Küsse im Morgenlicht
Erleichterung. Sie schloss die Augen und ließ den Kopf auf ihre Unterarme sinken.
Bereit, genommen und mitgerissen zu werden.
Und genau das wurde sie dann auch.
Fundamental, gründlich und mit urgewaltiger Kraft. Luc forderte ihren Körper, und sie gab sich ihm hin, überließ ihm ihren Körper bedingungslos und ohne Vorbehalte. Und ebenso vorbehaltlos nahm er sie in Besitz, jeden einzelnen Zentimeter ihres Körpers, seine Hände forschend, tastend, geradezu gierig zugreifend, während er wieder und wieder rhythmisch in sie hineinstieß.
Kraftvoll, schnell, tief. Bis sie beide alles um sich herum vergaßen und von einem Taumel leidenschaftlicher Erregung erfasst wurden, so wild und verzehrend und allumfassend, dass es lange, bevor sie den Gipfel der Verzückung erreichten, schon kein Ich-Bewusstsein mehr gab, kein Getrenntsein ihrer beider Seelen mehr, während sie gemeinsam die sinnliche Landschaft durchquerten und in selbstvergessener Hingabe höher und höher hinaufflogen.
Das Ende, als es dann schließlich kam, überstieg noch jedes bis dahin erlebte Maß an ekstatischer Verzückung und war von so viel mehr als bloß körperlichen Empfindungen erfüllt. Es war, als ob sie gemeinsam einen bestimmten Ort erreicht hätten, eine ganz bestimmte Ebene, auf die sie bisher noch nie gelangt waren - die auch bisher noch nie für sie zugänglich gewesen war.
Als Luc sich schließlich wieder aus ihr zurückzog, Amelia in seinen Armen herumdrehte und sich kraftlos mit ihr auf das Bett zurückfallen ließ, waren sie beide noch immer dort, schwebten noch immer in jener Sphäre seligen Friedens.
Auf jener Ebene selbstvergessener Glückseligkeit, wo die Welt und alles irdische Geschehen keine Rolle mehr spielten, jener Ebene, zu der nur untrennbar miteinander verschmolzene Seelen vordringen konnten.
Keuchend nach Atem ringend, lagen sie beide einfach nur da, sich gegenseitig berührend und fest die Finger miteinander verschränkend, während sie beide mühsam darum kämpften, zu verstehen.
Zu begreifen.
Eine Erklärung ohne Worte, stillschweigend und unausgesprochen, und dennoch unumstößlich. Als sie sich dann schließlich wieder einander zuwandten, als ihre Blicke sich endlich trafen, da brauchten sie keine Worte mehr, um sich dessen zu versichern.
Nur einen innigen Blick. Eine leichte Berührung. Einen zarten Kuss.
Und Vertrauen. Ein tief empfundenes, rückhaltlos geschenktes Vertrauen, das ebenso uneingeschränkt erwidert wurde.
Schließlich schmiegte Amelia sich in Lucs Arme, und er umfing sie beschützend. Dann schlossen sie beide die Augen und überließen sich dem Schlaf.
Dem Schlaf der Erschöpften. Luc kämpfte bereits mit dem unangenehmen Verdacht, dass er allmählich alt wurde - Amelia war nämlich wieder einmal längst hellwach und aufgestanden, noch bevor er sich überhaupt geregt hatte -, doch dann erinnerte er sich wieder sehr deutlich an alles, was in der Nacht geschehen war.
Er ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte blicklos und gedankenverloren zum Betthimmel empor. Auf dem Bett um ihn herum herrschte wilde Unordnung, ein chaotisches Durcheinander von zerknitterten Laken und Kissen, das nur zu lebhaft von der Körperlichkeit ihrer Vereinigung zeugte.
Aber es war nicht das - oder vielmehr nicht allein das -, was seine Erinnerungen an die zurückliegende Nacht so wundervoll und kostbar machte.
Amelia hatte sich ihm hingegeben, hatte sich ihm freudig ergeben, und zwar nicht nur körperlich und auch noch nicht einmal nur in gefühlsmäßiger Hinsicht, sondern auf eine noch tiefer gehende, noch vollkommenere Art und Weise. Und er hatte alles, was sie ihm zu schenken bereit gewesen war, angenommen und erwidert. Ganz bewusst. Und mit der gleichen unbeirrbaren Hingabe.
Denn Amelia und alles, was sie ihm schenkte, war das Einzige, was er sich jemals im Leben wünschen würde.
Das zumindest war klar. Was allerdings sehr viel weniger leicht zu verdauen war, war die eigenartige, sich auf keine handfeste, logische Tatsache gründende Überzeugung, dass die vergangene Nacht geplant gewesen war, dass quasi irgendeine höhere Macht das Drehbuch dazu geschrieben hatte, dass diese Nacht Teil irgendeiner Zeremonie war, Teil ihrer Vermählung, und früher oder später einfach hatte geschehen müssen.
Als ob ihrer beider Bereitwilligkeit - Amelias Bereitschaft zu schenken, seine Bereitschaft, das Dargebotene anzunehmen, so wie sie sie bereits ganz
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