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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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kleine Gehölz gut - vielleicht nicht so gut wie Luc, aber immer noch besser als jemand, der diese Gegend vermutlich gestern das erste Mal ausgekundschaftet hatte.
    Es gab nicht viele Wege, über die der Fremde fliehen konnte. Und es war auch nicht schwer, sich auszurechnen, dass er sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Richtung Osten orientieren würde. Er versuchte mit Sicherheit, sich so rasch wie möglich von Calverton Chase zu entfernen. Außerdem bezweifelte Amelia, dass er noch immer rannte. Denn würde er blindlings die schmalen Pfade entlangstürmen, so verursachte das so viel Lärm, dass seine Verfolger sofort wüssten, in welche Richtung er floh. Mit ein bisschen Glück würde sie ihn also noch …
    Nach kaum mehr als zehn Minuten, die Amelia durch das Wäldchen gestreift war, erwies sich ihre Entscheidung bereits als goldrichtig. Zwischen den Bäumen hindurch konnte sie die dunkle Silhouette eines hochgewachsenen Mannes erspähen. Nur eine Minute später sah sie ihn deutlich vor sich.
    Mit weit ausholenden Schritten marschierte er vor ihr her, wirkte allerdings nicht, als wäre er in Panik.
    Leise und fest entschlossen, den Schurken zu stellen, machte Amelia sich an seine Verfolgung.
    Erschrocken beobachtete Anne, wie Amelia zwischen den Bäumen verschwand. Ihre Kehle war einfach zu wund, als dass sie noch hätte protestieren können. Sobald sie jedoch halbwegs wieder zu Atem gekommen war, rappelte sie sich vom Boden auf und humpelte zurück zum Haus.
    Weit musste sie nicht laufen, bis sie auf Luc stieß. Er stand mitten auf dem Pfad, der vor dem Ostflügel des Hauses entlang verlief, und blickte zu dem Fenster hinauf, aus dem Portia und Penelope sich herausbeugten und ihm irgendetwas zuriefen. Wild gestikulierend zeigten sie abwechselnd auf den Rosengarten und dann wieder auf das kleine Wäldchen.
    Schließlich entdeckten sie Anne und kreischten: »Da ist sie!«
    Luc wirbelte herum, war mit wenigen raschen Schritten neben ihr angelangt, schlang die Arme um sie und drückte sie fest an sich. »Geht es dir gut?«
    Anne nickte. »Amelia …«
    Luc spürte, wie sein Herz nahezu zu Eis gefror. »Wo ist sie?«
    Er hielt seine Schwester auf Armeslänge von sich fort und starrte angstvoll in ihr Gesicht.
    Anne hustete, dann stieß sie mit heiserer Stimme hervor: »Im Wald. Ich soll dir von ihr ausrichten … dass sie den Kerl nicht selber stellen will … sondern … dass sie ihn nur so lange verfolgen wird, bis ihr sie eingeholt habt …«
    Luc unterdrückte einen lästerlichen Fluch. Anne brauchte schließlich nicht zu wissen, welch panische Angst in ihm aufwallte. Sicherlich, wahrscheinlich wäre Amelia in der Tat klug genug, um den Kerl nicht eigenhändig niederringen zu wollen - doch es bestand die große Gefahr, dass dafür der Schurke ihr etwas antun würde. Luc drängte Anne zurück ins Haus. »Geh rein. Und sag den anderen Bescheid.«
    In Gedanken war er bereits nur noch bei Amelia. Dann drehte er sich um und rannte auf das Wäldchen zu.

    Mit äußerster Wachsamkeit schlüpfte Amelia unter den tiefhängenden Ästen hindurch. Denn obgleich der Wald sich von Anfang an nicht sonderlich heimelig, aber doch immerhin noch vertraut angefühlt hatte, so schienen die Bäume nun zunehmend düsterer und älter, und die Pfade zwischen den knorrigen Stämmen waren so dunkel wie die Nacht selbst. Sogar die Luft schien schwer vom Alter des Gehölzes. Vor sich konnte Amelia die dumpf hallenden, doch regelmäßigen Schritte des Verbrechers hören. Beharrlich und in gleichmäßigem Tempo marschierte er unentwegt weiter, ohne sich die Mühe zu machen, sonderlich leise zu gehen. Amelia dachte rasch nach und kam zu dem Ergebnis, dass er wahrscheinlich so lange im Schutz der Bäume bleiben wollte, bis er ganz am Ende des Gehölzes auf die kleine Anhöhe oberhalb von Lyddington hinausgelangte.
    Er war klug genug, um zu erkennen, wie töricht es wäre, nun blindlings davonzurennen. Denn er brauchte nur ein einziges Mal über eine Baumwurzel zu stolpern, und schon wäre er außer Gefecht gesetzt und müsste darauf warten, dass seine Verfolger ihn retteten. Außerdem wusste er, dass seine Chancen, sicher wieder zu Hause anzugelangen, dann am besten waren, wenn er einfach mitten durch den finstersten Teil des Waldes marschierte - nach Amelias Einschätzung musste er sich wohl irgendwo bei Lyddington einquartiert haben.
    Je länger sie darüber nachdachte, wie umsichtig dieser Schurke war, desto unbehaglicher und beklommener

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