Küsse im Mondschein
Empfindungen zu bahnen.
Doch allzu weit war Martin auf seinem Weg noch nicht vorgedrungen, als Amanda sich plötzlich bewegte, als sie begriff, welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf gehen mussten. Sie drehte sich zu ihm herum, blinzelte ihn mit großen, blauen Augen an, die geschwollenen Lippen leicht geöffnet. Ihr noch leicht schlaftrunkener Gesichtsausdruck klärte sich rasch - Martin konnte förmlich sehen, wie ihr die Erinnerungen an die vergangenen Stunden wieder ins Bewusstsein kamen. Es überraschte ihn also nicht, als sie ihn mit einem Mal zutiefst schockiert anblickte.
Und noch viel weniger verwunderlich war seine Reaktion, als er Amanda ansah, wie sie mit wild zerzausten Locken und großen Augen neben ihm lag. Eine Reaktion, die sicherlich auch sie spüren konnte, denn ihre Hüfte lag noch immer dicht an seinem Körper.
Martin ließ sich wieder auf den Rücken sinken. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen - er konnte es einfach nicht unterdrücken, ein Stöhnen reinster Qual. Sein plötzliches heißes Verlangen nach Amanda verursachte ihm regelrecht Schmerzen. Dann ließ er den Arm über seine Augen sinken, um Amandas Anblick aus seinem Bewusstsein auszublenden, und erklärte mit bewundernswerter Ruhe: »Ich werde dich heiraten müssen.«
Das lag ja wohl klar auf der Hand.
Doch auf seine Erklärung folgte lediglich Schweigen.
Dann, und mit ziemlich energisch klingender Stimme, entgegnete Amanda: »Nein.«
Martin musste das kurze Wörtchen erst noch einmal in Gedanken Revue passieren lassen, ehe er endlich begriff. Er hob seinen Arm und schaute sie an: » Nein?«
Mit großen Augen sah sie ihn an; Martin konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum sie ihn mit solch einem erstaunten, fast erschrockenen Gesichtsausdruck ansah. Dann presste sie die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und reckte ihr Kinn in jener überaus störrischen Geste vor, die er in den letzten Wochen nur schon allzu oft an ihr gesehen hatte.
»Nein.« Diesmal war ihr Ton ganz und gar entschieden.
»Was, zum Teufel, soll das heißen - ›Nein‹?« Er richtete sich halb auf, stützte sich auf einen Ellenbogen. Abermals erfasste die Anspannung ihn - diesmal allerdings war die Ursache eine ganz andere. Tatsächlich grenzte dieses Gefühl nun schon fast an Verzweiflung. Er zeigte mit dem Finger auf ihre Nase. »Das mit den Spielchen hört jetzt endgültig auf. Denn das hier«, damit deutete er auf sie beide, wie sie nackt zwischen den vollkommen zerwühlten Laken lagen, »ist auch kein Spiel mehr, sondern die Realität.«
Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Daran habe ich auch nicht gezweifelt.«
Damit drehte sie sich von ihm fort und schlüpfte aus dem Bett. Sofort hechtete er ihr hinterher, versuchte, sie zu packen - doch alles, was er zu fassen bekam, war ein Haufen seidener Tücher. »Amanda!«
Doch sie schenkte ihm keinerlei Beachtung. Stattdessen nahm sie ihre Kleider auf, warf sie auf einen Stuhl und zupfte dann ihr Hemd aus dem Haufen hervor.
Martin war sich nicht ganz sicher, was er nun gerade empfand: wirkliche, echte Panik oder eher totales Unverständnis? Er fluchte, schleuderte die Decken zurück und sprang aus dem Bett. Dann marschierte er um das Bett herum und stellte sich zwischen Amanda und die Tür. Amanda dagegen zog sich gerade ihr Kleid über und machte sich an den Verschnürungen zu schaffen. Einen Schritt von ihr entfernt blieb Martin stehen und baute sich vor ihr auf. Er bot ihr nicht an, ihr beim Ankleiden behilflich zu sein. Die Hände in die Hüften gestemmt, stieß er knurrend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Wo willst du hin?«
Amanda warf ihm bloß einen flüchtigen Blick zu. Falls sie seine Nacktheit in irgendeiner Weise als einschüchternd empfand, so verbarg sie diese Angst sehr gut. »Nach Hause.«
Martin verkniff sich die Bemerkung, dass sie bereits zu Hause wäre, dass sie bereits dort sei, wo sie hingehörte, denn eine solche Ankündigung hätte vielleicht ein wenig zu diktatorisch geklungen, hätte wohl zu deutlich wiedergegeben, was er gerade fühlte. »Aber bevor du aufbrichst, müssen wir da noch eine nicht ganz unwichtige Angelegenheit klären.«
»Welche denn?« Amanda griff nach ihrem Umhang.
»Unsere Heirat.«
Sie knüllte ihre Strümpfe und Strumpfhalter zusammen und stopfte sie in die Tasche des Umhangs. »Nur wegen letzter Nacht werden wir bestimmt noch nicht heiraten.«
Martin ballte die Hände zu Fäusten und kämpfte gegen
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