Kuessen gut, alles gut
schönen Gesicht ergriff. Wenn sie erfuhr, dass ihr Ehemann sie wieder einmal betrogen hatte.
In den ersten zehn Jahren seines Lebens hatte Beau keinen Schimmer gehabt, warum seine Mutter an manchen Tagen wirkte, als sei alles Leben aus ihr gewichen. Erst als er einen Streit seiner Eltern mit anhörte, als er zum ersten Mal die erhobene Stimme seiner Mutter vernahm, hatte er von der Untreue seines Vaters erfahren. Dass sein Vater anderen so viel Schmerz zufügte. Ein ums andere Mal. Seit jenem Tag hatte er gewusst, dass sein Vater kein Held war.
Er hatte mit Blake darüber gesprochen, der ihm geraten hatte, die Sache zu vergessen. Ihre Eltern hätten das geklärt, und ihr Vater müsste jetzt damit aufhören. Natürlich hatte er das nicht getan, aber es hatte auch keinen Streit mehr gegeben. Keine erhobenen Stimmen und kein Gebrüll mehr. Erst als er siebzehn war und der Streit nicht zwischen seinem Vater und seiner Mutter stattgefunden hatte.
Damals lebten sie in einem weißen Stuckhaus, nur wenige Meilen vom Stützpunkt in Coronado, Kalifornien, entfernt. Im Jahr zuvor hatten Blake und er sich bei der Marineakademie beworben, und in nur wenigen Monaten wollten sie nach Annapolis, Maryland, gehen. Was sie mit ihrem Leben anstellen wollten, war nie eine Frage gewesen. Sie hatten nie eine andere Vorstellung von ihrer Zukunft gehabt, als in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Gemeinsam. Von der Wiege bis zur Bahre.
Bis er seine Mutter in ihrem geräumigen Wandschrank auf einem Haufen Kleider vorfand, die sie von den Kleiderbügeln gezerrt hatte.
»Warum bleibst du?«, fragte er sie.
Sie zog ganz leicht eine Schulter hoch, als wäre ihr ein vollständiges Achselzucken zu anstrengend. »Wo sollte ich denn hin?«
Er wollte, dass sie aufstand, dass sie etwas unternahm, doch sie starrte nur auf seine Schuhspitzen. »Wo ist er?«, fragte er, genauso wütend auf sie wie auf seinen Vater.
»Bei Joyce.«
»Bei der Nachbarin?« Bei der, die zu enge Klamotten trug und deren Haare mehrere Nuancen zu blond waren? Die Nachbarin, von der alle wussten, dass sie eine Menge »Freunde« hatte? Seine Mutter war zehnmal attraktiver und hatte zwanzigmal mehr Klasse.
Als sie nickte, rannte Beau aus dem Haus und hämmerte gegen die Nachbartür, bevor er sich überhaupt überlegt hatte, was er tun würde, wenn sein Vater öffnete. Jener kurze Moment, in dem er auf jener Veranda stand und die warme Sonne Kaliforniens sein sowieso schon heißes Gesicht noch mehr erhitzte, zog sich endlos hin. Er wollte gerade noch einmal klopfen, als die Tür sich öffnete und Joyce im dunkleren Eingangsbereich stand. Mit ihren zerwühlten Haaren und dem Morgenrock aus Seide, der ihr von der Schulter rutschte, machte sie ihrem Ruf alle Ehre. Und während Beau dort stand und die stadtbekannte Schlampe anstarrte, wünschte sich ein Teil von ihm verzweifelt, dass sein Vater gar nicht im Haus dieser Frau war.
»Wo ist mein Vater?«
Als sein Vater hinter sie trat, der sich gerade sein braunes T-Shirt über den Kopf zog, öffnete sie die Tür weiter. »Was willst du?« Das klang weder nach Scham noch nach Schuldbewusstsein. Er wirkte eher verärgert.
»Wie kannst du das meiner Mutter antun?«
»Sie hätte dich nicht herschicken dürfen.«
»Das hat sie auch nicht.« Er sah seinem Vater in die Augen. Ein kaltes Grau, das seinem so sehr ähnelte. »Warum verletzt du sie so?«
»Ein Mann braucht mehr, als nur eine Frau ihm geben kann. Eines Tages wirst du das verstehen.«
»Was? Dass es okay ist, seine Ehefrau zu betrügen?«
»Das tun Männer eben. Und du wirst es auch tun.«
Nein. Er hatte zu oft die Verzweiflung in den Augen seiner Mutter gesehen, um einem geliebten Menschen je solchen Schmerz zuzufügen. Er schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich nicht.«
Sein Vater lächelte, als wüsste er es besser. »Du und dein Bruder, ihr seid wie ich.«
»Ich bin nicht wie du«, hatte er protestiert und sich sofort daran gemacht, es ihm zu beweisen. Gleich am nächsten Tag war er in ein Rekrutierungsbüro marschiert und hatte sich bei den Marines verpflichtet.
Als Zeitsoldat.
Bei den Marines.
Sein alter Herr war stinksauer gewesen. Seine Mutter hatte sich gesorgt, dass er aus Wut eine vorschnelle Entscheidung getroffen hatte. Sein Bruder war geschockt gewesen, aber Beau hatte es nie bereut. Aus dem Schatten seines Vaters entkommen war er im Corps regelrecht aufgeblüht. Er war sein eigener Herr gewesen. Hatte sich von der Last seines Nachnamens
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