Kuesse niemals deinen Boss
gespürt hatte, wie bereit sie für ihn war, hatte er sich kaum noch kontrollieren können. Er war kurz davor gewesen, die dünne Seide von ihrem Körper zu reißen und über sie herzufallen.
Glücklicherweise hatte er es nicht getan. Er hatte ja nicht geahnt, dass sie noch nie mit einem Mann geschlafen hatte. Es hätte ihr sicher nicht gefallen, ihr erstes Mal mit ihm und dazu noch in dem engen Auto zu erleben. Und womöglich hätte sie sich danach etwas erhofft. Vielleicht hätte sie geglaubt, sie hätten eine gemeinsame Zukunft, bloß weil sie Sex gehabt hatten.
Faith war schließlich die Tochter eines Pfarrers. Sicher würde sie heiraten wollen, Kinder bekommen, ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, Wohltätigkeitsparties veranstalten und ihn auf Schulveranstaltungen schleifen.
Er wollte sie nicht verletzen. Er hatte im Grunde nichts gegen Heiraten oder Kinder, er war sich nur nicht sicher, ob er jemals diesen Schritt machen würde. Er mochte sein Leben, so wie es war. Er liebte den Nervenkitzel auf der Rennbahn, seine wechselnden Geliebten und sein Unternehmen, das ihn reicher machen würde, als er sich jemals hatte träumen lassen, damals, als er noch ein wütender Teenager gewesen war, der die ganze Welt gehasst hatte.
Kurzum, er liebte seine Freiheit und die Möglichkeit zu tun und zu lassen, was immer er wollte. Immer, wenn er eine neue Frau kennenlernte, stellte er klar, dass es keine Zukunft mit ihm geben würde. Und er sah keinen Grund, warum sich diese Dinge in naher Zukunft ändern sollten.
Faith hatte gesagt, er hätte sie letzte Nacht missverstanden. Er war sich ziemlich sicher, dass er sie ganz und gar nicht missverstanden hatte. Sie war verrückt nach ihm gewesen, und wenn er sie in seine Arme gezogen und in sein Zimmer getragen hätte, hätte sie sicher nicht Nein gesagt. Wenn er das getan hätte, dann würde er sich jetzt in diesem Moment ganz seiner Leidenschaft hingeben, statt an seinem Schreibtisch zu sitzen und gegen eine Erregung anzukämpfen, die er nicht mehr loswurde.
Frustriert warf er einen Blick auf den Bericht, den sie ihm vor einer Stunde überreicht hatte. Und dann wieder zu Faith, die an einem Schreibtisch in der Nähe saß und konzentriert tippte. Er konnte sich einfach auf nichts anderes konzentrieren als auf sie. Es war furchtbar nervig.
Wenn er mit ihr schlief, würde sie irgendwann ihren Job kündigen. Aber vielleicht war das das kleinere Übel. Die nächsten Monate musste er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Viper richten. Und so wie die Situation jetzt aussah, konnte er das nicht.
Immer wieder ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten. Ihr Haar war an diesem Morgen perfekt frisiert. Sie trug einen zimtfarbenen Blazer und einen kurzen Rock, der ihre hübschen Beine betonte. Statt der unmodischen flachen Schuhe trug sie nun hochhackige Pumps aus braunem Leder. Sie hatte ihre Beine elegant übereinander geschwungen.
Er musste verrückt gewesen sein, sie in diesen Frisiersalon zu schleppen und danach auch noch mit ihr shoppen zu gehen. Er hatte gewusst, dass sie eine hübsche Frau war, trotz ihrer schlecht sitzenden Anzüge, der Brille und den streng zurückgekämmten Haaren. Nun jedoch konnte jeder sehen, wie schön sie war.
Niccolo Gavretti konnte es sehen. Renzos Finger verkrampften sich um den Bleistift, den er gerade hielt, bis er knackte. Gavretti hatte versucht, Faith zu küssen. Und Renzo konnte nicht fassen, dass er allen hatte beweisen müssen, dass sie ihm gehörte. Es würde nicht lange dauern, und die Geschichte würde in sämtlichen Klatschmagazinen stehen. Faith würde das sicher nicht gefallen, doch nun war es zu spät. Er konnte nichts daran ändern.
Offensichtlich hatte sie bemerkt, dass er sie beobachtete, denn sie sah ihn fragend an. Als sie die Augen niederschlug, wusste er, dass sie das Gleiche dachte wie er.
„Wie geht es Lola heute Morgen?“, erkundigte er sich und warf einen Blick auf seine Hände. Das kleine Tier hatte ihn ziemlich zerkratzt, als er es vor dem Fenster gefunden und aufgehoben hatte.
„Es scheint ihr gut zu gehen“, gab Faith zurück. „Ich glaube, sie ist schon groß genug, um Katzenfutter zu fressen. Ich sollte nachher mal in den Supermarkt gehen und etwas besorgen.“
Renzo winkte ab.
„Die Mühe brauchst du dir nicht zu machen“, erklärte er und zog sein Handy aus der Tasche, um Fabrizio anzurufen. „Brauchst du noch etwas?“, erkundigte er sich.
„Ein Katzenklo, Katzenstreu, einen Kratzbaum …“,
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