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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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gefälligst an», grölte Jarvis. «Die Uhr läuft.»
    Blaine unterbrach den Kuss und sah die Straße hinunter. Jarvis tippte auf seine Uhr. Nigel saß immer noch im Schneidersitz auf dem Asphalt und zeichnete.
    Blaine widmete sich noch einmal Trinity. Er vergrub seine Hände in ihrem Haar, wollte ihr Zusammensein bis zur letzten Sekunde genießen, das Gefühl ihrer weichen Haarsträhnen in seinen schwieligen Händen für immer bewahren. «Was willst du wegen des Chamäleons unternehmen?»
    Er würde nicht zulassen, dass sie sich drückte. Er brauchte ihre Hilfe. Wenn Angelica Chammy zur Hilfe eilte, dann würde es einen großen Showdown geben. Er musste wissen, ob Trinity ihn aus freien Stücken unterstützen würde oder ob er sie dazu zwingen müsste.
    Trinity holte tief Luft und nickte. «Es muss sterben.»
    «So ist es.» Perfekt. Er hatte sie eingewickelt und genau da, wo er sie haben wollte. Sie war bereit, sich zu opfern, um ihn ans Ziel zu bringen.
    Allerdings wollte sich bei ihm keine Erleichterung einstellen.
    Er fühlte sich einfach nur beschissen. Er bekam das Bild von dem postapokalyptischen Trinity-Hologramm nicht aus seinem Kopf. Er wollte nicht, dass sie sich in dieses Schreckgespenst verwandelte. Es wäre ein Sieg für die Hexe. «Du wirst ihm nicht selbst den Todesstoß geben», entschied er jäh. «Es muss noch einen anderen Weg geben.»
    «Und was für einen? Das Hologramm –»
    «– hat uns nur eine Möglichkeit aufgezeigt. Nichts ist unveränderlich. Wenn das Monster erst einmal geschwächt ist, eröffnet sich uns vielleicht eine Alternative.» Er schüttelte sie sachte. «Du wartest so lange, bis du eine andere Lösung siehst, hast du verstanden? Etwas anderes erlaube ich dir nicht.»
    Sie erwiderte seinen Blick. «Wenn ich mein Leben opfern muss, dann ist das in Ordnung. Ich kann das akzeptieren.»
    Noch während sie sprach, begriff Blaine, dass er das nicht akzeptieren konnte. Ganz und gar nicht.
    Klasse Timing, Blaine.
    Trinity rutschte die Böschung des Ententeichs herunter. Blaine, Jarvis und Nigel folgten ihr. Sie befanden sich jetzt im Boston Garden. Die Softballspieler im Park hatten sich schon sehr für das blutbesudelte, angebrannte Vierergespann interessiert.
    Jarvis hieß die Gruppe per Handzeichen anhalten und wies auf etwas vor ihnen.
    Hinter einem der Brückenpfeiler lugte ein haariger Knöchel hervor. «Ist es das?»
    «Es ist in seiner menschlichen Form», flüsterte Jarvis. «Wahrscheinlich verwandelt es sich im Schlaf in seinen Urzustand zurück.»
    Trinity schlug das Herz bis zum Hals. «Wenn es ein Mensch ist, kann ich ihm nichts tun. Damit habe ich ein Problem –»
    «Keine Sorge. Das wird sich ganz schnell ändern.» Sie pirschten sich heran. Blaine qualmte bereits. «Vielleicht kannst du etwas sehen, solange es noch schläft. Die meisten Lebewesen sind schwächer, wenn sie nicht bei Bewusstsein sind.»
    «Stimmt.» Trinity legte Blaine die Hand auf den Rücken und sie schlichen weiter. Sie spähte um den Pfeiler herum und sah ihr Ziel.
    Dort lag ein Mann in zerrissenen Jeans. Sein hagerer, muskulöser Oberkörper war unbekleidet. Sein Rücken war voller Blutergüsse, seine Fingernägel blutig und sein Haar schmutzig. Sie betrachtete die Züge des Schläfers, seine hohen Wangenknochen, seinen kräftigen Kiefer, seinen anmutigen Hals. An seinem kleinen Finger steckte ein goldener Siegelring. Seine Hand lag, scheinbar bereit zur Gegenwehr, locker auf einem Stein. Sein Körper war vollkommen schlaff. Offenbar war er völlig erschöpft in einen so tiefen Schlaf gefallen, dass er nichts von der nahenden Gefahr bemerkte.
    «Wie kann ich ihn töten?», fragte Blaine leise.
    «Ich weiß nicht.» Noch nie zuvor hatte sie sich so sehr als mordlüsterner, widerwärtiger Abschaum gefühlt wie jetzt. Sie hatte sich an einen schlafenden Menschen herangeschlichen, um ihm das Leben zu nehmen. Ihr wurde schlecht. «Ich glaube, ich kann das nicht –»
    «Willst du, dass dein Vater stirbt?»
    «Nein. Natürlich nicht.»
    «Bitte sehr, das ist deine Motivation.»
    Sie fixierte den arglosen Schläfer. Dann sah sie den überraschten Gesichtsausdruck ihres Vaters, als er sich in pinkfarbenen Staub verwandelt hatte und verschwunden war. Wie liebevoll er sie angesehen hatte, als er sich verabschiedet hatte. Tränen schnürten ihr die Kehle zu und sie spürte, wie sich die Hitze aufbaute, die sie so sehr fürchtete.
    «Braves Mädchen.» Blaine drückte aufmunternd ihre Schulter. «Du schaffst

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