zu, als könne er damit auch die Erinnerung wegschließen. „Es ist vorbei. Kommen Sie herein. Ich bin gespannt darauf, wie Sie mein Haus finden.“ Dario wollte einen Themenwechsel und die Vergangenheit für eine Weile vergessen. Seine wie auch ihre. Er wollte Isabel in einer anderen Umgebung sehen, in seinem Haus, ohne Familie um sie herum. Seit Magdalena war keine Frau hier gewesen. Abfällig hatte sie sein Heim „ländlich“ und „inakzeptabel als
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