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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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war. Schnaps rockte mehr als spießiger Cognac, aber dies war eine der Gelegenheiten in ihrem Leben, zu der es besser gewesen wäre, Cognac zu sein.
    Staunend betrachtete sie die Räume mit den weißen Möbeln, rotvioletten Kissen und silbernen Tischen. Durch die riesigen Fenster blickte man über die hintere Terrasse hinab zum Golf von Mexiko. »Sind Sie hier aufgewachsen?« Im Eingangsbereich führte eine breite weiße Marmortreppe mit einem schwarzen schmiedeeisernen Geländer in den ersten Stock. An den Wänden hingen kunstvolle Gemälde und professionelle Fotografien, und ein schwerer Tisch in der Mitte wurde von einer Vase mit frischen Schnittblumen dominiert. Stella sah hinauf zu dem Kuppeldach hoch über ihrem Kopf.
    »Nein. Dr. Mike ist der zweite Mann meiner Mutter«, sagte er wortkarg. Er gab nie mehr preis als die grundlegenden Informationen.
    Ein gelber Tupfer erregte Stellas Aufmerksamkeit, und sie schaute zu der Frau ganz oben auf der Treppe. Sogar von Weitem erkannte Stella, dass sie perfekt war. Perfektes blondes Haar, perfekte zitronengelbe Bluse und eine perfekte weiße Leinenhose. Die perfekte Frau im perfekten Haus, und Stella wurde sich plötzlich ihres ganz und gar nicht perfekten Aussehens sehr bewusst. Ihres zerknitterten Kleids und ihrer verschrammten Stiefel. In ihrem Rucksack hatte sie ein Gummiband gefunden, mit dem sie sich die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Je näher die perfekte Frau kam, desto unvollkommener fühlte sich Stella und desto größer wurde ihr Bedürfnis, sich hinter dem Granitfels von einem Mann zu verstecken, der neben ihr stand. Sich einfach hinter ihn zu stellen und ihr Gesicht an seinem warmen Rücken zu verbergen. Obwohl sie nicht wusste, warum sie dort Trost zu finden glaubte oder warum sie so ein Waschlappen war. Normalerweise war sie viel stärker. Sie hatte schon als Kind gelernt, stark zu sein, und statt sich zu verstecken, straffte sie die Schultern und machte sich ein wenig größer. Tja, soweit es angesichts ihrer 1,55 Meter möglich war.
    »Beau!« Die Frau trug die Haare zu einem schulterlangen Bob geschnitten und um den Hals eine mehrreihige verdrehte Perlenkette. Sie war groß, dünn und wunderschön, und die winzigen Absätze ihrer Schuhe klapperten auf dem Boden, während sie auf ihren Sohn zuging.
    »Mom.« Beau ließ Stellas Sporttasche fallen und schloss seine Mutter in die Arme. Er senkte den Kopf und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Seine Mutter nickte und zog sich ein Stückchen zurück.
    »Ich dich auch.« Sie blickte zu ihm auf und nahm sein Gesicht zärtlich in die Hände. »Du siehst müde aus, kleiner Junge.«
    Kleiner Junge? Stella biss sich auf die Lippe. Er war weder klein noch ein Junge.
    »Ich werde langsam alt.«
    »Nein, wirst du nicht.« Sie legte die Hände auf seine breiten Schultern. »Wenn du alt wirst, heißt das, dass ich steinalt werde.«
    »Du wirst nie alt, Mom.« Er ließ ein seltenes Lächeln aufblitzen und sah suchend zur ersten Etage hinauf. »Ist Dr. Mike nicht da?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Er hält einen Vortrag auf der Konferenz über Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Cleveland.«
    Stirnrunzelnd richtete Beau den Blick wieder auf seine Mutter. »Aber du fährst sonst immer mit ihm. Du bist doch nicht meinetwegen hiergeblieben?«
    »Natürlich. Ich bin lieber hier bei dir, als mit einem Haufen Ärzten herumzusitzen, die über Vorhofflimmern diskutieren.« Sie ließ Beaus Gesicht los. »Ich bin sehr gern mit Mike zusammen, aber nach stundenlangen Diskussionen über die neusten Behandlungsmethoden und Heiltherapien muss ich mich entschuldigen und mich mit etwas anderem beschäftigen.« Sie drehte sich zu Stella um und musterte sie neugierig. Stella spürte ihre nervöse Anspannung zwischen den Schulterblättern, während sie stillstand und sich so groß wie möglich machte. Doch dann verzog ein Lächeln die Lippen der Frau, das die Falten in ihren Augenwinkeln erreichte. Ihre Augenfarbe war ein warmes Braun, kein kaltes Grau wie die ihres Sohnes. Als sie ihr ihre weiche, kühle Hand reichte, entspannten sich Stellas Schultern spürbar. »Sie müssen eine Freundin von Beau sein. Ich bin seine Mutter, Naomi Crandall.«
    Eine Freundin? Als Freund würde sie ihn nicht gerade bezeichnen. Auch wenn sie nicht wusste, wie sie ihn sonst nennen sollte. Verkrampfter Korinthenkacker vielleicht. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Crandall.«
    »Naomi.« Sie drückte Stellas

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