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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Georgia, rechtzeitig zu Arbeitsbeginn in der Küche zu erscheinen. Um nichts in der Welt hätte sie sich von Bruno Unpünktlichkeit vorwerfen lassen. Nachdem sie die entsprechenden Vorbereitungen getroffen
hatte, machte sie sich an die Zubereitung eines Branzino Saltimbocca, eine Variation des Originalrezepts, bei dem sie statt Kalbfleisch Wolfsbarsch verwendete. Jede Bewegung jagte rasende Schmerzen durch ihre Schulter, und sie wartete sehnsüchtig darauf, dass die vier Schmerztabletten, die sie eingeworfen hatte, endlich Wirkung zeigten.
    »Alles okay?«, erkundigte sich Vanessa. »Du bist ein bisschen blass um die Nase. Und deine Wange ist geschwollen.«
    »Ja, mir geht es gut. Ich bin beim Joggen hingefallen, aber es ist alles in Ordnung.« Sie warf eine Handvoll Salz auf den Wolfsbarsch.
    »Halt dich mit dem Salz zurück, Georgia.« Bruno stand hinter ihr und schnaufte ihr in den Nacken. »Das ist Salt imbocca, da ist das Salz schon drin.«
    Georgia starrte ihn wütend an. Verstand denn niemand was von forschem Salzgebrauch? Mit Mercedes Sante und Bruno im Nacken konnte man meinen, Salz wäre etwas Unanständiges. Sie knallte ihre Bratpfanne auf den Herd, gerade in dem Augenblick, als Claudia die Küche betrat. Claudias Mund, der halb offen stand, klappte zu. Sie blieb in der Tür stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, unbemerkt von den beiden sich duellierenden Köchen.
    »Wie ich dir schon tausendmal gesagt habe«, nörgelte Bruno. »Mehr Schärfe, weniger …«
    »Bruno!«, brüllte Georgia. »Kannst du endlich einmal die Klappe halten? Nur für eine Sekunde, bitte. Ich weiß, du bist mein Boss, aber kannst du mich, bitte, eine Sekunde in Ruhe kochen lassen?« Sie knallte noch einmal die Pfanne auf den Herd, für den Fall, dass er es beim ersten Mal nicht gehört hatte.
    »Georgia!«, rief Claudia mit scharfer Stimme. »Was ist hier los?«

    Georgia fuhr herum. »Nichts. Alles in Ordnung.« Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
    »In meiner Küche wird nämlich nicht mit Pfannen oder Töpfen geknallt. Es wird auch nicht mit Messern geworfen, mit den Füßen aufgestampft oder die Türen geknallt. Und das hier ist, wenn du dich erinnerst, meine Küche.«
    Es wurde totenstill im Raum. Die gesamte Belegschaft hielt die Luft an. Da Claudia so gut wie nie die Stimme erhob oder sich auch nur im Entferntesten unzufrieden mit ihrer Truppe zeigte, hätte es niemanden gewundert, wenn sie die Amerikanerin auf der Stelle entlassen hätte.
    »Hast du mich verstanden?«, setzte sie nach. Ihre Augenbrauen schossen beinahe bis hoch an den Haaransatz.
    Georgia nickte. Die Schürfwunden, die ihre Knie und die Schulter dekorierten, waren ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen, aber sie hatte die Augen verschlossen und sich blind gestellt.
    »Gut, dann verstehen wir uns.« Claudia ging zur Tür. »Kocht«, rief sie in die Runde und schüttelte die Hände über dem Kopf.
    Vanessa kam zu Georgia und drückte ihr die Schulter, worauf Georgia eine geschmerzte Grimasse schnitt.
    »Alles okay«, sagte Vanessa. »Sie beruhigt sich wieder.«
    Georgia schob Vanessas Hand weg. »Nicht die Schulter, bitte.« Sie schloss die Augen. Die Wahrheit war, dass nichts in Ordnung war. Sie hatte sich benommen wie ein Mini-Marco. Obwohl sie geschworen hatte, dass das niemals passieren würde, war sie so ein Chef geworden. Schlimmer noch, sie war so ein Souschef geworden.
    Jetzt kam Bruno zu ihr und räusperte sich. »Claudia weiß, dass du eine gute Köchin bist«, sagte er.
    »Das hoffe ich auch.« Sie holte tief Luft und schloss kurz
die Augen, musste all ihren Mut zusammennehmen, um die Worte herauszubringen, die sie sagen musste. »Es tut mir leid, das war wirklich idiotisch von mir. Ich …« Sie brach ab, hoffte, er würde sie vom Haken lassen.
    »Ja?« Pech gehabt.
    »Ich bin es gewöhnt, als Küchenchefin zu arbeiten. Und ich hatte gedacht, aus irgendeinem unerfindlichen Grund, dass ich auch im Dia die Küchenchefin sein werde. Aber dann stellte sich heraus, dass dem nicht so ist, dass du hier der Boss bist. Und damit bin ich nicht klargekommen, vielleicht weil sie mich bei meiner letzten Stelle rausgeschmissen haben, oder weil ich es einfach gewöhnt bin, die Chefin zu sein, oder vielleicht weil du nicht sonderlich nett zu mir warst.« Sie hob die Hand, als wollte sie sich selbst Einhalt gebieten. »Was keine Entschuldigung sein soll. Wie auch immer, Bruno, ich habe mich schlecht benommen. Und das tut mir leid.«
    Bruno

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