Küssen auf eigene Gefahr
grellen Sonnenlicht über die Augen. Doch genau in dem Augenblick, in dem Sam feststellte, dass die Sicht des Mannes beeinträchtigt war, schwang Chains seine Pistole herum und zielte auf ihn.
»Denk nicht mal dran«, bellte er. »An deiner Stelle würd ich es mir sogar zweimal überlegen, bevor ich auch nur tief Atem hol. Selbst wenn ich momentan nur die Hälfte seh, gibst du immer noch ein gutes Ziel ab, und ehrlich gesagt, Arschloch, gehst du mir allmählich auf die Nerven.«
»Das tut mir aber wirklich Leid«, murmelte Sam, aber Chains hörte ihn überhaupt nicht. Er starrte mit offen stehendem Mund an ihm vorbei.
»Zwillinge?«, krächzte er. »Meine Fresse, ihr seid verflixte Zwillinge?«
»Nun ja, ich bin mir nicht sicher, ob das das Adjektiv ist, das ich verwenden würde«, setzte Catherine an und spürte im gleichen Moment den warnenden Druck von Kaylees Hand an ihrem Arm.
Doch Chains achtete gar nicht auf ihre Worte. »Welche von euch beiden ist Kaylee?«, fragte er.
Die Schwestern wechselten rasch einen Blick. Dann drehten sie sich beide gleichzeitig zu Chains um und sagten im Chor: »Ich.«
»Catherine«, sagte Sam scharf, und im selben Augenblick murmelte Bobby »Ach, du Scheiße« vor sich hin.
Chains wandte sich an die beiden Männer. »Also, welche ist welche?«
Als sie ihn nur schweigend ansahen, blaffte er: »Dann erschieß ich sie eben alle beide, verdammt noch mal.«
»Nein, das wirst du nicht tun«, schaltete Bobby sich ein. »Kaylees Schwester hat mit dieser Sache nicht das Geringste zu tun - sie ist da nur zufällig reingeraten. Der Jimmy Chains, den ich kenne, wäre niemals imstande, kaltblütig eine unschuldige Frau zu erschießen.«
»Mag schon sein, aber vielleicht kennst du mich nicht so gut, wie du gedacht hast«, sagte Chains, ohne weiter darauf einzugehen. Er schwenkte seine Pistole vor den beiden Männern. »Steh auf, Bobby. Und du, Arschloch, dreh dich um.« Dann beschrieb er mit dem Lauf der Pistole einen Bogen. »Stellt euch an die Wand, beide.«
Sam und Bobby legten ihre Hände flach gegen die Wand und spreizten die Beine. Sie rührten sich nicht, während Chains sie nach Waffen absuchte. Er zog die beiden Pistolen aus Sams Hosenbund. »Auf die Weise komm ich direkt noch zu einer hübschen kleinen Sammlung«, murmelte er zufrieden vor sich hin, als er sie in seinen Hosenbund steckte und einen Schritt zurücktrat. Dann zog er ein Stück Schnur aus seiner Tasche.
»Dabei werdet ihr mir ein bisschen helfen müssen, Mädels.« Er reichte Catherine die Schnur. »Los, ihr beiden«, sagte er zu Sam und Bobby, »legt euch Rücken an Rücken aufs Bett, Hände nach hinten. Und du bind ihnen die Handgelenke zusammen«, wies er Catherine an. »Scheiße, was nehmen wir denn für die Füße? Wenn ich gewusst hätte, dass ihr zu zweit seid, hätte ich eine längere Schnur mitgebracht.« Er sah sich kurz im Zimmer um und ging zum Fenster, wo er mit seinem Taschenmesser ein Stück von der Vorhangschnur abschnitt und Kaylee zuwarf. »Da. Bind ihre Füße zusammen.«
Einige Minuten später waren die beiden Männer gut verschnürt, und Chains stand neben dem Bett und sah mit Genugtuung auf sie hinunter. Ha! Wenn ihn all die Arschlöcher, die ihn jemals als dumm bezeichnet hatten, jetzt sehen könnten.
Grinsend drehte er sich zu Catherine und Kaylee um. »Meine Damen.« Mit einer weit ausholenden Geste bedeutete er den Zwillingen, ihm vorauszugehen. »Nach euch.« Dann folgte er ihnen und schlug mit einem lauten Lachen die Tür des Motelzimmers hinter sich zu.
Eine Stunde später war er bereits sehr viel weniger gut gelaunt. Verdammt noch mal. Er konnte nicht ewige Zeiten durch die Gegend fahren, solange zwei Frauen mit feuerroten Haaren und diesen Wahnsinnskurven auf dem Rücksitz saßen. Sie zogen viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich, und darüber hinaus war es gut möglich, dass ihm bereits die Bullen auf den Fersen waren. Er musste erst mal runter von der Straße und sich in aller Ruhe einen Plan überlegen.
Zwillinge. Wer zum Teufel hätte das gedacht? Und was in aller Welt sollte er mit derjenigen anfangen, die nicht Kaylee war? Er hatte sich innerlich gerade damit abgefunden, das zu tun, was mit ihr getan werden musste, und das war weiß Gott nichts, worauf er sich freute. Nach der frustrierenden Verfolgungsjagd quer durchs Land kam ihm der Gedanke zwar nicht mehr ganz so abwegig vor wie zu dem Zeitpunkt, als er von Miami aufgebrochen war, aber er gab sich auch nicht der
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