Küsse im Mondschein
sie zu ihm auf.
Martin blickte zu ihr hinab, dann ließ er den Blick über die Tanzenden schweifen. Hart traten die Muskeln an seinem Unterkiefer hervor. »Wenn du willst.«
Lächelnd legte Amanda ihre Hand auf seine Schulter. Martin zog sie dicht an sich und dirigierte sie mitten zwischen die umherwirbelnden Paare. Hier tanzte man den Walzer ein wenig anders als in den Ballsälen der besseren Gesellschaft. Hier tanzte man langsamer, intimer. Was Amandas speziellen Absichten natürlich nur entgegenkam.
Nicht zum ersten Mal hätte er mit diesem Tanz eine Dame verführt. Die Schrittfolgen waren Martin bereits in Fleisch und Blut übergegangen, waren ihm wie zur zweiten Natur geworden. Wie gerne hätte er sich dagegen gewehrt, doch er konnte es einfach nicht - und Amanda spürte dies sehr genau. Langsam wiegten sie sich im Takt der Musik, drehten sich zu den Klängen des Walzers. Dicht drängten sich die Gäste auf der Tanzfläche aneinander, sodass es Martin schwerfiel, noch ein wenig Abstand zwischen sich und Amanda zu lassen. Der Domino, den er für sie hatte herbeischaffen lassen, rieb unablässig gegen seinen Gehrock, gegen ihr seidenes Kleid und erschwerte es ihm, sie zu halten. Dann deutete sie seine Schritte auch noch falsch, strebte genau in die falsche Richtung und wurde sogleich abermals angerempelt. Mit einem grimmigen Zug um den Mund öffnete Martin Amandas Umhang und ließ seine Hand daruntergleiten, um sie dann auf Amandas Rücken zu legen und fest gegen ihr Kleid zu pressen. Dann zog er Amanda noch ein Stückchen näher an sich - nicht so dicht, dass ihrer beider Körper sich bei jedem Schritt, jeder Drehung aneinander gerieben hätten, aufreizend, verlockend, aber immerhin eng genug, dass Amanda von der Brust bis zu den Knien gegen ihn gedrückt wurde. Und so hielt er sie fest, hielt er sie gefangen. Sie gehörte ihm.
Für einen kurzen Moment verschlug es Amanda regelrecht den Atem, dann lehnte sie sich einfach gegen Martin und ließ ihre Schläfe an seiner Schulter ruhen. Lächelnd entspannte sie sich in seiner festen Umarmung, überließ sich ganz den intensiven Empfindungen, die durch ihren Körper strömten. Martin fühlte sich so hart an wie ein Fels; langsam drehten sie sich im Takt der Musik, während ihre Hüften und Oberschenkel einander liebkosend streiften, sich dicht aneinanderschmiegten.
Sinnliche Erregung, heiß und verzehrend, schoss mit einem Mal wie ein Blitz durch Amanda hindurch, jagte durch ihre Adern und sammelte sich schließlich in einem See flüssiger Glut in ihrem Innersten. Kaum mehr fähig zu atmen, hob sie den Kopf und blickte zu Martin auf - versank geradezu in seinen hypnotischen Augen. Dunkelgrün mit winzigen goldenen Sprenkeln, schauten sie sie mit glühendem Blick an, erfüllt von der Verheißung grenzenloser Leidenschaft - einer Leidenschaft, die er jedoch fest im Zaum zu halten wusste. Amanda konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden, fragte sich, was er in diesem Moment wohl alles in ihren Augen zu lesen vermochte.
Er begehrte sie, daran bestand schon einmal kein Zweifel. Das Verlangen, das sie so gerne in ihm erwecken wollte, war eindeutig bereits entfacht und brannte sogar noch stärker, als sie zu hoffen gewagt hätte. Diese Gewissheit erregte sie und ängstigte sie zu gleichen Teilen. Genau diese Begierde war das Ziel ihrer geheimen Pläne gewesen. Aber nun, da sie sich ihrer sicher war... hastig begann Amandas Herz zu pochen, als sie daran dachte, was der nächste Schritt sein würde.
Sie verlagerte ihre Hand, strich ihm durch seine seidenweichen Locken, dann ließ sie mit einem fragenden Ausdruck in den Augen ihre Fingerrücken zart an seinem Kinn entlanggleiten. Mit der Gelassenheit, die so typisch für ihn war, neigte Martin den Kopf - das Herz schien ihr stillzustehen, sie öffnete sacht die Lippen, durch die pulsierend das Blut schoss.
Wie schon einmal, so berührte er auch diesmal nur ganz zart mit den Lippen ihren Mundwinkel. »Hab keine Angst.« Seine Stimme war ein tiefes, samtiges Schnurren. »Ich werde dich schon nicht auffressen.«
Verdammt! Noch einmal spürte sie der Anspannung nach, die von ihm Besitz ergriffen hatte, noch einmal prüfte sie seine durch nichts ins Wanken zu bringende Selbstbeherrschung und kam zu dem Ergebnis, dass er sie offensichtlich verschonen wollte. Wie edel von ihm, nur war das leider so gar nicht das, was Amanda geplant hatte. Wie sollte sie ihm nun bloß verdeutlichen -
»Oh! Ihr böser, böser Mann,
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