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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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unmittelbar im Hause versteckt hatte. Und wenngleich den Damen bei dieser Vorstellung ein furchtsamer Schauer über die Haut rieselte, so ließen sie sich doch in keiner Weise - weder durch Worte noch durch ihr Verhalten - etwas von dem geheimen Plan anmerken, den sie alle miteinander geschmiedet hatten.
    Minerva und Amelia geleiteten Helena zu ihrem Zimmer. Mit einigen letzten, herzlichen Wünschen für eine gute Nacht verabschiedete Minerva sich vor der Zimmertür der Herzoginwitwe von den anderen beiden und schritt auf ihre privaten Räumlichkeiten am Ende des Westflügels zu. Amelia trat gemeinsam mit Helena in deren Zimmer, setzte sich in einen kleinen Sessel und erzählte gut gelaunt von den Ereignissen des Fests, während Helenas Zofe ihrer Herrin beim Auskleiden und bei der Abendtoilette behilflich war. Dann verschwand das Mädchen wieder, und Amelia trat an das Bett der Herzoginwitwe. Sie drückte Helena noch einmal fest die Hand und beugte sich dann über sie, um ihr einen Kuss auf die Wange zu hauchen. »Pass auf dich auf!«, flüsterte sie.
    »Naturellement.« Helena gab Amelia mit der ihr ureigenen unerschütterlichen Selbstsicherheit einen Kuss auf die Stirn. »Aber das Collier …«, flüsterte sie dann leise und deutete auf den Tisch in der Mitte des Raumes. »Leg es so hin, dass ich es sehen kann.«
    Amelia zögerte einen Moment. Andererseits war es ja von immenser Wichtigkeit, dass das Schmuckstück irgendwo lag, wo der Dieb es sofort entdecken würde. Helenas Zofe hatte die wertvolle Halskette nach alter Gewohnheit in der Schmuckschatulle der Herzoginwitwe eingeschlossen und den Schlüssel sorglos im Schloss stecken lassen. Würde Amelia das Collier also nicht dort hinlegen, wo Helena es haben wollte, so würde die alte Dame, sobald ihre Nichte das Zimmer verlassen hatte, sich wieder aus ihrem Bett erheben und die Kette dann eben eigenhändig an dem gewünschten Ort platzieren.
    Mit einem widerwilligen Nicken ging Amelia zu der Schatulle hinüber, öffnete sie und nahm das Schmuckstück heraus. Die dazu passenden Armbänder und Ohrringe ließ sie allerdings, wo sie waren. Denn sollte irgendetwas an ihrem Plan schieflaufen, so hätte Helena wenigstens immer noch einen kleinen Teil des Geschenks ihres verstorbenen Ehemannes. Sorgsam arrangierte sie die schimmernden Reihen des Halsbandes auf der glatt polierten Oberfläche des Tischchens. Nie war sie sich des Wertes dieses Schmuckstücks so bewusst gewesen wie in diesem Moment. Und dieser Wert war nicht nur materieller Art. Das Ausmaß des Risikos, das Helena so selbstlos auf sich nahm, berührte sie zutiefst.
    Behutsam strich sie ein letztes Mal mit den Fingern über die irisierenden Perlenreihen und schaute dann noch einmal zu Helena hinüber, die sich gegen den hochaufgeschichteten Kissenberg in der Dunkelheit ihres Bettes zurückgelehnt hatte. Amelia wollte ihrer Tante danken... doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt. Mit einem matten Lächeln nickte sie ihr ein letztes Mal zu. Helena jedoch bedeutete ihr lediglich mit geradezu hoheitsvoller Geste, endlich zu verschwinden.
    Und genau das tat Amelia auch. Leise zog sie die Tür hinter sich ins Schloss.
    Im Erdgeschoss des Hauses hatte die Dienerschaft derweil wieder für Ordnung gesorgt, hatte alles aufgeräumt, bis sich schließlich auch das letzte Hausmädchen unter Mrs. Higgs und Cottsloes wachsamen Augen in ihr Schlafquartier zurückgezogen hatte. Wie gewöhnlich machte Cottsloe noch einmal seine Runde. Das Haus war verschlossen, und selbst die Lichter wurden in der gleichen Reihenfolge gelöscht wie sonst auch.
    Nachdem er somit auch die letzte seiner täglichen Pflichten ordnungsgemäß erledigt hatte, ging der alte Butler in die Küche hinab - um Wache zu halten. Mrs. Higgs hatte bereits ihren Posten am oberen Absatz der Dienstbotentreppe bezogen, um somit Sorge dafür zu tragen, dass sich niemand in den Kammern der Dienerschaft versteckt halten und auf diesem Wege in das Haus hinabschleichen konnte.
    Die gesamte Familie hatte sich in ihre Räume zurückgezogen, jedoch nicht in ihre Betten. Als die Uhren des Hauses zwölf Uhr schlugen, kamen sie alle vorsichtig wieder heraus und schlichen lautlos durch die Dunkelheit. Begegnete man auf dem Weg zu seinem Wachtposten einem anderen, so zeigte man sich durch ein knappes Nicken, dass man ein Verbündeter und keineswegs der gesuchte Dieb war.
    Luc lauerte vor der Tür zu dem Salon im Obergeschoss und grübelte unterdessen über Portias und

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