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Küssen auf eigene Gefahr

Küssen auf eigene Gefahr

Titel: Küssen auf eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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auf die Füße und hielt den durchnässten Baumwollstoff von ihrer Brust weg.
    »Oh Tommy, sieh nur, was du wieder gemacht hast!«, jammerte die Mutter. »Tut mir Leid, Miss, tut mir furchtbar Leid.« Sie stand auf und tupfte hilflos mit einer Papierserviette an Catherines nasser Bluse herum. Ihre Verzweiflung übertrug sich auf den Jungen, und sein anfänglich leises überraschtes Wimmern steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Gebrüll.
    »Es ist nicht so schlimm. Wirklich. Die Bluse ist schon alt.« Catherine nahm der Frau die feuchte Serviette aus der Hand und wischte damit den Saft von ihren Beinen.
    Sam war erstaunt, dass sie so ruhig blieb. Er hätte erwartet, dass sie zu den Frauen gehörte, die wegen einer solchen Sache völlig außer sich gerieten. Er stand ebenfalls auf. »Kommen Sie«, sagte er und hob ihr Gepäck auf. »Sie können sich auf der Toilette umziehen.«
    Er fasste Catherine am Ellbogen und führte sie an der fortwährend Entschuldigungen stammelnden Frau und dem heulenden Jungen vorbei zur Damentoilette. Er stieß die Tür auf und steckte den Kopf hinein, um sicherzugehen, dass es keine anderen Ausgänge gab, durch die Catherine sich aus dem Staub machen konnte. Eine Frau, die sich am Waschbecken gerade die Hände abtrocknete, schnappte empört nach Luft, er schenkte ihr jedoch keine Beachtung und drückte Catherine den Koffer in die Hand. »Ziehen Sie sich um.«
    Catherine nahm eine Hand voll Papierhandtücher, hielt sie unter den Wasserhahn und entfernte damit die klebrigen Traubensaftreste von ihrer Haut. Dann zog sie die Bluse aus und warf sie nach einem kurzen, wehmütigen Blick in den Abfalleimer. Da war nichts mehr zu machen, die war völlig ruiniert. Sie hockte sich vor Kaylees Koffer, ließ die Schlösser aufschnappen und schlug den Deckel zurück.
    Für eine Frau, die sich ihr ganzes Leben lang bemüht hatte, ihre allzu auffälligen Rundungen zu verbergen, war die Auswahl, die sich da bot, ein einziger Alptraum. Sie probierte ein Oberteil nach dem anderen an, und jedes schien ihr noch mehr zu enthüllen als das vorherige. Schließlich entschied sie sich für ein smaragdgrünes T-Shirt, doch als sie sich damit im Spiegel sah, zog sie verzweifelt an dem dünnen Stoff, damit der Saum wenigstens bis zum Bund ihrer Radlerhose reichte. Du lieber Himmel, und dann musste es zu allem Überfluss auch noch derart ihre Brüste betonen! Sie durchwühlte ein letztes Mal vergeblich den Inhalt des Koffers. Besaß Kaylee denn kein einziges Kleidungsstück, das nicht glitzerte, schimmerte oder so eng war, dass es wie eine zweite Haut anlag?
    Ein ungeduldiges Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren. »Machen Sie auf, Red«, ertönte McKades Stimme. »Sie haben genug Zeit gehabt.«
    Mit einem Satz war sie an der Tür und riss sie auf. »Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin nicht Ihr dressierter Affe. Ich komme raus, wenn ich fertig bin.«
    Seine Augen richteten sich wie zielgesteuerte Raketen auf ihre Brüste. Dann wanderte sein Blick über ihren Körper, und sie sah, wie sich der Adamsapfel an seinem kräftigen Hals einmal langsam hob und senkte. »Äh, ja. Sicher. Okay«, stammelte er. Er richtete seine Augen wieder auf ihr Gesicht, und seine dunklen Brauen zogen sich über seiner Nasenwurzel zusammen, während er die Fassung wiederzugewinnen versuchte. »Ich gebe Ihnen noch zwei Minuten, MacPherson.«
    Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu. »Machen Sie dieses, Red, machen Sie jenes«, äffte sie ihn verbittert nach. »Das hat mir echt gefehlt, dass mich ein mieser Kopfgeldjäger durch die Gegend schleift und mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe.« Sie bückte sich und legte Kaylees Sachen zurück in den Koffer, dann richtete sie sich auf und sah sich in dem Raum um.
    Warum in aller Welt vergeudete sie nur ihre Zeit damit, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie in den Klamotten ihrer Schwester aussah, statt die Gelegenheit zu nutzen, wenn sie endlich einmal eine Minute allein war, und sich zu überlegen, wie sie aus diesem Schlamassel herauskam? Verdammt noch mal! Sie hätte sich in den Hintern beißen können. Gab es hier ein Fenster? Sie sah sich suchend um. Nein, kein Fenster. Gut, denk weiter nach. Was sonst? Lippenstift! Sie würde einen Hilferuf auf den Spiegel schreiben. Vielleicht würde ihn ja jemand lesen und das FBI benachrichtigen oder so.
    Sie suchte in der Handtasche nach Kaylees überdimensional großem Kosmetiktäschchen, kramte von ganz unten einen Lippenstift hervor,

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